Finanzen

Aufsicht schließt Bremer Greensill Bank, stellt Strafanzeige

Die Bremer Greensill-Bank ist in schwere Turbulenzen geraten. Die Finanzaufsicht hat das Geldhaus geschlossen.
03.03.2021 10:55
Aktualisiert: 03.03.2021 10:55
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Finanzaufsicht Bafin macht die Bremer Greensill Bank AG wegen drohender Überschuldung dicht. Die Tochter des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill werde mit sofortiger Wirkung für den Kundenverkehr geschlossen, teilte die Finanzaufsicht am Mittwoch mit. Es wurde ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen. Durch das Moratorium sollen Vermögenswerte gesichert werden.

Zugleich stellte die Aufsicht Strafanzeige gegen das Institut, wie ein Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft auf Anfrage sagte. Details nannten weder er noch die Bafin. Bei einer Sonderprüfung hatte die Aufsicht nach eigenen Angaben festgestellt, dass das Bremer Institut nicht in der Lage sei, «den Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen zu erbringen, die sie von der GFG Alliance Group angekauft hat.» Die Behörde setzte daraufhin einen Sonderbeauftragten bei der Bank ein.

Die Greensill Bank AG hat der Bafin zufolge keine systemische Relevanz. Ihre Notlage stelle daher keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar. Die Bilanzsumme des Instituts belief sich Ende 2020 auf rund 4,5 Milliarden Euro.

Das Bremer Institut ist aus der Nordfinanz Bank hervorgegangen. Es bietet neben Finanzierungen für Unternehmen auch Tages- und Festgeldanlagen an und lockte dabei mit ungewöhnlich hohen Zinsen. Die Anlagen wurden von der Bank selbst und über Zinsportale im Internet wie beispielsweise Weltsparen angeboten. Nach Angaben von Weltsparen handelte es sich um mehrere hundert Millionen Euro.

Sollte die Bafin förmlich feststellen, dass die Greensill Bank AG nicht in der Lage ist, die Einlagen zurückzuzahlen, sind Spareinlagen bis zu 100 000 Euro pro Kunde im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt.

Darüber hinaus gehören die Bremer der Einlagensicherung des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) an. In der Regel sind damit pro Kunde mindestens 750 000 Euro pro Institut geschützt. Bei vielen Banken liegt die Sicherungsgrenze allerdings deutlich höher, bei Greensill sind es laut BdB bis zu knapp 75 Millionen Euro pro Kunde. Privatkunden seien voll umfänglich geschützt, der Einlagensicherungsfonds sei gut gerüstet, sagte ein BdB-Sprecher. Bis Sparer im Insolvenzfall ihr Geld zurückbekommen, dauert es erfahrungsgemäß allerdings eine Weile.

Interessante Geschäftsmodelle

Die Bremer Privatbank gehört zur australisch-britischen Greensill Gruppe. 2011 vom Ex-Banker Lex Greensill gegründet, spielt die Gruppe eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Lieferketten. Dabei geht es um einen kurzfristigen Bargeldvorschuss, der Unternehmen Zeit gibt, um Lieferanten zu bezahlen. Greensill Capital zahlt einem Lieferanten schneller die Rechnung, als es der Auftraggeber könnte - und bekommt dafür einen Rabatt. Für diese Geschäfte ist ausreichende finanzielle Rückendeckung erforderlich. Die Bremer Greensill Bank AG versteht sich der Bafin zufolge als Refinanzierer für die Gruppe.

Die Forderungen bündelte Greensill Capital in anleiheähnlichen Wertpapieren und verkaufte sie an Investoren. Zuletzt kamen Investoren Medienberichten zufolge allerdings Zweifel, was die Finanzgruppe unter Druck setzte. Der Mutterkonzern Greensill Capital Pty Ltd. sitzt in Australien, die nach eigenen Angaben einen neuen Eigentümer sucht. Insidern zufolge verhandelt sie derzeit mit dem US-Finanzinvestor Apollo. DieTochter Greensill Capital Ltd sitzt in London.

Schon seit dem vergangenen Sommer prüft die BaFin die Vorgänge bei der Greensill Bank. Hinter­grund ist Medienberichten zufolge, dass die Bank einen großen Teil ihrer Einla­gen als Darle­hen an die Unter­neh­men des indisch-briti­schen Stahl­ma­gna­ten Sanjeev Gupta und seiner Fami­lie ausge­ge­ben haben soll. Dessen Firma Liber­ty Steel ist vor kurzem mit der Übernahme der Stahl­spar­te von Thys­senkrupp geschei­tert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Die Lage ist ernst“ – Maschinenbau fordert Taten von Merz
16.09.2025

Der deutsche Maschinenbau, eine Schlüsselbranche mit rund einer Million Beschäftigten, steckt in einer tiefen Krise: Schwache Konjunktur,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stimmung hellt sich auf – Hoffnung für Autobranche und Chemie
16.09.2025

Nach langer Durststrecke gibt es wieder positive Signale für die deutsche Wirtschaft. Das ZEW-Konjunkturbarometer zeigt einen deutlichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Gasspeicher über Zielmarke von 70 Prozent hinaus gefüllt- Winter-Risiken bestehen
16.09.2025

Die deutschen Erdgasspeicher sind derzeit zu rund 75 Prozent gefüllt und haben damit das für den 1. November festgelegte Ziel von 70...

DWN
Politik
Politik Taiwan veröffentlicht neuen Zivilschutzleitfaden für möglichen China-Angriff
16.09.2025

Taiwan hat ein aktualisiertes Handbuch zum Zivilschutz vorgestellt, das die Bevölkerung auf einen möglichen militärischen Angriff Chinas...

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschläge: Italien erlaubt Auslieferung von Ukrainer nach Deutschland
16.09.2025

Drei Jahre nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee rückt ein Gerichtsverfahren in Deutschland näher. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission billigt deutsche Haushaltsstrategie trotz hoher Neuverschuldung
16.09.2025

Die Europäische Kommission hat den von der Bundesregierung geplanten Schuldenkurs bis 2031 gebilligt. Trotz geplanter Milliardenkredite...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietrecht in Deutschland: Expertenkommission nimmt Arbeit auf
16.09.2025

Im Bundesjustizministerium hat eine neue Expertenkommission zum Mietrecht ihre Arbeit begonnen. Nach Angaben des Ministeriums soll das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand
16.09.2025

Die Rolle der Finanzchefs verändert sich rasant: Statt nur Zahlen zu verwalten, gestalten sie die Strategie, treiben Digitalisierung und...