Finanzen

„Liebe Mutter, vergiss das Bargeld“: Der IWF macht Werbung für digitale Zentralbankwährungen

Der IWF schildert in einem fiktiven Gespräch zwischen einem Sohn und seiner Mutter, warum digitale Zentralbankwährungen viel praktischer sein sollen als Bargeld. Das fiktive Gespräch lässt tief blicken, ist aber hochinteressant.
03.03.2021 14:09
Aktualisiert: 03.03.2021 14:09
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der IWF schildert in einem Beitrag unter dem Titel „Liebe Mutter, vergiss das Bargeld“ praxisnah, wie künftig digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) im Alltagsleben zum Einsatz kommen sollen. Man könnte eines Tages die digitale Währung der Zentralbank verwenden. Stelle Dir das als eine digitale Form von Bargeld vor, die Du in einer App namens Digital Wallet auf Deinem Telefon aufbewahren kannst, ähnlich der, mit der wir uns gegenseitig Nachrichten senden. Du kannst dort Geld von Deinem Bankkonto überweisen oder einfach Guthaben halten, das Du von anderen erhältst. Anstatt Dir ein Bild per Telefon zu schicken, könnte ich Dir Euros schicken, die ich nicht ausgegeben habe (…) Ich müsste mich wahrscheinlich für einen registrieren und meinen Reisepass und andere Informationen angeben. Nicht, dass der Staat mich beschnüffelt, sondern um sicherzustellen, dass das Geld nicht an die falschen Leute geht, wie an eine Terroristengruppe. Nein, mach dir keine Sorgen, Mutter, ich kenne keine Terroristengruppe. Wem würde ich außer dir überhaupt Geld schicken?!“, so der Abteilungsleiter in der Abteilung Geld- und Kapitalmärkte des IWF, Tommaso Mancini-Griffoli in einem fiktiven Gespräch mit seiner Mutter.

Mehr zum Thema: Corona-Prognose: Der „IMF Coin“ wird die neue Leitwährung der Welt

Trotz dieser Vorteile gehen die Zentralbanken zu Recht vorsichtig vor. Zahlungen seien systemrelevant. Doch es bestünden Gefahren, die aus möglichen Cyber-Angriffen, Geldwäscheaktionen oder Terrorfinanzierungs-Vorhaben herrühren würden.

„Es gibt auch andere Risiken. Das vielleicht wichtigste hängt mit der Bankfinanzierung zusammen. Was wäre, wenn Du Deine Ersparnisse bei der örtlichen Bank abheben und nur die digitale Währung der Zentralbank halten würdest? Ich weiß, Du bist seit der letzten Krise gegenüber großen Banken misstrauisch geworden. Aber Banken sind wichtig, um Deine Ersparnisse zu kanalisieren und das Projekt eines anderen zu finanzieren. Vielleicht braucht unser Bäckerfreund einen Kredit, um einen neuen Ofen zu bekommen. Daher ist es wichtig, Wege zu finden, um große oder scharfe Verschiebungen von Bankeinlagen weg zu begrenzen. Einige Zentralbanken erheben möglicherweise Gebühren, wenn Sie mehr als einen bestimmten Betrag an digitaler Währung halten - wir werden sehen. In ähnlicher Weise können sich Menschen dafür entscheiden, eine von einer ausländischen Zentralbank ausgegebene digitale Währung zu halten, wenn diese als sicherer, stabiler oder vielleicht effizienter und benutzerfreundlicher erachtet wird. Dies wäre ein Problem für das inländische Bankensystem und für die Zentralbanken, die versuchen, ihre Wirtschaft durch Zinssätze für Vermögenswerte in inländischer Währung zu steuern. Daher müssen die Zentralbanken möglicherweise Wege finden, um grenzüberschreitende Ströme in und aus digitalen Währungen zu verwalten. Das ist ein großes offenes Thema, an dem wir arbeiten“, so Mancini-Griffoli.

Der Privatsektor könne mit den Zentralbanken zusammenarbeiten, um die Funktionalität digitaler Währungen zu erweitern. Zum Beispiel könnte eine private Firma den Zentralbanken erlauben, Geld an eine Telefonnummer in Deinem Adressbuch zu senden, die hinter den Kulissen mit einer verifizierten Benutzeridentität verknüpft ist. Private Unternehmen könnten die digitalen Geldbörsen auch so gestalten, dass sie offizielle digitale Währungen enthalten, und sie könnten sogar ihre eigenen digitalen Währungen erstellen, obwohl sie vollständig von der Zentralbank unterstützt und überwacht werden – im Gegensatz zu vielen dieser Kryptowährungen.

„Aber mach Dir sich nicht zu viele Sorgen um diese technischen Details. Das ist meine Beruf und meine Aufgabe“, so der IWF-Banker im fiktiven Gespräch mit seiner Mutter.

Das weltweite Finanznetzwerk Swift und Chinas Notenbank hat kürzlich ein Joint Venture gegründet, um die weltweite Nutzung eines geplanten digitalen Yuan zu untersuchen. Peking hat vor, seine geplante digitale Zentralbankwährung zu internationalisieren, was dem Yuan einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Euro verschaffen würde (HIER).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Juristin warnt: Trump bedroht die Meinungsfreiheit in nie dagewesenem Ausmaß
19.10.2025

Die US-Juristin Nadine Strossen warnt vor einer beispiellosen Bedrohung der Meinungsfreiheit unter Donald Trump. Der Ex-Präsident greife...

DWN
Technologie
Technologie Elektroschrott: Europa sitzt auf Millionen Tonnen wertvoller Rohstoffe
19.10.2025

Europa produziert jährlich über 10 Millionen Tonnen Elektroschrott – doch der Großteil bleibt ungenutzt. In alten Handys, Laptops und...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold, Anleihen, Tagesgeld: Wo Ihr Geld heute noch sicher ist und Rendite bringt
19.10.2025

Krisen, Kriege, Inflation: Die großen Verwerfungen unserer Zeit beeinflussen auch Investitionspläne. Während Kleinanleger auf Tagesgeld...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktivrente: Warum der steuerfreie Zuverdienst problematisch ist
19.10.2025

Die Regierung will Rentner zum Weiterarbeiten motivieren und einen steuerfreien Zuverdienst ermöglichen – bis zu 2.000 Euro pro Monat...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Halbleitermarkt im Blick: Chinesische Investoren nach Nexperia-Fall im Fokus
19.10.2025

Die Kontrolle über strategisch wichtige Unternehmen in Europa gewinnt angesichts der Spannungen zwischen China und den USA an Bedeutung....

DWN
Technologie
Technologie Sex mit der KI? ChatGPT soll Erotik-Funktion erhalten
19.10.2025

Sexy ChatGPT? Laut dem Chef der Entwicklerfirma OpenAI soll der Chatbot bis Jahresende auch Erotik anbieten. Details sind noch unklar.

DWN
Technologie
Technologie Cybersecurity: Was Firmen jetzt tun müssen, um den Cyberkrieg zu überleben
19.10.2025

Die digitale Kriegsführung ist längst Realität, doch viele Unternehmen verkennen das Ausmaß der Bedrohung. Zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft JPMorgan-Chef Dimon warnt: Die Party an den US-Börsen ist vorbei – jetzt zählen Waffen statt Aktien
18.10.2025

JPMorgan-Chef Jamie Dimon zeichnet ein düsteres Bild der Weltwirtschaft: Er warnt vor einer harten Marktkorrektur, kritisiert die Politik...