Politik

„Nie dagewesene Nachfrage“: Corona-Pandemie beflügelt Pharma-Riesen Merck

Eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten in der Corona-Pandemie gibt Merck Rückenwind.
05.03.2021 20:27
Aktualisiert: 05.03.2021 20:27
Lesezeit: 2 min

Eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten in der Corona-Pandemie gibt Merck Rückenwind. Nach einem deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg im vergangenen Jahr will der Pharma- und Life-Science-Konzern 2021 weiter zulegen. "Unsere Teams arbeiten zur Zeit rund um die Uhr, um die noch nie dagewesene Nachfrage zu bedienen", sagte der scheidende Vorstandschef Stefan Oschmann am Donnerstag. Denn die weltweite Forschung nach Covid-19-Impfstoffen sorgt bei Merck für einen Auftragsboom im Life-Science-Geschäft, das ein wichtiger Zulieferer für Pharma- und Biotechunternehmen ist. Insgesamt unterstützt der Darmstädter Konzern mehr als 50 Impfstoffprojekte.

2021 rechnet Oschmann mit einem starken organischen Umsatzwachstum. Für den bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) geht er von einem Wachstum im prozentual hohen einstelligen bis niedrigen Zehnerbereich aus. Der Manager übergibt im Mai nach fünf Jahren an der Konzernspitze das Ruder an Vizechefin Belen Garijo. Sie wäre damit die einzige Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns.

Bremsspuren erwartet Oschmann durch negative Währungseffekte, vor allem durch den US-Dollar. Diese könnten sich mit einem Minus von bis zu fünf Prozent auf Umsatz und Ergebnis auswirken. Zudem sei die Prognose durch die Pandemie mit einer höheren Unsicherheit behaftet. Er geht aber nicht davon aus, dass weitere Ausbruchswellen sich ähnlich belastend wie im ersten Halbjahr 2020 auswirken werden.

Für das Life-Sciene-Geschäft, das Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, erwartet Merck wegen der Pandemie sogar "deutlich positive Beiträge". Für die Impfstoffherstellung liefert das Unternehmen unter anderem hoch spezialisierte Filter und Zellkulturmedien. Für die Mainzer BioNTech stellt Merck die für die Herstellung des Covid-19-Vakzins benötigten Lipide bereit. Dafür wird mit Hochdruck am Ausbau der Kapazitäten gearbeit und knapp 340 Millionen Euro werden investiert.

Das starke Wachstum im Life-Science-Bereich machte im vergangenen Jahr coronabedingte Schwächen in anderen Sparten mehr als wett. Im zweiten Quartal litt vor allem das Geschäft mit Fruchtbarkeitsbehandlungen, bei dem Merck Weltmarktführer ist, da in der Pandemie viele Kinderwunschkliniken geschlossen blieben. In der zweiten Jahreshälfte erholten sich die Umsätze wieder.

Gut läuft das Geschäft mit neuen Medikamenten wie der Krebsimmuntherapie Bavencio und dem Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad. Oschmann bekräftigte, dass Merck 2022 rund zwei Milliarden Euro Umsatz durch neue Produkte im Healthcare-Bereich erreichen wolle. Zudem zahlt sich die Übernahme des US-Elektronikmaterialienherstellers Versum, den Merck Ende 2019 für rund 5,8 Milliarden Euro gekauft hatte, zunehmend aus. Die Abhängigkeit vom unter hohem Wettbewerbsdruck leidenden Geschäft mit Flüssigkristallen für TV- und Handy-Displays verringerte sich dadurch. Zudem fallen die erhofften Einsparungen höher aus und werden schneller als geplant erreicht.

2020 stieg der Umsatz von Merck um 8,6 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn kletterte um 18,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro, womit der Konzern seine Jahresziele erreichte. Im vierten Quartal legte das Ergebnis um gut drei Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu, Analysten hatten im Schnitt 1,24 Milliarden erwartet. Das bereinigte Ergebnis je Aktie, an dessen Höhe sich die Ausschüttung orientiert, stieg um gut ein Fünftel auf 6,70 Euro. Die Aktionäre sollen eine zehn Cent höhere Dividende von 1,40 Euro je Aktie erhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Regierung plant weiter die Energiewende mit einer Grüngasquote: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...