Unternehmen

Autozulieferer Continental glaubt nach Corona-Crash an Neustart

Nach einem erneuten Verlustjahr durch Corona-Einbußen und den teuren Konzernumbau will der Autozulieferer Continental 2021 endlich die Wende schaffen.
09.03.2021 13:50
Lesezeit: 2 min

Nach einem erneuten Verlustjahr durch Corona-Einbußen und den teuren Konzernumbau will der Autozulieferer Continental 2021 endlich die Wende schaffen. Die schlimmste Phase der abgesackten Nachfrage und verminderten Produktion in der Branche sei inzwischen vermutlich überwunden, hieß es am Dienstag bei der Vorstellung der vorläufigen Jahreszahlen in Hannover. Conti gab sich mit Blick auf die kommenden Monate daher vorsichtig optimistisch.

Das Dax-Unternehmen muss allerdings mit einigen weiteren Gefahren umgehen. Dazu gehört insbesondere, den anhaltenden Liefermangel bei unerlässlichen Halbleiter-Chips in den Griff zu bekommen.

Unterm Strich fiel bei dem nach Bosch zweitgrößten Zulieferer im vorigen Jahr ein Minus von knapp einer Milliarde (962 Mio) Euro an, nach 1,22 Milliarden Euro Verlust 2019. Es hakte bei Bestellungen und in den Lieferketten. Andererseits konnte Continental zum Beispiel bei den Technologien rund ums autonome Fahren von 2018 bis 2020 hochgerechnet schon Aufträge über gut 9 Milliarden Euro einsammeln.

Im laufenden Jahr, das mit allerlei Unsicherheiten gespickt ist, soll es bergauf gehen. „Der Tiefpunkt liegt hinter uns“, sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer. Conti hält Zuwächse für möglich - an der Börse und bei Branchenexperten wurde derlei Zuversicht jedoch eher verhalten aufgenommen. Aktuell sind bei Autoherstellern und -zulieferern zudem vor allem die Beschaffungsprobleme mit Elektronik-Bauteilen ein Problem. „2021 bleibt in Summe herausfordernd“, erklärte Schäfer.

Halbleiter-Elemente stecken in jedem Auto. Sie werden im Zuge der weiteren Vernetzung mit immer mehr Assistenzfunktionen und Hochleistungssteuergeräten noch wichtiger. Continental legt für zusätzliche Logistik-Ausgaben voraussichtlich rund 200 Millionen Euro beiseite, die „fortwährenden Engpässe“ blieben ein Thema.

Man wolle mehr vorbeugen, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer: „Wir sind mit Halbleiterherstellern im Gespräch, um Lieferketten besser zu planen, vorausschauender solche Situationen zu antizipieren, bessere Lagerbestände aufzubauen und Frühwarnsysteme zu nutzen.“ Die Autobranche ist ein wichtiger Abnehmer der Teile. In der Corona-Krise orientierten sich Chipproduzenten aber um und belieferten stärker Kunden aus IT, Unterhaltungselektronik oder Medizintechnik.

Auch der kostspielige Wandel in Richtung Software und Vernetzung sowie veränderte Bewertungen früherer Zukäufe wie Siemens-VDO drückten bei Conti 2020 auf die Bilanz. Um solche und weitere Effekte bereinigt, blieb zwar ein Betriebsergebnis von 1,3 Milliarden Euro, das unter Einschluss aller Faktoren aber wieder in den roten Bereich rutschte. Der Umsatz sank um 15 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro.

Die Gesamtinvestitionen musste Continental im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel drücken. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wurden jedoch stabil gehalten. Dies ist wichtig, um das Tempo bei Zukunftstechnologien zu halten. Setzer bekräftigte: «Unser Ziel ist die Marktführerschaft für automatisiertes und autonomes Fahren.» Eine Batteriezellproduktion ist dagegen weiter kein Thema.

In den Software- und Elektronik-Sparten stellt das Unternehmen auch weiterhin ein, während umgekehrt in klassischen Bereichen zahlreiche Jobs gekappt werden. Ende 2020 hat die Zahl der Beschäftigten im Konzern weltweit um 2,1 Prozent auf gut 236.400 abgenommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu. Welche Titel profitieren,...