Wirtschaft

Inflation voraus: Preis für CO2-Emissionsrechte explodiert

Der Preis für CO2-Zertifikate explodiert. Auf Industrie-Kunden und Verbraucher kommen deutliche Preissteigerungen zu. Auch eine andere Klima-Sondersteuer zeigt schon Wirkung.
12.03.2021 16:34
Aktualisiert: 12.03.2021 16:34
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Inflation voraus: Preis für CO2-Emissionsrechte explodiert
Ein Feuerwerk hinter dem Brandenburger Tor. (Foto: dpa) Foto: Ralf Hirschberger

Der Preis der Emissionszertifikate für das Naturgas Kohlenstoffdioxid (CO2) geht durch die Decke. Wie aus Daten des Anbieters Ember hervorgeht, ist der Preis seit vergangenem Oktober von damals rund 25 Euro je Tonne auf nun 42,86 Euro (Stand: 17. März) gestiegen. Vor einem Jahr, im März 2020, kosteten die Zertifikate nur etwa 17 Euro und haben sich damit mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Bis zum Jahr 2018 lagen die Notierungen in aller Regel zwischen 5 und 7 Euro pro Tonne.

Inflationäre Wirkung

Der Handel von Zertifikaten für Emissionen des lebenswichtigen Naturgases Kohlenstoffdioxid wurde im Jahr 2005 in der EU eingeführt und betrifft Schätzungen zufolge rund 40 Prozent aller CO2-Emissionen in der EU. Rund 11.000 Unternehmen aus der gesamten EU, Norwegen, Island und Liechtenstein sind verpflichtet, an ihm teilzunehmen. Erworben werden kann es bei Auktionen oder im freien Handel an Energiebörsen wie der Leipziger EEX.

Der Zwang zum Erwerb von Emissionsrechten sowie die schrittweise Reduzierung der im Markt umlaufenden Papiere (und die damit einhergehende Verteuerung) soll die Nutzung fossiler Energieträger verteuern und diese dadurch langfristig zum Vorteil nicht-fossiler Energiequellen wie Wind- und Solarenergie zurückdrängen.

Da die Wirtschaft aber nach wie vor in großem Umfang von fossilen Energieträgern abhängig ist, stimulieren Preisanstiege bei den CO2-Rechten die Teuerung zahlreicher Warengruppen und Dienstleistungen. Denn Kraftwerksbetreiber, Industriebetriebe und Transportdienstleister werden die mit den Scheinen verbundenen Mehrkosten garantiert in Form höherer Verkaufspreise an die Endkunden weitergeben, anstatt darauf sitzenzubleiben.

Spekulanten am Werk?

Seit Langem vermuten Beobachter aber auch, dass die CO2-Berechtigungsscheine zum Objekt von Spekulanten verkommen sind. Diese decken sich in der Erwartung ein, dass die Preise der Rechte in Zukunft steigen, weil die Klimavorgaben der EU tendenziell verschärft werden und weil das verfügbare Angebot schrumpft.

Aber auch Marktkräfte sollen für den starken Preisanstieg verantwortlich sein, berichtete die FAZ vor einiger Zeit:

„Aus Sicht von Beobachtern erklärt die Spekulation den jüngsten Preisanstieg aber nur bedingt. ‚Es scheint, dass Unternehmen und Marktteilnehmer ähnlich wie an den Aktienmärkten durch die Krise hindurchschauen‘, sagt Ingo Ramming, Rohstoffspezialist bei der Commerzbank. ‚Entscheidend ist die erwartete Knappheit in der Zukunft und weniger die aktuelle Schwäche der Wirtschaft.‘ Die geplante Anhebung des EU-Klimaziels für 2030 – was eine noch stärkere Verknappung der Zertifikate zur Folge haben könnte – verstärke diesen Effekt. Hinzu komme der Sondereffekt, dass die EU mindestens bis Ende Januar keine Emissionsrechte versteigern wird. ‚Dieses begrenzte Angebot sollte die Preise die nächsten Wochen unterstützen‘, meint Ramming.“

CO2-Sondersteuer zeigt Wirkung

Nach dem Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung zieht die Teuerung in Deutschland weiter an. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar um 1,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. „Damit hat die Inflationsrate nach dem Ende der temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze zum Jahreswechsel im zweiten Monat in Folge fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht“, erklärte die Wiesbadener Behörde. Im Januar hatte sie bereits eine Rate von 1,0 Prozent gemessen, nach minus 0,3 Prozent im Dezember. Gegenüber dem Vormonat Januar stiegen die Verbraucherpreise im Februar um 0,7 Prozent. Die Statistiker bestätigten damit vorläufige Daten.

Die Bundesregierung hatte die Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr bis Ende Dezember 2020 gesenkt, um den Konsum anzukurbeln und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu dämpfen. Hinzu kam die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Sondersteuer etwa auf Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas.

Deren Wirkung wird bereits sichtbar. So mussten die Verbraucher nach monatelangem Rückgang im Februar für Energie wieder mehr zahlen (plus 0,3 Prozent). Kraftstoffe wie Diesel und Benzin verteuerten sich im Schnitt deutlich (plus 2,4 Prozent), ebenso wie Erdgas (plus 2,1 Prozent) sowie Heizöl (plus 1,1 Prozent). Neben der neuen CO2-Sonderseteuer schlug sich hier auch der Anstieg der Rohölpreise an den Weltmärkten nieder.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen COME Mining App Officially Launches: Supports BTC, USDC, and XRP, Start a Bitcoin Miner for Free, and Easily Earn $11,700 Daily

New York, October 2025—With the global cryptocurrency bull market in full swing, investor demand for stable and sustainable passive...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Exporte in die USA sinken im fünften Monat in Folge
09.10.2025

Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor Deutschlands wichtigster Handelspartner. Doch die Geschäfte erodieren seit Monaten. Auch in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Absatz weiter im Sinkflug – China bleibt Sorgenkind
09.10.2025

Die Verkaufszahlen bei Porsche sehen weiter mau aus. Insbesondere das China-Geschäft läuft nicht rund. Und auch in anderen Märkten...

DWN
Finanzen
Finanzen Starker Ottobock-Börsengang: Ottobock-Aktie legt bei IPO deutlich über Ausgabepreis los
09.10.2025

Der weltweite Marktführer für Prothesen, Orthesen und Mobilitätshilfen ist erfolgreich an die Börse gegangen. Die Ottobock-Aktie...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Experten warnen vor russischer Eskalation in Europa
09.10.2025

In Europa wächst die Besorgnis über die Dynamik des Ukraine-Kriegs. Analysten sehen eine zunehmende Gefahr, dass Russland seine...

DWN
Politik
Politik Was Ursula von der Leyen am liebsten vergessen machen würde
09.10.2025

Ein Misstrauensvotum jagt das nächste: Ursula von der Leyen steht wegen Ideologie, Intransparenz und alter Skandale unter Druck. Sie...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Koalition einigt sich auf Verschärfung
09.10.2025

Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich die Spitzen von Union und SPD auf Verschärfungen beim Bürgergeld geeinigt. Die rund 5,5...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoff aus Solaranlage: Effiziente Energiegewinnung dank neuer Technologie
09.10.2025

Das belgische Startup Solhyd arbeitet an einer neuartigen Technologie zur Wasserstoffproduktion mit Potenzial für die Energiewende. Das...

DWN
Politik
Politik Bundesregierung will Regeln für E-Scooter ändern
09.10.2025

Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung: Das hört sich sehr technisch an. Dahinter verbirgt sich ein Regelwerk für E-Scooter. Es soll nun...