Finanzen

Polen kündigt deutliche Aufstockung der Goldvorräte an

Die polnische Zentralbank hat eine deutliche Aufstockung ihrer Goldvorräte angekündigt.
15.03.2021 15:46
Aktualisiert: 15.03.2021 15:46
Lesezeit: 2 min
Polen kündigt deutliche Aufstockung der Goldvorräte an
Eine polnische Denkmalpflegerin verziert in den Werkstätten der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz in Cottbus einen historischen Blumenständer mit Blattgold. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Die polnische Zentralbank will ihre Goldvorräte in den kommenden Jahren um weitere 100 Tonnen aufstocken. „Im Moment haben wir 229 Tonnen Gold, von denen mehr oder weniger die Hälfte während meiner Amtszeit gekauft wurde“, sagte Notenbankchef Adam Glapiński in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Magazin Sieci.

Im Laufe der nächsten Jahre wollen wir mindestens weitere 100 Tonnen Gold kaufen und sie auch in Polen aufbewahren. Das sei unter anderem wichtig für die internationale Wahrnehmung des Landes und seiner wirtschaftlichen Stärke, begründete Glapiński das Vorhaben. Seine sechsjährige Amtszeit endet im Juni 2022. Glapiński, macht aber kein Geheimnis daraus, dass er sich für eine weitere Amtszeit bewerben wolle.

Wegen der Corona-Pandemie hat die Zentralbank ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0,1 Prozent gesenkt, um die Konjunktur mit billigem Geld in Schwung zu bringen. Eine baldige Zinserhöhung sieht der Notenbankchef nicht. „Die Chancen für einen solchen Schritt liegen jetzt nahe bei Null“, sagte Glapiński. „Wenn jedoch die Gefahr einer übermäßigen Inflation oder Deflation besteht, werden wir reagieren. Im Moment sind wir weit von beidem entfernt.“

Polen holt Gold aus Großbritannien zurück

Unter Glapińskis Führung hatte die Zentralbank NBP in den Jahren 2018 und 2019 ihre im eigenen Land lagernden Goldvorräte weit mehr als verdoppelt, berichteten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten Mitte 2019. „Etwa die Hälfte des polnischen Goldes, über das wir jetzt verfügen, wurde aus dem Ausland wieder nach Polen transferiert“, hieß es damals in einer Pressemitteilung der Zentralbank.

Die NBP weist darauf hin, dass derzeit generell Zentralbanken Gold, das im Ausland lagert, wieder nach Hause zurückholen. Damit „soll unter anderem das geopolitische Risiko verringert werden,“ steht in der Presseinformation. „Dies könne nämlich dazu führen, dass der Zugang zu diesen Auslandsreserven begrenzt oder unmöglich wird“, mahnt die Bank, ohne konkrete Vorwürfe an jemanden zu erheben.

Die Vorräte lagen bisher in den Kammern der Bank von England (BoE). Im Juni 2019 waren noch einmal Mitarbeiter der polnischen Notenbank in der britischen Hauptstadt, um sich mit ihren englischen Kollegen von der BoE auszutauschen und um die Lagerung der verbliebenen Goldvorräte zu überwachen.

Das politische Verhältnis zwischen London und Warschau ist aufgrund des Brexits angespannt. Denn polnische Bürgerinnen und Bürger, die auf der britischen Insel leben, waren in diesem Zusammenhang in den vergangenen Jahren Zielscheibe rassistischer Angriffe durch Briten geworden. Beide Regierungen äußern sich offiziell nicht dazu. Und so gab auch die NBP auf Anfrage der DWN kein zusätzliches Statement.

Dass sich die BoE durchaus stark in politische Auseinandersetzungen einmischt, hat sie schon einmal zum Jahreswechsel 2018/ 2019 gezeigt. Damals weigerten sich die Briten, 14 Tonnen an Venezuela herauszurücken, und intervenierten damit direkt in den politischen Machtkampf um den sozialistischen Staatspräsidenten Nicolas Maduro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama „Glücksatlas“: Wie zufrieden die Deutschen wirklich sind
27.10.2025

Laut einer aktuellen Befragung empfindet fast die Hälfte der Menschen in Deutschland ein hohes Maß an Zufriedenheit – trotzdem bleibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA und China nähern sich im Handelsstreit an – Hoffnung auf Einigung vor Trump-Xi-Treffen
27.10.2025

Im festgefahrenen Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China deutet sich Bewegung an. Kurz vor einem geplanten Treffen...

DWN
Politik
Politik Zukunft der Energie: Europa trennt sich vom russischen Gas
27.10.2025

Die Europäische Union verfolgt weiterhin konsequent das Ziel der Energieunabhängigkeit. Neue Beschlüsse sollen den Gasmarkt neu ordnen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fiesta, Escort, Capri: Letztes Auto von Ford im Saarland rollt vom Band
27.10.2025

Das Ende einer Ära: Mehr als 15 Millionen Fahrzeuge wurden im saarländischen Werk gebaut. Offiziell endet die Produktion am 30. November,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bargeldloses Schweden: So schützen sich Banken und Behörden vor Cyberangriffen und digitalen Bedrohungen
27.10.2025

Schweden gilt als Vorreiter bei digitalen Zahlungen, doch diese Abhängigkeit macht das Land verwundbar. Sicherheitsbehörden und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ASML Energieversorgung: Der Strommangel bedroht Europas Technologievorsprung
26.10.2025

ASML ist das Rückgrat der globalen Chipproduktion – doch der Konzern kämpft mit einem paradoxen Problem: Es fehlt an Strom. Während...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ruhestand aufschieben: So regelt man die Weiterbeschäftigung
26.10.2025

Auch unbefristete Arbeitsverträge haben in den meisten Fällen ein natürliches Ablaufdatum: das Erreichen des Renteneintrittsalters. Aber...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kompetenzen der Zukunft: Mit diesen Fähigkeiten sichern Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit
26.10.2025

Die Arbeitswelt verändert sich rasanter denn je. Unternehmen, die auf Kompetenzen der Zukunft setzen, sichern sich nicht nur Talente,...