Finanzen

Raiffeisen Bank International erwartet mehr faule Kredite durch Corona

Nach Einschätzung der in Wien ansässigen Raiffeisen Bank International (RBI) wird der Anteil der faulen Kredite zulegen. Bereits im vergangenen Jahr ist der Gewinn wegen Vorsorgen für Kreditausfälle gesunken.
17.03.2021 16:12
Lesezeit: 2 min
Raiffeisen Bank International erwartet mehr faule Kredite durch Corona
Raiffeisen Bank. (Foto: dpa) Foto: Fehim Demir

Die Raiffeisen Bank International (RBI) stellt sich nach dem Auslaufen der staatlichen Corona-Hilfen in diesem Jahr auf höhere Belastungen durch faule Kredite ein. "So eine Pandemie bleibt nicht ohne Auswirkung", sagte Risikochef Hannes Mösenbacher am Mittwoch. Er gehe davon aus, dass sich der Anteil der faulen Kredite an den Gesamtdarlehen leicht erhöhen werde. Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 1,9 Prozent.

Die Bank mit Sitz in Wien zählt zu den größten Kreditgebern in Osteuropa. Der Risikochef erwartet in diesem Jahr wegen der auslaufenden Moratorien und Staatshilfen eine leicht höhere Ausfallsrate bei den Krediten. Im abgelaufenen Jahr wurden 630 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurückgelegt. "In Summe bin ich zuversichtlich, auch wenn die durch die Pandemie verursachten Einschränkungen klarerweise einen Zuwachs unserer Risikokosten mit sich gebracht haben", sagte Bankchef Johann Strobl. Da die Risikokosten in den Jahren davor sehr niedrig waren, sei dies "gut verkraftbar".

In der ersten Jahreshälfte rechnet die RBI noch mit einem verhaltenen Kreditwachstum. "Im zweiten Halbjahr sehen wir aber eine ordentliche Beschleunigung und ein gutes Wachstum", sagte Strobl. Vor allem für Russland sei mit einer "relativ starken" Nachfrage von über zehn Prozent zu rechnen. Negativ wirkte sich dort jedoch zuletzt die Abwertung des russischen Rubel gegenüber dem Euro aus. Aber auch in anderen Ländern, wie etwa in Serbien, sei mit einem zweistelligen Wachstum zu rechnen. Ungarn habe bereits im vergangenen Jahr ein Kreditwachstum von zwölf bis 14 Prozent gezeigt, was sich abgeschwächt fortsetzen sollte.

In Polen ist die RBI weiterhin mit einer Vielzahl von Klagen rund um Schweizer-Franken-Kredite konfrontiert. Die Österreicher hatten so wie andere Geldhäuser auch vor der Finanzkrise zahlreiche Frankenkredite vor allem an Häuslebauer vergeben. Das schien damals wegen der niedrigen Zinsen ein gutes Geschäft. Doch die vermeintlichen Schnäppchen entpuppten sich als Kostenfalle - denn der Franken hat im Vergleich zum Zloty massiv an Wert gewonnen. Das trieb die Kosten für polnische Kreditnehmer nach oben. Tausende Polen klagen, um aus den teuren Krediten herauszukommen.

"Das Thema wird uns noch einige Zeit beschäftigen und auch finanziell belasten", sagte Strobl. Im schlimmsten Fall könnte der RBI ein Schaden von 800 Millionen Euro drohen. Strobl geht aber nicht von dieser Summe aus. Dies wäre nur der Fall, wenn alle Kunden vor Gericht gingen und alle Urteile zu dem Ergebnis kämen, dass das gesamte Wechselkursrisiko von der Bank zu tragen wäre. Derzeit belaufe sich das Schweizer-Franken-Portfolio auf rund zwei Milliarden Euro. Die RBI hatten ihre polnische Tochter Polbank nach mehreren Anläufen 2018 an die französische BNP Paribas verkauft. Auf dem milliardenschweren Schweizer-Franken-Portfolio blieben sie allerdings sitzen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die RBI wegen Vorsorgen für Kreditausfälle rund ein Drittel weniger Gewinn gemacht. Der Konzerngewinn sank auf 804 Millionen Euro nach 1,2 Milliarden Euro im Jahr davor. Die Aktionäre sollen wie angekündigt eine mehr als halbierte Dividende von 0,48 (1,0) Euro je Aktie erhalten. Allerdings erwägt der Vorstand eine zusätzliche Ausschüttung, sobald die Empfehlung der Europäischen Zentralbank, wegen der Corona-Pandemie Dividenden nur eingeschränkt zu gewähren, aufgehoben wird.

Bei der Kosten-Ertrags-Quote (Cost-Income-Ratio) bleibt die Bank bei ihrem Ziel von rund 55 Prozent. Abhängig von der Dynamik der Wirtschaftserholung sei dies möglicherweise bereits ab 2022 zu erreichen, hieß es. Für die harte Kernkapitalquote (CET1) bestätigt die RBI ebenfalls das mittelfristige Ziel von 13 Prozent. Zu Jahresende 2020 lag sie bei 13,6 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...