Finanzen

Federal Reserve sendet erstmals seit Langem zarte Signale für Zinserhöhung aus

Die US-Zentralbank sendet einzelne zaghafte Signale für eine geldpolitische Normalisierung aus.
23.03.2021 14:52
Aktualisiert: 23.03.2021 14:52
Lesezeit: 2 min
Federal Reserve sendet erstmals seit Langem zarte Signale für Zinserhöhung aus
05.02.2018, Washington: Jerome Powell (r) wird von Randal Quarles, Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzender der Zentralbank, ins Amt eingeführt. (Foto: dpa Foto: Andrew Harnik

Angesichts eines angeblich absehbaren Wirtschaftsaufschwungs nach Abklingen der Corona-Krise rechnet der Vorsitzende des Bezirks Dallas der amerikanischen Zentralbank, Robert Kaplan, eigenen Angaben zufolge mit einer Zinserhöhung schon im kommenden Jahr.

Kaplan räumte am Dienstag zugleich ein, dass er damit ein aggressiveres geldpolitisches Vorgehen als die meisten seiner Kollegen befürwortet. Er ist einer von nur vier Fed-Oberen, die 2022 eine geldpolitische Straffung erwarten, wie aus jüngst veröffentlichten Projektionen hervorgeht.

Auch wenn es sich bei den Äußerungen von Kaplan um reine Spekulation handelt, ist dennoch der Umstand von Bedeutung, dass öffentlich Stimmen laut werden, die von einer möglicherweise anstehenden Leitzins-Anhebung sprechen. Denn im Mittel erwartet die Führungsebene der Notenbank, dass der Leitzins bis Ende 2023 in der Spanne von null bis 0,25 Prozent gehalten wird – also keinerlei Straffung der ultraexpansiven Geldpolitik in den kommenden zwei Jahren stattfinden wird.

Die Wortmeldung ist auch deshalb interessant, weil die Großinvestoren, Banken und Hedgefonds in der Vergangenheit in reine Panik verfallen sind, wenn auch nur die geringsten Anzeichen einer geldpolitischen Normalisierung zu erkennen waren.

Ganz unabhängig von der Frage, wer was erwartet, ist zudem für viele Beobachter klar, dass das gegenwärtige Finanzsystem und die Staaten aufgrund der enorm gestiegenen Schuldenstände überhaupt keine Leitzinsanhebung und damit „Verteuerung“ der Finanzierungsbedingungen mehr verkraften können.

Starkes Wirtschaftswachstum noch im laufenden Jahr?

Kaplan geht davon aus, dass sich die US-Wirtschaft im Zuge der ins Rollen gekommenen Impfkampagne aus der Rezession lösen und dieses Jahr kräftig um 6,5 Prozent zulegen wird. Zugleich erwartet er, dass sich die Arbeitslosenquote Ende 2021 auf die Vier-Prozent-Marke zubewegen wird. Die US-Währungshüter hatten auf der jüngsten Zinssitzung einen Wert von 4,5 Prozent angenommen. Beide Werte sind unrealistisch, die wahre Arbeitslosigkeit dürfte einer Analyse des Schweizer Ökonoms Michael Bernegger zufolge weitaus höher liegen.

Tatsächlich jedoch dürfte eine sich erholende Wirtschaft, die massiven Konjunkturprogramme der US-Regierung in Billionenhöhe sowie die derzeit zu beobachtende Verteuerung von fossilen Energieträgern und Industriemetallen zu einem spürbaren Anziehen der Inflation führen, auf dass die US-Zentralbank irgendwann mit Leitzinsanhebungen reagieren muss, um die Geldentwertung unter Kontrolle zu halten.

Da die Konjunkturerholung bei weitem noch nicht abgeschlossen sei, werde die Fed der Wirtschaft weiter die benötigte Unterstützung geben, solange dies nötig sei. Trotz der Konjunkturerholung wird sich laut Fed-Direktorin Michelle Bowman aber möglicherweise ein Firmensterben nicht verhindern lassen: "Der finanzielle Druck auf viele kleine Unternehmen bleibt groß, und ich bin besorgt, dass eine wachsende Zahl von kleinen Betrieben bereits dauerhaft schließen musste oder am Rande des Scheiterns steht", sagte Bowman in Oklahoma.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie und Microsoft-Aktie: Anthropic-Deal stärkt Position bei künstlicher Intelligenz
20.11.2025

Microsoft und Nvidia setzen mit Milliardeninvestitionen auf das KI-Start-up Anthropic. Die US-Giganten stärken damit ihre Position im...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Sicht? USA arbeiten an Ideen für Kriegsende in der Ukraine – Kritik von der EU
20.11.2025

Ein angeblicher 28-Punkte-Plan für ein Kriegsende in der Ukraine sorgt für Aufsehen. Kiew sieht sich unter Druck. In der EU regt sich...

DWN
Politik
Politik Trump erhält freie Hand: USA bereiten massive Strafzölle und Sanktionen gegen Russlands Handelspartner vor
20.11.2025

Präsident Donald Trump unterstützt ein Gesetz, das weltweite Schockwellen auslösen könnte: Die USA wollen Staaten bestrafen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen nach Nvidia-Zahlen im Aufwind: Wie Anleger jetzt von KI-Investitionen profitieren
20.11.2025

Die US-Börsen zeigen sich am Donnerstag zum Start mit Zuschlägen. Nachdem die Nvidia-Quartalszahlen deutlich besser als erwartet...

DWN
Immobilien
Immobilien Baukosten: Bund will Bauen günstiger und schneller machen
20.11.2025

Weniger Vorschriften, mehr Wohnraum: Der Gebäudetyp E soll das Bauen nicht nur günstiger, sondern auch flexibler für Bauherren machen.

DWN
Unternehmen
Unternehmen MAN Truck & Bus: LKW-Hersteller baut 2.300 Stellen in Deutschland ab
20.11.2025

Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2.300 Stellen abbauen. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Anpassung an die Klimakrise: EU erhöht Druck beim Ausstieg aus Öl und Gas
20.11.2025

Deutschland hatte sich schon im Vorfeld zusammen mit anderen Staaten in Belém für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle stark...

DWN
Politik
Politik Sie gehört zu den mächtigsten Frauen der EU: Jetzt geht sie auf Konfrontationskurs mit Trump
20.11.2025

Die Spannungen zwischen der EU und den USA erreichen einen neuen Höhepunkt. Donald Trump attackiert europäische Digitalgesetze, droht mit...