Der russische Pharmakonzern R-Pharm will von Juni oder Juli an im bayerisch-schwäbischen Illertissen den in Moskau entwickelten Corona-Impfstoff Sputnik V produzieren. "Wir unternehmen alle Anstrengungen, damit es im Sommer losgehen kann", sagte R-Pharm-Manager Alexander Bykow der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. In Illertissen könnten monatlich Millionen Dosen produziert werden. "Wir haben die Ausrüstung schon dort und die Kader", sagte Bykow. Die genaue Produktionskapazität nannte er nicht. Im Moment prüft die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung des Präparats.
"Wir warten auf die Entscheidung der EMA, weil das eine legitime Grundlage ist, auf der wir produzieren können", sagte Bykow. Von Illertissen aus könnten dann auch andere Staaten in der EU mit Sputnik V versorgt werden. Der bei dem Konzern für Gesundheitsökonomie zuständige Direktor warb um Vertrauen in die russische Biotechnologie, die eine lange Erfolgsgeschichte habe - etwa bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Kinderlähmung.
Bei einer Veranstaltung in Moskau zur deutsch-russischen Zusammenarbeit in der Pharmazie sagte der EU-Gesundheitsexperte Jérôme Lepeintre, dass erst im Juni oder Juli mit einer EMA-Zulassung des Präparats zu rechnen sei. Im April seien zwei EMA-Inspektionen in Russland geplant. Dabei würden einmal die Produktionsanlagen und einmal die Lagerstätten begutachtet, sagte der Mitarbeiter der EU-Vertretung in Moskau am Dienstagabend.
Sputnik V wurde vom Gamaleja-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau entwickelt. Der Impfstoff ist inzwischen in mehr als 50 Ländern zugelassen und wird international vom staatlichen Direktinvestmentfonds RDIF vertrieben.
Bundesregierung für Sputnik-Produktion in Deutschland
Die Bundesregierung bringt Vorgespräche für Bestellungen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V ins Gespräch. Die EU-Kommission könne bereits jetzt Bestellwünsche der EU-Länder aufnehmen, auch wenn das Mittel noch nicht von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA genehmigt sei, sagte ein Regierungsvertreter am Mittwoch in Berlin.
Bei einem Exportverbot für Impfstoffe aus der EU an Drittstaaten sei die Bundesregierung zurückhaltend, sagte der Vertreter. Der Import von Vorprodukten dürfe nicht gefährdet werden. Dennoch müsse man sehen, dass andere Länder ihrerseits Exportbeschränkungen für Impfstoffe hätten, hieß es mit Verweis auf Pläne der EU-Kommission, auf Reziprozität zu dringen. Viele Mitgliedstaaten sähen keine Notwendigkeit, den Verteilmechanismus der Impfstoffe innerhalb der EU zu ändern, wie dies etwa Österreich fordert. Beides werde möglicherweise Thema auf dem virtuellen EU-Gipfel am Donnerstag sein.