Finanzen

Könnte der Staat das gesamte Gold der Bürger beschlagnahmen?

Die Einführung des Goldstandards ist in aller Munde. Doch ein Goldstandard würde in der großen Krise, die noch auf uns zukommt, dazu führen, dass der Staat das gesamte privat gehaltene Gold beschlagnahmen lässt, um Geld drucken zu können. Beispiele lassen sich in der Finanz- und Edelmetallhistorie finden.
09.04.2021 20:15
Aktualisiert: 09.04.2021 20:15
Lesezeit: 2 min

Angesichts der durcheinander geratenen globalen Finanzmärkte wenden sich viele Anleger seit geraumer Zeit klassischen sicheren Anlage-Häfen wie Gold zu. Gold vermittelt Vertrautheit in Perioden von Abschwüngen. Seine Renditen sind nicht mit Vermögenswerten wie Aktien vergleichbar.

Dennoch gibt es zwei kleine Einschränkungen, wenn man Gold als sicheren Hafen betrachtet. Zu Beginn eines wirtschaftlichen Abschwungs sinken die Goldpreise häufig. Das liegt daran, dass Anleger in einer derartigen Situation Gold verkaufen, um Verluste bei Aktien und anderen Vermögenswerten auszugleichen. Genau das war im März 2020 geschehen, als Gold in zwei Wochen um zwölf Prozent fiel und sich dann schnell erholte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Volkswirtschaften von einer Rezession in eine Depression schlittern könnten, ist nicht gering. Zudem ist ein Börsen-Crash mit Ausgangspunkt in den USA nicht auszuschließen.

In extremen Krisen können Regierungen das Gold der Menschen beschlagnahmen. In der Vergangenheit gab es einige beeindruckende Beispiele für die „Goldbeschlagnahme“. Am denkwürdigsten ist, dass dies 1933 in den USA während der Weltwirtschaftskrise geschah. Die Regierung von Franklin D. Roosevelt, die für den „New Deal“ stand, beschlagnahmte alle Goldbarren und Münzen per „Executive Order 6102“ und zwang die Bürger, weit unter den Marktpreisen zu verkaufen. Unmittelbar nach der „Beschlagnahme“ setzte die Regierung einen neuen offiziellen Goldsatz fest, der im Rahmen des „Gold Reserve Act“ von 1934 viel höher war.

Dies war die Ära des Goldstandards, was bedeutete, dass Dollar für eine genaue Menge des Edelmetalls gehandelt werden konnten. Die Beschlagnahme des Metalls ermöglichte es der Regierung, mehr Dollar zu drucken, um die Wirtschaft anzukurbeln, und auch mehr Dollar auf den internationalen Märkten zu kaufen, um den Wechselkurs zu stützen.

Viele Goldbesitzer waren verständlicherweise unglücklich über die Goldbeschlagnahme, und einige kämpften vor Gericht dagegen an. Letztendlich konnte die Regierung jedoch nicht gestoppt werden, und der Goldbesitz in den USA blieb bis in die 1970er Jahre illegal, berichtet „The Conversation“.

1959 erließ die australische Regierung ein Gesetz, das die Beschlagnahme von Gold, das sich in den Händen von Privatpersonen befand, erlaubte, wenn dies „zum Schutz der Währung oder des öffentlichen Kredits des Commonwealth [von Australien] zweckmäßig war“. Um den Rückgang des Pfunds zu stoppen, verbot die britische Regierung 1966 den Bürgern, mehr als vier Gold- oder Silbermünzen zu besitzen, und blockierte den privaten Import von Gold. Dieses Gesetz wurde erst 1979 aufgehoben.

„The Conversation“ führt über die Situation in den 1930er Jahren aus: „Im System der 1930er Jahre wählten die Länder im Allgemeinen feste Wechselkurse in Verbindung mit Gold sowie freien Kapitalverkehr und eine Kontrolle über die Geldpolitik. Das System geriet immer mehr unter Druck, weil zu viele Anleger ihr Geld gegen Gold eintauschten. Eine Möglichkeit für die USA, die Geldpolitik ausreichend zu kontrollieren, um mehr Geld zu drucken, bestand darin, verschiedene Kapitalkontrollen durchzuführen, einschließlich der Beschlagnahme von Gold. Heute ist die Situation anders, weil die westlichen Volkswirtschaften frei schwebende Wechselkurse haben, so dass sie die Kontrolle über die Geldpolitik haben und Kapital frei bewegen können. Dies bedeutet, dass sie während einer Krise Geld drucken und die Zinssätze senken können, ohne Gold kontrollieren zu müssen.“

Doch dieser Zustand wird voraussichtlich nicht andauern. So gibt es Hinweise darauf, dass die Zentralbanken einen globalen Goldstandard vorbereiten (HIER). Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein goldgedeckter digitaler Dollar als Ankerwährung eingeführt wird (HIER).

Wenn der Goldstandard im Verlauf der Ära Joe Biden, der wiederum nach dem Vorbild Roosevelts für den „Green New Deal“ steht, eingeführt werden sollte, wäre angesichts der blamablen wirtschaftlichen Lage eine staatliche Beschlagnahme von privat gehaltenem Gold nicht mehr ausgeschlossen. Denn für die Umsetzung des „Green New Deals“ werden Unmengen an Geldern benötigt. Man könnte auch argumentieren, dass durch die Einführung eines Goldstandards die Umsetzung des „Green New Deals“ finanziell nicht mehr möglich wäre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: EZB plant Einführung 2029
30.10.2025

Die EZB bereitet den digitalen Euro für 2029 vor. Verbraucher sollen künftig per Wallet bezahlen können, Bargeld bleibt erhalten. Europa...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gen Z im Job: Moral und Motivation revolutionieren den Arbeitsmarkt
30.10.2025

Die Generation Z verändert die Arbeitswelt spürbar. Aufstiegsmöglichkeiten und klassische Karriereleitern stehen für sie nicht mehr...

DWN
Panorama
Panorama Atomwaffentests USA: Trump kündigt sofortigen Beginn an
30.10.2025

US-Präsident Donald Trump sorgt weltweit für Aufsehen: Er kündigt neue Atomwaffentests an, obwohl ein jahrzehntelanges Moratorium galt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Aktie: Porsche reißt VW-Konzern in die roten Zahlen
30.10.2025

Ein Milliardenverlust erschüttert Volkswagen: Weil Porsche schwächelt, rutscht der Konzern tief ins Minus. Das gefällt den Anlegern gar...

DWN
Politik
Politik EU vertagt Entscheidung über Nutzung eingefrorener russischer Gelder für die Ukraine
30.10.2025

Die EU wollte Russlands eingefrorene Vermögenswerte in eine gigantische Kreditlinie für die Ukraine umwandeln, doch Belgien zieht die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Flaute hält an: Deutsche Wirtschaft stagniert im Sommer
30.10.2025

Die deutsche Wirtschaft steckt seit langem in der Krise. Auch das dritte Quartal hat nicht die erhoffte Trendwende gebracht. Volkswirte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Arbeitsmarkt stagniert, sehr schwache Herbstbelebung
30.10.2025

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland sinkt im Oktober leicht, doch der Rückgang fällt schwach aus. Trotz abnehmender Arbeitslosigkeit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet-Aktie: Google-Mutter steigert Gewinn um ein Drittel trotz EU-Strafe
30.10.2025

Die EU-Kommission verhängte eine Strafe von fast drei Milliarden Euro gegen Google. Der Internetkonzern verkraftete die Belastung...