Chinas Importe sind im März im Vergleich zum Vorjahr um 38,1 Prozent auf 227,34 Milliarden Dollar gestiegen. Die Handelsbilanz verschlechterte sich dadurch von plus 103,25 Milliarden Dollar im Februar auf "nur noch" plus 13,8 Milliarden Dollar im März.
Ein Anlass zur Sorge ist der Einbruch seiner Handelsbilanz für das Reich der Mitte aber nicht. Noch im Februar wies das Land spektakuläre Exportzahlen aus. Die Ausfuhren waren im Vergleich zum Vorjahresmonat (also kurz vor der ersten Hochphase in der globalen Coronakrise) um satte 60,6 Prozent gestiegen. Die nunmehr rasant angestiegenen Importe können teilweise als Nachholeffekt angesehen werden, denn das vorherige Niveau war relativ gering.
Auch die florierende industrielle Aktivität im Land hat ihren Anteil am Importboom. Die Industrieproduktion zog im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 24,5 Prozent an, und dementsprechend florierte dann auch das Volumen wichtiger Einfuhr-Güter – im März waren es plus 21,7 Prozent bei Erdöl und plus 25 Prozent bei Kupfer. Ein weiterer Faktor ist das Wachstum im Agrarsektor: Die chinesischen Schweine- und Rinderzüchter importieren große Mengen an Futtermitteln (vor allem Sojabohnen und Getreide).
Dass mittlerweile – knapp ein Jahr nach Beginn der Coronakrise – sowohl Importe als auch Exporte deutlich höher sind als vor der Krise, zeigt, wie enorm wichtig die chinesische Konjunktur für die Weltwirtschaft ist. Und es verdeutlicht, dass China letztlich sogar von der Coronakrise profitiert hat. Während der Rest der Welt größtenteils noch in der Corona-Rezession steckt, läuft die chinesische Wirtschaft schon längst wieder auf Hochtouren. Sie konnte 2020 um zwei Prozent wachsen, während die Wirtschaft des Rests der Welt größtenteils schrumpfte.
Krisenprofiteur China
Das erste Quartal 2021 war für China eine Periode historisch hohen Wirtschaftswachstums. Die Wirtschaft wuchs auf Jahresbasis um 18,3 Prozent und damit so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Diese Zahl allein sollte man jedoch nicht überintepretieren, da hier auch der Einbruch im Februar und März 2020 eine große Rolle spielte (sogenannter Nachhol- oder Basiseffekt). Die nach den USA zweitgrößte und nach Kaufkraftparität größte Volkswirtschaft der Welt wird einer Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge in diesem Jahr insgesamt um 8,1 Prozent wachsen.
China profitiert in der Pandemie von der starken Nachfrage nach seinen wichtigsten Exportgütern – von medizinischer Ausrüstung und Pharmazeutika für die Corona-Behandlung bis hin zu Halbleiter-Technologien, Bildschirmen und Laptops für das Homeoffice. Im Inland ist die Corona-Krise - abgesehen von kleineren lokalen Ausbrüchen - weitgehend unter Kontrolle, was wiederum geöffnete Geschäfte und Restaurants erlaubt.
Im Gegensatz zur prekären Schuldenwirtschaft in den USA basiert der jüngste Importboom in China dabei nicht auf Geldgeschenken der Regierung. Chinas Regierung verteilt keine „Stimulus-Checks“, um den Konsum anzuregen. Konsum und Importe steigen im Wesentlichen dann, wenn das verfügbare Einkommen der Verbraucher aus eigener Kraft steigt und folglich mehr konsumiert werden kann.
Die USA geraten immer weiter ins Hintertreffen gegenüber ihrem fernöstlichen Rivalen, der auch über nackte Wachstumsdaten hinaus deutlich besser für die Zukunft gewappnet ist. Das zeigen unter anderem die deutlich geringeren Werte bei der Staatsverschuldung (65 Prozent versus 140 Prozent des BIP) und den laufenden Haushalts-Defiziten (4 Prozent versus 20 Prozent vom BIP). Außerdem ist die chinesische Industrie konkurrenz- und zukunftsfähiger aufgestellt. Hier zeigen sich die Vorteile einer Wirtschaftspolitik, die auf Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung setzt, gegenüber dem klassischen US-Rezept von schuldenfinanzierten Geldgeschenken an die Bevölkerung.