Finanzen

Schwellenländer heben erstmals seit Jahren die Leitzinsen an

Die seit Anfang 2019 bestehende ultralockere Geldpolitik in den wichtigsten Schwellenländern scheint einen Wendepunkt erreicht zu haben.
25.04.2021 08:00
Lesezeit: 1 min
Schwellenländer heben erstmals seit Jahren die Leitzinsen an
Indonesische Rupiah-Scheine. (Foto: dpa) Foto: Ivan Damanik

Erstmals seit Februar 2019 haben mehr Schwellenländer innerhalb eines Monats ihre Leitzinsen angehoben als gesenkt. Wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, belief sich die Anzahl der Leitzinsanhebungen in einer Gruppe von 37 Staaten im März netto auf 5. Noch im Februar standen netto zwei Leitzinssenkungen zu Buche.

Wie aus einer interaktiven Grafik von Reuters hervorgeht, gab es seit Februar 2019 ausschließlich Leitzinssenkungen oder netto Stagnation. Zum Höhepunkt des nun beendeten Lockerungszyklus im März 2020 senkten noch 27 der 37 untersuchten Länder die Leitzinsen.

Inflationärer Druck

Zu den Zentralbanken, welche die Leitzinsen im März angehoben hatten, gehören die Geldinstitute Russlands, Brasiliens, der Türkei, der Ukraine und Georgiens. „Wir erwarten, dass auch mehrere südamerikanische Länder die Finanzierungsbedingungen straffen werden“, zitiert Reuters einen Analysten von S&P Global Ratings. „In den kommenden 12 Monaten könnten solche Leitzinsanhebungen in Ländern wie Kolumbien, Chile, Mexiko und auch den Philippinen (und weitere Anhebungen in Russland und Brasilien) stattfinden.“

Hauptsächliche Triebfeder der geldpolitischen Straffung dürfte die deutlich anziehende Inflation in den betreffenden Währungsräumen sein. So steigen die Weltmarktpreise für wichtige Industriemetalle seit Monaten an und auch die Notierungen für Rohöl, Erdgas oder Heizöl haben zuletzt im langfristigen Vergleich spürbare Gewinne realisiert. Kupfer – dessen Preisentwicklung Analysten eine Indikatorfunktion für das Wachstum der Weltwirtschaft beimessen – ist derzeit so teuer wie zuletzt im Jahr 2011 und auch die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel wie Mais, Reis oder Getreiden befinden sich auf hohem Niveau.

Mit den Leitzinsanhebungen reagieren die Schwellenländer zudem auf die jüngsten Renditeanstiege am Markt für amerikanische Staatsanleihen. Diese haben Investoren veranlasst, einen Teil der in Übersee investierten Gelder in die USA zurückzubringen. Mit der Anhebung des Zinsniveaus und der dadurch verbesserten Renditemöglichkeiten versuchen die traditionell auf Dollar-Importe angewiesenen Staaten wie die Türkei nun, diesen Abfluss zu verlangsamen oder sogar umzukehren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt: Bankenumzüge katapultieren Büroflächenumsatz in Frankfurt auf Allzeithoch
12.04.2025

Die Standortwechsel großer Banken haben dem angeschlagenen Büromarkt in Frankfurt zu einem Allzeithoch verholfen. Zwischen Januar und...

DWN
Technologie
Technologie Marktmacht für Google vorbei: Einigung mit Kartellamt - Google muss Auto-Dienste öffnen
12.04.2025

Das Vorgehen des US-Technologieriesen Google ist dem Bundeskartellamt schon länger ein Dorn im Auge, es fürchtet um den fairen...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell: Der arme Cousin des Goldes – warum die Silber-Preisentwicklung nicht mitzieht
12.04.2025

Während der Goldpreis zuletzt neue Allzeithochs erklomm und Investoren in aller Welt in seinen sicheren Hafen strömten, hat sich der...

DWN
Technologie
Technologie Big Tech: Trumps Zolloffensive könnte Europas Abkopplung von US-Giganten auslösen
12.04.2025

Die jüngsten Schritte der US-Regierung unter Donald Trump, die erneut protektionistische Zölle gegen Europa verhängte, könnten die...

DWN
Politik
Politik Fake News: Meta beendet Faktencheck in den USA - in Europa geht die Überprüfung weiter
12.04.2025

Mit dem Faktenprüfungs-Programm ging Meta gegen sogenannte Falschinformationen auf seinen Plattformen vor. US-Nutzer können jetzt selbst...

DWN
Technologie
Technologie Strom aus Solaranlagen: Weltweit immer mehr Stromgewinnung aus Sonnenlicht
12.04.2025

Sonnenstrom boomt global, der Anteil an der Stromerzeugung ist 2024 stark angestiegen – laut einer Analyse der britischen Denkfabrik...

DWN
Politik
Politik Ukraine Krieg: Neues NATO-Hauptquartier in Wiesbaden in Militäreinsätze verwickelt?
12.04.2025

Der ehemalige ukrainische Oberbefehlshaber und heutige Botschafter in Großbritannien, Walerij Saluschnyj, hat bestätigt, dass die Ukraine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer
11.04.2025

Rotkäppchen-Mumm entwickelt sich wertmäßig bei Schaumwein und Wein deutlich über dem Marktniveau. Der Marktanteil ist mit 38 Prozent so...