Politik

Corona-App des Bundes wird zum Impfpass ausgebaut

Mit 27 Millionen Downloads ist die Corona-Warn-App die erfolgreichste Tracing-App in Europa. Nun sollen - noch vor Beginn der Sommerferien - neue Funktionen hinzukommen.
20.04.2021 09:07
Aktualisiert: 20.04.2021 09:07
Lesezeit: 2 min

Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes wird mit einer neuen Funktionen zur Pandemiebekämpfung ausgebaut. So wird die neueste Version 2.0 der Smartphone-App, die spätestens am Mittwoch zum Download bereit stehen soll, um eine Check-in-Funktion erweitert. Damit sollen vor allem risikoreiche Begegnungen von Menschen in Innenräumen besser erfasst werden.

In künftigen Versionen soll - noch vor Beginn der Sommerferien - auch ein digitales Impfzertifikat angezeigt werden können. Anwender könnten damit nachweisen, dass sie vollständig geimpft worden sind. Außerdem sollen in der App die Ergebnisse von Schnelltests angezeigt werden können.

Mit der neuen Check-in-Funktion in Version 2.0 reagieren die App-Macher auf neue Erkenntnisse: Bislang registriert die App nur Personen, die sich für längere Zeit in einem Abstand von zwei Metern oder weniger befunden haben, als Risikokontakte. Untersuchungen hatten aber ergeben, dass dies nicht ausreicht.

In geschlossenen Räumen wie Geschäften, Gaststätten oder Gotteshäusern verbreiten sich die Aerosole auch über größere Entfernungen hinweg. Außerdem sind Luftpartikel, die von Infizierten ausgeatmet wurden, auch dann noch eine Zeit lang in einer gefährlichen Konzentration vorhanden, wenn die Person bereits den Raum verlassen hat. Diese Erkenntnisse werden nun in der neuen App-Version berücksichtigt.

Für die Erkennung von «Clustern» in Räumen können sich die Anwender durch das Einscannen eines QR-Codes einchecken, ähnlich wie bei der privaten Luca-App. In der App kann man die Klötzchengrafik auch erstellen und ausdrucken, wenn man selbst ein Event veranstalten möchte. Dabei werden Ort der Veranstaltung, die zeitliche Dauer sowie der Event-Typ erfasst, nicht aber Namen und Telefonnummern der Besucher.

Im Gegensatz zur Luca-App oder vergleichbaren Check-in-Anwendungen privater Anbieter werden die Kontakte also nur anonymisiert registriert. Dieses Verfahren hatten Google und Apple vorgeschrieben, wenn man ihre Bluetooth-Schnittstellen für die Kontaktermittlung nutzen möchte.

Mögliche Warnungen über gefährliche Begegnungen laufen bei der App des Bundes nicht über die Gesundheitsämter, sondern direkt als rote oder grüne Warnung über das System der Corona-Warn-App selbst.

Apps wie Luca, darfichrein.de, Recover oder eGuest sind vor allem dazu gedacht, die in den Bundesländern vorgeschriebene Erfassung von Personen in Restaurants, Geschäften oder bei Events digital umzusetzen. Dabei müssen die Besucher ihre kompletten Kontaktdaten abgeben. Solange die Infektionsschutzverordnungen der Bundesländer die Erfassung der persönlichen Daten vorschreiben, kann die Corona-Warn-App des Bundes diese Aufgabe nicht übernehmen.

Obwohl die deutsche Corona-Warn-App mit 27 Millionen Downloads die erfolgreichste Anwendung zur digitalen Kontaktverfolgung in Europa ist, wird die Wirksamkeit der App immer wieder in Frage gestellt. So hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im vergangenen Oktober die Anwendung für praktisch wirkungslos erklärt: «Die App ist leider bisher ein zahnloser Tiger», sagte Söder damals in einem Interview. «Sie hat kaum eine warnende Wirkung.»

Dieser Eindruck wird allerdings durch aktuelle Zahlen aus Kreisen der Bundesregierung widerlegt. Allein in den vergangenen vier Wochen haben demnach 79.000 Anwender ihre Kontakte über ein positives Testergebnis gewarnt. Eine Positivmeldung löse im Durchschnitt Warnungen an sechs andere Personen aus. Vier von fünf Menschen, die eine rote Warnmeldung in der App erhalten, absolvieren daraufhin einen Test. Bei sieben Prozent werde eine Corona-Infektion positiv nachgewiesen.

Berücksichtigt man diese Zahlen, so wurden durch die App vermutlich insgesamt rund 2,5 Millionen Menschen vor einer risikoreichen Begegnung mit anderen gewarnt und letztlich 140.000 Covid-19-Infektionen erkannt.

Mehr zum Thema: WHO kritisiert Corona-Impfzwang bei internationalen Reisen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....