Technologie

Lieferketten gebrochen: EU will Zusammenarbeit mit Taiwan bei Halbleiter-Chips ausbauen

Die EU will ihre strategische Zusammenarbeit mit Taiwan auf dem Markt für Halbleitern ausbauen. Derweil dauert der Mangel an den Produkten an.
20.04.2021 13:00
Lesezeit: 2 min
Lieferketten gebrochen: EU will Zusammenarbeit mit Taiwan bei Halbleiter-Chips ausbauen
Eine Mitarbeiterin bei Bosch betrachtet einen Wafer- (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Die Europäische Union will ihre Zusammenarbeit mit taiwanesischen Unternehmen auf dem Markt für Halbleiterprodukte künftig ausbauen. Filip Grzegorzewski – der de facto Botschafter der EU in Taiwan – organisiert eigenen Angaben zufolge eine Konferenz, um die Zusammenarbeit zu fördern und Investitionen taiwanesischer Firmen in Europa anzulocken.

„Wir wollen im Herbst ein neues europäisches Investment-Forum organisieren mit einem besonderen Fokus auf weltweite Lieferketten, Digitalisierung und Halbleiter“, zitiert der englischsprachige Dienst von Reuters Grzegorzewski. Wir müssen sicherstellen, dass Taiwan seine Ressourcen aus unserer Sicht gut ausnutzt. Taiwan hat noch mehr zu bieten als TSMC. Es gibt noch andere exzellente Halbleiter-Unternehmen.“

Experten: Halbleitermangel wird noch Monate andauern

Die Unternehmensberatung Roland Berger erwartet, „dass der Hableitermangel noch weit über das Jahr 2021 hinausreichen wird“. Der Bedarf der Autoindustrie werde sich durch Elektrifizierung und automatisiertes Fahren bis 2025 massiv erhöhen: Heute seien in einem Premiumauto mit Verbrennungsmotor Halbleiter für 3000 Dollar verbaut. „Bei einem halbautonom fahrenden Elektroauto wird sich der Wert bis 2025 auf über 7000 Dollar je Fahrzeug mehr als verdoppeln“, erklärten die Branchenexperten in einer am vergangenen Dienstag veröffentlichten Studie.

Zugleich rechnen die Unternehmensberater mit einer stärkeren Marktkonzentration bei den Chip-Herstellern. „Diese Konstellation erschwert die Beschaffung zusätzlich.“ Obendrein seien Smartphone- und Computerhersteller für die Halbleiter-Branche viel größere Kunden als die Autobauer. Die Nachfrage nach Computern und Spielekonsolen ist während der Corona-Krise gestiegen, während viele Autohersteller ihre Chip-Bestellungen stark heruntergefahren hatten.

Wegen fehlender Halbleiter muss gerade Hyundai in Südkorea die Produktion des SUV-Modells Kona und des Elektroautos Ioniq 5 zeitweise stoppen. Volkswagen musste im März in Wolfsburg die Arbeit an zwei Montagelinien für die Modelle Tiguan, Touran und Tarraco eine Woche lang ruhen lassen. Toyota ließ die Bänder im tschechischen Kolin wegen Chipmangels im März zwei Wochen lang pausieren.

Im Emder Volkswagen-Werk stehen von kommenden Montag an die Montagebänder wegen fehlender elektronischer Bauteile weitgehend still. Ein Großteil der Beschäftigten werde bis Ende April in Kurzarbeit geschickt, teilte eine VW-Sprecherin am Freitag in Emden mit. Die Maßnahme ist demnach für zwei Wochen angelegt. Laut Betriebsrat sind 8000 bis 9000 Beschäftigte betroffen. In einigen Abteilungen, etwa im eigenen Presswerk oder bei der Neuausrichtung des Werkes für den Bau von Elektrofahrzeugen solle die Arbeit aber regulär weiterlaufen, teilte die Unternehmenssprecherin mit.

Bereits am Donnerstag war bekannt geworden, dass für den Emder Standort für April Kurzarbeit angemeldet worden war. Als Grund führt der Autobauer Probleme beim Nachschub von Halbleiter-Bauteilen an. Die Materialien stecken in zahlreichen Hightech-Produkten wie Mikrochips von Elektroniksystemen. Auch bei anderen Autobauern kommt es wegen Halbleiter-Engpässen zu Einschränkungen. Das Emder VW-Werk war bereits im Januar von zwei Wochen Kurzarbeit betroffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...