Politik

Neuanfang in Nahost? Iran und Saudi-Arabien leiten Politik der vorsichtigen Annäherung ein

Lesezeit: 2 min
21.04.2021 10:00  Aktualisiert: 21.04.2021 10:42
In die verfahrende Geopolitik des Nahen Ostens kommt Bewegung. Die Erzfeinde Iran und Saudi-Arabien sollen erstmals seit Abbruch der diplomatischen Kontakte Gespräche miteinander führen.
Neuanfang in Nahost? Iran und Saudi-Arabien leiten Politik der vorsichtigen Annäherung ein
Ein Anhänger der schiitischen Huthi-Milizen nimmt an einer Parade teil. Der Krieg im Jemen stellt eines der größten Hindernisse für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Iran und Saudi-Arabien dar. (Foto: dpa)
Foto: Hani Al-Ansi

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Vier Jahre nach dem Abbruch ihrer diplomatischen Beziehungen nähern sich die Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran einem Zeitungsbericht zufolge wieder an. Ranghohe Vertreter beider Seiten hätten bereits Anfang des Monats direkte Gespräche für einen Wiederaufbau der Beziehungen aufgenommen, berichtete die Financial Times am Sonntag unter Berufung auf eingeweihte Regierungsvertreter.

Die erste Gesprächsrunde habe am 9. April in der irakischen Hauptstadt Bagdad stattgefunden und sei positiv verlaufen. Dabei sei es auch um die Luftangriffe auf Saudi-Arabien durch die Huthi-Rebellen aus dem Jemen gegangenen, die mit dem Iran verbündet sind. Der Krieg im Jemen, in dem eine von Saudi-Arabien geführte Militärallianz die von den Huthis gestürzte Regierung unterstützt, gilt auch als Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien.

Tauwetter in Nahost

Die iranische Regierung hat inzwischen ein Angebot aus Bagdad begrüßt, zwischen ihr und arabischen Staaten zu vermitteln. Dies habe man dem Irak mitgeteilt, sagte am Dienstag der iranische Botschafter in Bagdad, Iradsch Masdschedi, der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. „Wir haben bislang keine klaren Ergebnisse oder bedeutende Fortschritte erzielt“, sagte er. Man müsse die weiteren Entwicklungen abwarten. Das Außenministerium in Teheran hatte am Montag erklärt, ein Dialog mit Saudi-Arabien sei immer zu begrüßen.

Die Gespräche finden zu einer Zeit statt, in der der neue US-Präsident Joe Biden auf ein Ende des Kriegs im Jemens dringt und an einer Rückkehr zum internationalen Atomabkommen mit dem Iran arbeitet. Saudi-Arabien hatte den einseitigen US-Rückzug von dem Abkommen unter Bidens Vorgänger Donald Trump unterstützt und fordert strengere Atomauflagen für den Iran. Das Abkommen soll verhindern, dass die Islamische Republik an Atomwaffen gelangt. Der Iran bestreitet solche Bestrebungen. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien und der schiitische Iran ringen seit langem um die Vormachtstellung in der Region.

Diplomaten wollen ab kommender Woche über konkrete Schritte zur Rettung des Atomabkommens mit dem Iran verhandeln. Das gab der Verhandlungsleiter und EU-Spitzendiplomat Enrique Mora am Dienstag in Wien am Ende der jüngsten Gesprächsrunde bekannt. Vertreter aus dem Iran, den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China suchen derzeit nach Wegen, wie Washington den Ausstieg aus dem Atompakt rückgängig machen kann.

Bislang hatten sich Verhandler darauf konzentriert, welche US-Sanktionen aufgehoben werden, und wie der Iran im Gegenzug sein Atomprogramm wieder zurückfahren kann. Laut Mora soll nächste Woche zusätzlich auch darüber geredet werden, in welcher Abfolge beide Seiten ihre Schritte setzen könnten.

Gewisse Fortschritte seien schon erzielt worden, doch die schwierigsten Fragen seien noch ungelöst, sagten europäische Diplomaten. „Das wird kein Selbstläufer, und die Zeit ist knapp“, hieß es aus europäischen Verhandlerkreisen. Der iranische Vizeaußenminister Abbas Araghchi sagte laut Agentur Tasnim: „Der Weg geht trotz der Differenzen und Herausforderungen nach vorne.

Wenn die Diplomaten bis Mitte Mai keine Lösung finden, drohen weitere Einschränkungen bei der internationalen Überwachung der Atomanlagen im Iran. Das Abkommen von 2015 hatte das Ziel, eine nukleare Bewaffnung des Landes zu verhindern. Seit dem Ausstieg von US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018 und der Einsetzung harter Wirtschaftssanktionen gegen Iran hat Teheran sein Atomprogramm schrittweise hochgefahren.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Medienberichte aus den USA: Joe Biden erlaubt Ukraine Angriffe auf Ziele in Russland
18.11.2024

Washington weicht Berichten zufolge die Beschränkungen für Angriffe der Ukraine mit US-Waffen auf russische Ziele auf. Konkret soll es um...

DWN
Politik
Politik Die Grünen heißen jetzt "Team Robert': Habeck soll Kanzler werden
17.11.2024

Der Parteitag ist vorbei. Selbstgefällige Harmonie, wenig Sinn für die realen Probleme im Land. Es dominiert die Autosuggestion, nicht...

DWN
Panorama
Panorama Dornröschen der Altmark: Wie Stendal nach Jahren im Abseits Wirtschaftsstandort wird
17.11.2024

Der Zug von Berlin in den Westen führt schon lange Jahre über Stendal nach Wolfsburg und dann Hannover. Neuerdings hält auch der ICE von...

DWN
Politik
Politik Weltweit viertgrößte Armee: Können Nordkoreas Truppen Russland zum Sieg verhelfen?
17.11.2024

Es ist eine Wende im Ukrainekrieg: Rund 10.000 nordkoreanische Soldaten wurden nach Europa entsandt, um dort an der Seite Russlands zu...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Geheimnisvolle Pfizer-SMS vor Gericht
17.11.2024

Welche Nachrichten tauschte Ursula von der Leyen auf dem Höhepunkt der Corona-Krise mit Pfizer-Chef Albert Bourla aus? Diese Frage...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Unwetter in Spanien: Mandarinen können teurer werden
17.11.2024

Wegen der starken Regenfälle in Spanien stehen viele Obst-Plantagen unter Wasser. Experten halten es für möglich, dass das auch Kunden...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorgedepot: Mit Aktien 600 Euro pro Jahr vom Staat - so funktioniert das!
17.11.2024

Ein sogenanntes Altersvorsorgedepot soll eingeführt werden, ein bezuschusstes und steuerbegünstigtes Wertpapierdepot. Doch was ist das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Gewerbeaufgaben bei größeren Betrieben: Was Unternehmer wissen sollten!
17.11.2024

Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen eine interessante Entwicklung in der deutschen Wirtschaft: Während die Zahl der...