Politik

Russland und China wollen Dollar-Dominanz brechen, Saudis legen sich mit Biden an

Saudi-Arabien baut seine Beziehungen zu China aus. Damit läuft das Königreich Gefahr, Opfer von US-Vergeltungsmaßnahmen zu werden. Währenddessen wollen Russland und China die Dollar-Dominanz im internationalen Öl-Handel zerschlagen.
10.05.2021 15:19
Lesezeit: 2 min
Russland und China wollen Dollar-Dominanz brechen, Saudis legen sich mit Biden an
08.06.2018, China, Peking: Wladimir Putin (l), Präsident von Russland, und Xi Jinping, Präsident von China, geben sich nach der Unterzeichnung von Abkommen die Hand. (Foto :dpa) Foto: Mark Schiefelbein

Die saudische Regierung befindet sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit mehreren chinesischen Unternehmen - Staatsfonds und Öl-Konzernen -, um einen Anteil in Höhe von einem Prozent von Saudi Aramco zu verkaufen. Der Verkauf einer solchen strategischen Beteiligung an einem so wichtigen Unternehmen nach China würde eine entscheidende Machtverschiebung im Nahen Osten nach sich ziehen. Merke: Zwischen Washington und Riad besteht seit dem Jahr 1945 eine enge Beziehung, die unter anderem vom Petro-Dollar abhängt.

Für China ist Saudi-Arabien seit langem ein vorrangiges Ziel im Rahmen seiner übergreifenden Strategie, die USA nicht nur als größte Volkswirtschaft der Welt bis spätestens 2030 durch das nominale BIP, sondern auch als die größte geopolitische Macht in vielen der wichtigsten Einflussbereiche der USA zu ersetzen.

Der Milliarden-Deal hat einen weiteren Effekt: Je mehr China seinen Einfluss auf Riad ausweitet, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch eines Konflikts zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, mit dem das Reich der Mitte seit einiger Zeit zunehmend bessere Kontakte besitzt. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass es mit einer Vertiefung der saudisch-chinesischen Beziehungen auch zu einer Annäherung zwischen Teheran und Riad kommen könnte.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass der Verkauf einer bedeutenden Beteiligung an Aramco an China keine neue Idee ist, sondern bereits seit dem Jahr 2017 von hochrangigen Saudis ernsthaft in Betracht gezogen wurde. Es kann prognostiziert werden, dass der Druck Washington auf den Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS) in den kommenden Monaten zunehmen wird. So könnte beispielsweise der Mord am Journalisten Jamal Khashoggi erneut aufgekocht oder die mögliche Verstrickung von saudischen Staatsangehörigen in die Anschläge vom 11. September 2001 wieder zum Thema gemacht werden. Den Politikmachern in Washington wird schon irgendetwas einfallen, um Saudi-Arabien und alle anderen Länder, die mit China kooperieren, in die Enge zu treiben – natürlich alles unter dem Banner der Demokratie, der Menschenrechte und der Freiheit.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die US-Regierung sich durch die saudisch-chinesische Annäherung bedroht sieht. Bereits auf dem G20-Gipfel in London im April 2010 wies Zhou Xiaochuan, der damalige Gouverneur der Volksbank von China (PBOC), darauf hin, dass die Chinesen eine neue globale Reservewährung wollten, um den US-Dollar teilweise zu ersetzen.

Der Renminbi wurde dann im Jahr 2016 in den Reserve-Asset-Mix für Sonderziehungsrechte (SZR) aufgenommen. Dies führte dazu, dass er als Handelswährung ins Spiel kam.

In diesem Zusammenhang sagte beispielsweise Leonid Mikhelson, Vorstandsvorsitzender des russischen Öl-Konzern "Novatek", dass künftige Öl-Verkäufe an China, die auf Renminbi lauten, in Betracht gezogen werden. Russland und China versuchen, sich vom Dollar als Leitwährung beim Energiehandel zu lösen. „Der Handelskrieg zwischen den USA und China wird diesen Prozess beschleunigen“, zitiert „Oilprice.com“ Mikhelson.

Da der Ölhandel bisher über den Dollar abgewickelt wurde, konnten die USA Länder wie Russland, Venezuela und den Iran leicht mit Sanktionen unter Druck setzen. Doch China und der Renminbi bietet diesen und anderen Ländern in Zukunft eine Alternative.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
11.03.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik BSW klagt in Karlsruhe auf Neuauszählung der Wahl
11.03.2025

Knapp gescheitert, doch nicht bereit aufzugeben: Das Bündnis Sahra Wagenknecht zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Die Partei zweifelt...

DWN
Politik
Politik Bargeldreform: Verschwinden bald die Ein- und Zwei-Cent-Münzen?
11.03.2025

Kaum jemand zahlt noch mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen – stattdessen verstopfen sie Geldbeutel oder verschwinden in Sparschweinen. Die...

DWN
Technologie
Technologie Der Verbrenner-Golf bleibt mindestens bis 2035: Volkswagen Vertriebschef Martin Sander im Interview
11.03.2025

Volkswagen steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits soll die ID-Familie den Markt für Elektroautos erobern, andererseits...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt heute Parlament
11.03.2025

Die Menschen auf Grönland wählen ein neues Parlament – doch der Wahlkampf wird von außen beeinflusst. Trump mischt sich ein, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Künstliche Intelligenz: KI-Trading revolutioniert den Anlegermarkt – Welche Vorteile, Risiken und Möglichkeiten es gibt
11.03.2025

KI-Trading ermöglicht es Anlegern, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schneller und präzisere Marktanalysen zu erstellen und...

DWN
Politik
Politik Drohnenangriff auf Moskau fordert drei Todesopfer - Friedensgespräche beginnen
11.03.2025

Ein massiver Drohnenangriff auf Moskau erschüttert Russland: Zwei Tote, beschädigte Gebäude und gesperrte Flughäfen. Während der Kreml...

DWN
Immobilien
Immobilien Neues Büro finden: Was ist zu beachten und wie vermeidet man kostspielige Fehler bei der Suche?
11.03.2025

Die Firma wächst schneller als erwartet und mit ihr das Personal? Oder die Firmenräumlichkeiten werden nicht mehr benötigt? Je nachdem...