Politik

Lagebericht Myanmar: Opposition ruft zum bewaffneten Kampf auf – droht ein neues Syrien?

Die im Format der sogenannten „Regierung der Nationalen Einheit“ zusammengeschlossenen Kräfte wollen den bewaffneten Kampf gegen die Militär-Regierung aufnehmen.
05.05.2021 11:32
Aktualisiert: 05.05.2021 11:32
Lesezeit: 1 min
Lagebericht Myanmar: Opposition ruft zum bewaffneten Kampf auf – droht ein neues Syrien?
Bürger protestieren gegen die Inhaftierung der Staatschefin Aung San Suu Kyi. (Foto: dpa) Foto: Theint Mon Soe

In Myanmar bereiten sich Oppositionelle nach eigenen Angaben auf den bewaffneten Widerstand gegen die Militärregierung vor. Die aus Gegnern der Junta zusammengesetzte Regierung der Nationalen Einheit teilte am Mittwoch mit, sie habe "Volksverteidigungs-Kräfte" gebildet, die ihre Unterstützer gegen Angriffe des Militärs schützen solle.

Weiter hieß es, dies solle ein erster Schritt hin zu einer föderalen Unions-Armee sein. Ziel seien "wirksame Reformen im Sicherheitssektor mit dem Ziel, einen 70 Jahre andauernden Bürgerkrieg zu beenden".

In dem asiatischen Land hatten am 1. Februar Militärs gegen die demokratisch gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi geputscht. Seitdem reißen die Proteste gegen die Militärjunta nicht ab. Menschenrechtlern zufolge sollen Sicherheitskräfte insgesamt mehr als 760 Zivilisten getötet haben. Die Armee bestreitet diese und gibt an, dass mindestens 24 Sicherheitskräfte während der Proteste getötet worden seien. Wie viele Soldaten bei den Auseinandersetzungen getötet wurden, ist unklar.

Neuerliche Proteste am 1. Mai

Bei neuerlichen Protesten gegen die Militärregierung waren am Sonntag lokalen Medienberichten zufolge mindestens fünf Demonstranten getötet worden. Tausende Menschen waren demnach landesweit auf die Straßen gegangen. Im Shan-Staat im Osten starben den Berichten zufolge zwei Menschen, im Kachin-Staat im Norden einer und in der benachbarten Sagaing-Region zwei. Mindestens 20 Menschen seien teils schwer verletzt worden.

Auch in der größten Stadt des Landes habe es Demonstrationen gegeben: «Es gibt viele Proteste in Yangon, und die Kräfte der Junta haben versucht, sie niederzuschlagen», sagte ein Demonstrant, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. «Einige Demonstranten wurden in Yangon festgenommen.» Auch tags zuvor am 1. Mai hatte es landesweit Proteste gegeben. Lokalen Medien zufolge forderten Menschen unter anderem in den Städten Yangon, Mandalay und Bago Freiheit und Gerechtigkeit.

Die Lage in dem Land verschlechtere sich unterdessen in allen Bereichen zusehens, so eine UN-Sondergesandte. Die UN schätzen, dass die Eskalation bis zu 20 000 Menschen im Land vertrieben hat. Knapp 10 000 Menschen seien in die Nachbarländer geflüchtet. Armut und Covid-19 breiteten sich aus - etwa 3,4 Millionen Menschen könnten laut UN unter Hunger leiden. Nach Schätzungen von Gefangenenhilfsorganisationen sind seit dem Putsch Anfang Februar mindestens 759 Menschen getötet worden, mehr als 4500 seien in Haft gekommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...