Deutschland

Chinas Absatzmarkt beschert deutschen Autobauern Sensationsquartal

Lesezeit: 3 min
06.05.2021 09:00
Die deutschen Autobauer haben allen Grund zum Jubeln. Es gibt aber ein Problem.
Chinas Absatzmarkt beschert deutschen Autobauern Sensationsquartal
Fertig produzierte Volkswagen warten auf ihre Verschiffung. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Daimler, BMW und Volkswagen haben am chinesischen Markt berauschende Umsatzzahlen und hohe Gewinne erzielt. Jetzt muss man sich die Frage stellen:

Wie kommt es, dass uns China wirtschaftlich so rasch überholt hat?

Im ersten Quartal des diesjährigen Geschäftsjahres sprang das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Ertragsteuern) der Daimler AG auf sensationelle 5,75 Milliarden Euro (im Vorjahr waren es gerade mal 617 Millionen Euro gewesen). Zum Vergleich: Im gesamten Rekordjahr 2017 betrug das EBIT 14,348 Milliarden Euro. Das heißt, in Prozenten ausgedrückt, erreichte Daimler in einem einzigen Quartal 40 Prozent des Gesamtergebnisses seines (bisherigen) Rekordjahres.

Das ist aber noch nicht alles: Der Free Cash Flow aus dem Industriegeschäft betrug 1,81 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es minus 2,3 Milliarden Euro gewesen.

Bereits am 07. April 2021 proklamierte Daimler Investor Relations:Mercedes-Benz Cars“ hat im ersten Quartal 2021 weltweit 590.999 Pkw verkauft (ein Plus von 22,3 Prozent). Seit Jahresbeginn wurde der Absatz von einer positiven Dynamik im chinesischen und US-amerikanischen Markt angetrieben.

Und was „Mercedes-Benz Vans“ anbelangt: Trotz anhaltender Corona-bedingter Teil-Lockdowns in mehreren Ländern stieg der Absatz gewerblicher Transporter im ersten Quartal 2021 mit 18,2 Prozent deutlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Absatzveränderungen von Mercedes-Benz Cars & Vans auf einen Blick

Europa plus 1,8 Prozent (davon Deutschland minus 15,4 Prozent) / Asien/Pazifik plus 46,6 Prozent (davon China plus 60,1 Prozent) / Nordamerika plus 12,5 Prozent (Quelle: www.daimler.com/investoren/berichte-news/finanznachrichten/20210407-mercedes-benz-absatz-q1.html)

Vorläufige Ergebnisse für das erste Quartal 2021 deutlich über Markterwartungen:

Eine vorteilhafte Absatzdynamik bei Mercedes-Benz Cars, die von allen wichtigen Regionen, insbesondere China, angetrieben wurde, hat den Produktmix und die Preisdurchsetzung im ersten Quartal 2021 stark unterstützt. Daimler konnte diese Entwicklung aufgrund der überzeugenden Produktsubstanz, verbunden mit erheblichen Fixkostensenkungen, nutzen (so Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG sowie der Mercedes-Benz AG). Die folgenden Zahlen des Daimler-Konzerns für das erste Quartal dieses Jahres sind vorläufig noch ungeprüft:

EBIT: 5.748 Millionen (Konsens: 4.964 Millionen)

EBIT bereinigt: 4.970 Millionen (Konsens: 3.987 Millionen)

Free Cash Flow des Industriegeschäfts: 1.810 Millionen (Konsens: 1.102 Millionen)

Free Cash Flow des Industriegeschäfts bereinigt: 2.832 Millionen (Konsens: 1.802 Millionen)

Nettoliquidität im Industriegeschäft: 20,1 Milliarden (Jahresende 2020: 17,9 Milliarden)

BMW überrascht ebenfalls mit hohem Gewinn im ersten Quartal dieses Jahres

Das Manager Magazin.de vermeldet einen Rekordabsatz im ersten Quartal 2021: „Das erste Quartal hat dem Autobauer BMW im Tagesgeschäft überraschend viel Gewinn beschert. Nach vorläufigen Zahlen stand vor Steuern (EBT) ein Gewinn von 3,76 Milliarden Euro und damit fast fünfmal so viel wie zur Zeit des Ausbruchs der Corona-Pandemie ein Jahr zuvor, wie der Dax-Konzern überraschend am Montagabend, 19. April 2021, in München mitteilte.“

Die Automobilsparte konnte ihren Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 229 Millionen Euro im ersten Quartal des Vorjahreszeitraums auf gut 2,2 Milliarden Euro im ersten Quartal dieses Jahres steigern.

In China erzielte BMW laut Konzernmitteilung „das stärkste erste Quartal aller Zeiten“, und in Südkorea verkaufte der Hersteller fast 43 Prozent mehr Autos als im Vorjahreszeitraum, in den USA von den Marken BMW und Mini rund 20 Prozent mehr. Sogar in Europa lag das Absatzplus von BMW und Mini bei 8,3 Prozent.

Estimated (e)KGV 2022: BMW 7,75x, Daimler 7,79x wobei anzumerken ist, dass die drohende Millionenstrafe im EU-Kartellverfahren bei BMW mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht im KGV berücksichtigt ist.

Last but not least Volkswagen

Auch hier ein ähnliches Bild. Hr. Bleser von Markteinblicke.de skizziert unter dem Titel: „Warum VW die Konkurrenz abhängt“: „Katalysator waren vor allem steigende Absatzzahlen. So fuhren im ersten Quartal konzernübergreifend weltweit rund 20 Prozent mehr Fahrzeuge vom Band. Allein in China stieg der Absatz in den ersten drei Monaten des Jahres um rund zwei Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Lockdown und Knockout

Wir erinnern uns zurück: Es handelt sich um jenes China, dessen Labors noch heute für den Erstausbruch des Virus´ verantwortlich gemacht werden. In diesem Land werden von Daimler, BMW und VW Rekordabsätze erzielt.

Der wirtschaftliche Aufschwung läuft im Reich der Mitte offenbar prächtig! Während wir hier in Mitteleuropa von einer Lockdown-Verordnung zur nächsten stolpern – was den finalen ökonomischen „Knock out“ einleiten könnte.

Die Absatz-Zahlen am asiatischen Markt implizieren erschreckende Rückschlüsse auf die schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Im globalen Kampf um den stärksten wirtschaftlichen Aufstieg nach Corona wird Europa auf perfide Weise zerrieben! Antizipieren die Entscheidungsträger und Gestalter in Europa das denn nicht?

Ja, die Autohersteller generieren hohe Gewinne, aber eben nur dank des Asien-Geschäfts, während uns hier in Europa die Absatzmärkte wegbrechen. Diese Entwicklung ist ein Alarmsignal für zahlreiche andere Branchen. Und sollte es auch für die Politik sein!

Andreas Kubin lebt in Oberösterreich, hat ein MBA mit Schwerpunkt "Finanzen" und verfügt über drei Jahrzehnte Börsen-Erfahrung. 

Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Politik
Politik Das perfekte Eigentor: Gewerkschaften machen Arbeitnehmer arm

„Was die Gewerkschaften derzeit betreiben, in Frankreich und in Deutschland, schadet den vermeintlich vertretenen Arbeitnehmern enorm“,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Brasilien verzichten im Handel auf den Dollar

China erzielt einen weiteren Erfolg gegen den US-Dollar. Der Handel mit Brasilien soll künftig nur noch in den Währungen der beiden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mohn-Anbau-Verbot in Afghanistan: Europa besorgt wegen Fentanyl

Das Anbauverbot von Mohn in Afghanistan führt in Europa zu einem Mangel an Heroin. Drogenabhängige könnten nun auf das viel...

DWN
Deutschland
Deutschland Verbot neuer Gas- und Ölheizungen deutlich entschärft

Nach massiven Widerständen hat die Ampel-Regierung das geplante Verbot neuer Gas- und Ölheizungen deutlich entschärft. Es gibt nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin war die beste Geldanlage im ersten Quartal

Bitcoin, ein Kind der letzten Finanzkrise, verzeichnete im ersten Quartal einen Kursanstieg um etwa 70 Prozent. Ein Grund ist offenbar die...

DWN
Finanzen
Finanzen Rekord-Goldkäufe: Kommt der Goldstandard zurück?

Die Zentralbanken kauften im Jahr 2022 so viel Gold wie noch nie. Geht es manchen Ländern auch darum, Gold für eine künftige Deckung der...

DWN
Finanzen
Finanzen IWF-Chefin: Bankenturbulenzen gefährden globale Finanzstabilität

IWF Direktorin Kristalina Georgieva macht drastische Äußerungen in Bezug auf die Weltwirtschaft. Auch die EZB warnt in einem Interview...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Energiewende nein danke: Globale Nachfrage nach Tankschiffen steigt massiv an

In Europa werden die Raffinerien geschlossen. Doch in Asien und Arabien steigert man die Produktion massiv. In der Folge braucht die Welt...