Stehen bei BMW Produktionsstopps bevor? Laut einer Konzern-internen Information, die an die Deutschen Wirtschaftsnachrichten durchgesickert ist, soll der Münchener Autobauer aufgrund von fehlenden Halbleitern sowie dem Fehlen eines anderen wichtigen Bauteils die Stilllegung von Fertigungsbändern planen.
Die Automobilwoche veröffentlichte heute einen Artikel mit dem Titel: „Chipmangel: BMW bereitet sich auf weitere Ausfälle vor“. Das „weitere“ bezieht sich auf den zeitweiligen Produktionsstopp in den Werken Regensburg und Oxford, der zwei beziehungsweise drei Tage dauerte.
BMW hatte kürzlich seine Quartalszahlen vorgelegt und in dem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass im ersten Quartal die Versorgung mit Halbleitern aufrechterhalten werden konnte. Die Automobilwoche zitiert Konzern-Chef Oliver Zipse: „"Im zweiten Quartal können wir nicht davon ausgehen, dass wir ganz ungeschoren davonkommen. Wir gehen davon aus, dass es im Produktionsprogramm die eine oder andere Anpassung geben wird.“
Die DWN haben bei BMW nachgefragt. Eine Konzern-Sprecherin teilte mit: „Aufgrund der Verfügbarkeit von Halbleiter-Komponenten wurden bei der BMW Group vereinzelt Anpassungen des Produktionsprogramms vorgenommen. Dank des hoch-flexiblen Produktionssystems der BMW Group und der flexiblen Arbeitszeitmodelle können Anpassungen relativ kurzfristig erfolgen.
In unseren Werken in Oxford und Regensburg wurden vergangene und diese Woche wenige Schichten reduziert. In den weiteren BMW Group Werken läuft die Produktion weiter wie geplant.
Unser Ziel ist es, die Versorgung unserer Werke weiterhin sicherzustellen.
Wir haben das benötigte Volumen für 2021 fristgerecht bestellt und erwarten, dass unsere Lieferanten entsprechend der Bestellungen vertragsgerecht liefern.
Wir beobachten das Thema intensiv und sind hierzu in einem ständigen Austausch mit unseren Lieferanten.“
Eine ganze Reihe der anderen deutschen Autobauer ist durch den Halbleiter-Knappheit bereits dazu gezwungen gewesen, vorübergehende Produktionsstopps durchzuführen. Betroffen sind Daimler, VW, Audi und vor allem Ford – bei den Kölnern haben sich Konzern-Leitung und Betriebsrat auf wochenlange Kurzarbeit geeinigt.
Wie die DWN bereits letzte Woche berichteten, haben primär zwei Faktoren die gegenwärtigen Halbleiter-Knappheit ausgelöst. Zum einen erfuhren Artikel der Unterhaltungselektronik in den vergangenen Monaten aufgrund der pandemiebedingten Schließungen und verstärkter Heimarbeit einen Boom. Ein Großteil der verfügbaren Halbleiterprodukte wurde in dieses Segment geleitet und fehlt nun den Autobauern und anderen Unternehmen. Zum anderen decken sich chinesische Firmen seit einiger Zeit mit den strategisch wertvollen Vorprodukten ein, um mögliche Sanktionen der US-Regierung besser abfedern zu können.
Der Sprecher des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Eckehart Rotter, bezeichnete die Situation letzte Woche als „sehr angespannt“. " Laut ihrem Chefvolkswirt Jens Ulbrich rechne die Bundesbank damit, dass sich die durch die Halbleiter-Knappheit hervorgerufene Problematik im zweiten Quartal eher noch etwas verschärft. Erst „ab der Jahresmitte könnte es sich dann normalisieren."
Der Großteil der Halbleiter wird in China, den USA, Südkorea und vor allem Taiwan – wobei die Insel mittel- oder sogar kurzfristig wieder Teil Chinas werden könnte - produziert. Deswegen fordern immer mehr Akteure, unter anderem der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dass Europa eine eigene Halbleiter-Fertigung auf die Beine stellt.