Deutschland

Bundesregierung und RKI fordern Bürger auf, die Zweitimpfung ernst zu nehmen

Bundesregierung und Robert-Koch-Institut appellieren an die Bevölkerung, die Zweitimpfung nicht verstreichen zu lassen. Die Argumente sind vielfältig.
25.06.2021 16:53
Lesezeit: 2 min
Bundesregierung und RKI fordern Bürger auf, die Zweitimpfung ernst zu nehmen
Merkel sagte am Rande des EU-Gipfels am Freitag in Brüssel: "Wir können nicht sagen, dass wir dem Ende der Pandemie entgegensteuern." (Foto: dpa) Foto: Olivier Matthys

"Ich kann ... nur aufrufen, wirklich den zweiten Impftermin genauso ernst zu nehmen wie den ersten Impftermin, weil gerade bei dieser Variante nur der volle Impfschutz die erwünschte Wirkung bringt", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag.

Ähnlich äußerten sich Gesundheitsminister Jens Spahn und der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler. "Wir wissen, dass voll Geimpfte gegen schwere Erkrankungen von Delta geschützt sind", sagte Wieler. Er verwies auf vorliegende Daten, wonach die Quote der Hospitalisierung bei einer Infektion mit dem Delta-Virus doppelt so hoch sei wie bei der Alpha-Variante.

Merkel sagte am Rande des EU-Gipfels in Brüssel: "Wir können nicht sagen, dass wir dem Ende der Pandemie entgegensteuern." Die Entwicklungen in Großbritannien und Israel zeigten, dass die Inzidenzen auch bei einer hohen Impfquote wegen der Delta-Mutante wieder stark steigen könnten. "Und wir sehen, dass die Krankehausaufenthalte bei dieser Variante zunehmen", sagte Merkel. "Deshalb kann ich nur weiter zur Vorsicht plädieren, wir müssen alles versuchen, um eine vierte Welle zu verhindern."

Auch Spahn mahnte weiter zur Vorsicht. Viele treibe die Frage um, ob Deutschland auf eine vierte Welle im Herbst zusteuere. Die Antwort: "Es liegt an uns." Die Deutschen könnten zuversichtlich in den Sommer gehen. Aber: "Aus einem zu sorglosen Sommer darf kein Sorgenherbst werden."

Wieler betonte bei einer Pressekonferenz mit Spahn, die aktuelle Inzidenz von 6,2 sei zwar eine "sehr gute, erfreuliche Entwicklung". Die Delta-Variante breite sich aber schnell aus vor allem bei nicht Geimpften. Laut Spahn haben in Deutschland mittlerweile 44 Millionen Personen eine erste Impfung erhalten und 28,3 Millionen bereits eine Zweitimpfung. Insgesamt hätten damit 63 Prozent aller Erwachsenen eine erste Impfung erhalten. Bisher hätten zudem 300.000 der 12- bis 18-Jährigen eine erste Impfung bekommen. Nach Angaben des Charité-Experten Leif Erik Sander ist wegen Delta eine höhere Impfquote nötig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält eine sogenannte Herdenimmunität für erreichbar, wenn etwa 70 Prozent der Bevölkerung immun sind - entweder durch Impfung oder weil sie sich infiziert hatten.

"NATÜRLICH DAS ZIEL, DASS DIE SCHULEN OFFEN BLEIBEN"

Mit Blick auf die Zeit nach den Sommerferien empfiehlt Wieler, die Test- und Maskenpflicht in Schulen noch bis zum nächsten Frühjahr aufrecht zu erhalten. "Zum einen wollen wir ja das Infektionsgeschehen niedrig halten, weil auch Kinder schwer erkranken können", sagte er der "Rheinischen Post". "Und zum anderen haben wir natürlich das Ziel, dass die Schulen offen bleiben." Er rechne mit einem steigenden Infektionsgeschehen an Schulen, denn man sehe dort schon jetzt größere Ausbrüche der Delta-Variante.

Für Freitag meldete das RKI 774 neue Positiv-Tests. Das sind 302 weniger als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 6,2 von 6,6 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 62 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 90.678. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,73 Millionen Corona-Tests positiv aus.

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