„Inflation nützt Schuldnern und schadet Gläubigern. Denn mit der Geldentwertung schrumpft auch der reale Wert von Forderungen. Der größte Gewinner ist deshalb der Staat. Ist die Inflationsrate höher als der Zins, zu dem er sich Geld geliehen hat, schmelzen seine Schulden auf wunderbare Weise dahin. Zu den Profiteuren zählen auch die Banken, die selbst kaum eigene Mittel haben, sich aber das Geld bei der EZB zu Minizinsen leihen und teurer weitergeben. ,Die Banken unterstützt der Staat. Schließlich sind sie sein größter Financier‘, sagt Professor Jörg Guido Hülsmann von der Universität Angers in Frankreich“, so die „Wirtschaftswoche“.
Die größten Verlierer einer inflationären Phase sind die Bürger und die Mittelschicht. Der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser sagte dem Blatt: „Die Inflation trifft immer die breite Masse. Sie ist nicht auf die Preissteigerungen vorbereitet. Die professionellen Anleger sind hingegen cleverer und haben ihr Geld frühzeitig in Sicherheit gebracht.“
Allerdings gehören dem Bericht zufolge auch die Notenbanken zu den Verlierern einer Inflation, da sie als Gläubiger der Staaten auftreten. Hülsmann sagt: „Schulden werden durch Inflation vom Staat auf die Notenbanken verlagert. Wenn es so weitergeht, wird die EZB der größte Gläubiger der Staaten sein – genauso wie die Reichsbank in den Dreißigerjahren.“
Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten zuvor in einer Analyse festgestellt: „Durch die Niedrigzinspolitik der EZB konnte der deutsche Staat seinen Haushalt sanieren. Die USA werden hingegen als neues Vehikel die Inflation dazu nutzen, um ihren Staatshaushalt zu sanieren. Die direkten Zahlungen an die US-Haushalte werden eine inflationäre Phase einleiten, die später zu einer Hyperinflation führen könnte.“
Spekulationen auf einen wieder kräftigeren Preisschub nach Überwindung der Pandemie schieben die Inflationserwartungen im Euro-Raum an. Das Barometer für die langfristigen Inflationserwartungen in der 19-Ländergemeinschaft, der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward, kletterte am Dienstag zeitweise auf 1,6344 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Mai. Dies bedeutet, dass Anleger an der Börse zwischen 2026 und 2031 durchschnittlich eine Teuerungsrate von etwas mehr als 1,63 Prozent erwarten. Noch zu Beginn der Corona-Pandemie in Europa im vergangenen Frühjahr hatte das Barometer zeitweise unter ein Prozent gelegen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters.
Mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft haben auch die Spekulationen auf wieder stärker anziehende Preise zugenommen. Im Euro-Raum nahmen im Juni die Lebenshaltungskosten binnen Jahresfrist um 1,9 Prozent zu. Im Mai hatte das Plus bei 2,0 Prozent gelegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt als optimalen Wert für die Wirtschaft knapp unter zwei Prozent Teuerung an. Aus ihrer Sicht sind die aktuellen Preissteigerungsraten vor allem Folge der konjunkturellen Erholung nach Wegfall vieler Eindämmungsmaßnahmen und zudem nicht dauerhaft.