Politik

EU fordert von Großbritannien 47,5 Milliarden Euro für Brexit, doch die Briten werden garantiert nicht zahlen

Die Brüsseler Bürokraten verlangen von der britischen Regierung, dass die 47,5 Milliarden Euro für den EU-Ausstieg Großbritanniens zahlen. London wird alles tun, um diese Summe nicht begleichen zu müssen. Charles de Gaulle hatte vor einer Aufnahme der Briten in die europäische Gemeinschaft gewarnt. Er wurde ignoriert. Nun bekommt Kontinentaleuropa seine Quittung.
09.07.2021 12:01
Aktualisiert: 09.07.2021 12:01
Lesezeit: 1 min
EU fordert von Großbritannien 47,5 Milliarden Euro für Brexit, doch die Briten werden garantiert nicht zahlen
Boris Johnson (r), Premierminister von Großbritannien, begrüßt Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, und ihren Ehemann Heiko während der Ankunft zum G7-Gipfel am Carbis Hotel. Der G7-Gipfel findet vom 11. bis 13. Juni in Carbis Bay, St Ives in Cornwall statt. (Foto: dpa)

Der Ausstieg aus der Europäischen Union (EU) kommt Großbritannien teurer zu stehen als erwartet. Die Regierung in London müsse der EU im Rahmen der Brexit-Austrittsvereinbarung 47,5 Milliarden Euro zahlen, wie aus dem EU-Haushaltsbericht für 2020 hervorgeht. Die britische unabhängige Haushaltsbehörde OBR hatte im März 2018 den Betrag auf lediglich 41,4 Milliarden Euro geschätzt. Mit dem Geld muss Großbritannien seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen, die das Land während seiner EU-Mitgliedschaft eingegangen war - etwa die Kosten für Pensionen von EU-Beamten oder zugesagte Beiträge zu Forschungsprogrammen. Bereits in diesem Jahr sind dem EU-Haushaltsbericht zufolge 6,8 Milliarden Euro fällig.

Großbritannien war im Januar 2020 aus der Ländergemeinschaft ausgetreten. Eine Übergangsphase, in der sich das Land noch an die Regeln des EU-Binnenmarktes hielt, lief am 31. Dezember aus.

Den Einschätzungen der Deutschen Wirtschaftsnachrichten zufolge wird Großbritannien niemals derart große Summen für den EU-Ausstieg zahlen. Das ist völlig ausgeschlossen. Die Briten sind kreativ und phantasievoll genug, um für jedes Problem eine Lösung zu finden.

Hätten die europäischen Staaten in den 1960er Jahren auf den großen französischen Staatsmann Charles de Gaulle gehört, hätte ein EWG-Beitritt Großbritanniens im Jahr 1973 niemals stattgefunden. De Gaulle kannte die Sichtweise der Briten auf Kontinentaleuropa. Er war sich auch darüber bewusst, dass sich die geopolitischen Interessen Kontinentaleuropas von den britischen Interessen unterscheiden. Ein starkes Kontinentaleuropa aus Frankreich und Deutschland im Verbund stellt traditionell eine Gefahr für die Briten dar.

Über sein Veto gegen eine britische EWG-Mitgliedschaft führte de Gaulle am 14. Januar 1963 in einer historischen Rede aus, dass der Beitritt Großbritanniens dazu führen würde, dass aus der europäischen Gemeinschaft eine „kolossale atlantische Gemeinschaft“ unter der Führung der US-Amerikaner entstehen würde, was er nicht unterstütze. „Es ist abzusehen, dass der Zusammenhalt ihrer sehr zahlreich und unterschiedlichen Mitglieder nicht lange Bestand haben würde. Letztendlich würde eine kolossale atlantische Gemeinschaft unter amerikanischer Abhängigkeit und Leitung entstehen, die die europäische Gemeinschaft absorbieren würde.“

Es sollte an dieser Stelle auch bemerkt werden, dass die Briten sehr geschickt sind, wenn es um außenpolitische Manöver geht. Wenn die Briten sich dazu entschieden haben, sich von der EU zu lösen, kann das nur eine Bedeutung haben: Die EU wird es in dieser Art und Weise in wenigen Jahren nicht mehr geben. Sie wird weitgehend zerfallen. Deshalb muss Deutschland darauf hinarbeiten, den stärksten wirtschaftlichen Kern der EU zusammenzuhalten. Dieser befindet sich in Mitteleuropa, jedoch nicht in Ost- oder Südeuropa.

Die Aufnahme Großbritanniens in die EWG stellte von Anfang an einen „Geburtsfehler“ dar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....