Politik

Rot-Rot-Grün-Schwarz gescheitert: Landtagsauflösung in Thüringen abgesagt

Das Gezerre um die Auflösung des Thüringer Landtags ist vorbei - das Projekt von Rot-Rot-Grün und CDU ist gescheitert. Damit bleibt es bei einer Ramelow-Regierung in Not.
16.07.2021 16:16
Lesezeit: 2 min
Rot-Rot-Grün-Schwarz gescheitert: Landtagsauflösung in Thüringen abgesagt
Der Plenarsaal des Thüringer Landtag war schon für die Sondersitzung am Montag vorbereitet worden. (Foto: dpa) Foto: Martin Schutt

Die Auflösung des Thüringer Landtags ist geplatzt, der Weg für die im September geplante Neuwahl ist damit versperrt. Linke und Grüne zogen am Freitag die Reißleine und nahmen ihre Unterschriften unter einem zusammen mit SPD und CDU gestellten Antrag auf Selbstauflösung des Parlaments zurück. Der Grund: Die nötige Zweidrittelmehrheit von 60 der 90 Stimmen im Parlament werde ohne AfD-Stimmen nicht erreicht, erklärten sie.

Die Hoffnung auf stabile politische Verhältnisse in Thüringen wird sich damit vorerst nicht erfüllen. Die Legislaturperiode geht noch bis 2024, Rot-Rot-Grün hat aber keine eigene Mehrheit. Die Regierung von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) war bei Entscheidungen seit mehr als einem Jahr auf Stimmen der CDU angewiesen. Diese Stabilitätsvereinbarung hat die CDU inzwischen aufgekündigt.

«Uns ist wichtig, die Auflösung nicht mit Stimmen der AfD zu vollziehen», einer Partei, «der die parlamentarische Demokratie verhasst ist», sagte Linke-Fraktionschef Steffen Dittes. Er sprach ebenso wie Grüne und SPD von einer bitteren Entscheidung, die für Unverständnis angesichts der schwierigen Mehrheitsverhältnisse im Landtag sorgen werde.

Eigentlich sei eine Neuwahl nötig in der Hoffnung auf stabile Mehrheiten im Parlament in Erfurt, sagte SPD-Fraktionschef Matthias Hey. Die SPD zog ihre Unterschriften nicht zurück, unterstützte aber ihre Koalitionspartner. Eigentlich sollte die Landtagswahl zusammen mit der Bundestagswahl am 26. September stattfinden.

Kritik und Enttäuschung über den Rückzug kam vom DGB und anderen Organisationen, aber auch von CDU-Fraktionschef Mario Voigt. Für Thüringen seien damit Chancen vertan worden, so Voigt. Die für Montag einberufene Sondersitzung des Parlaments wurde abgesagt.

Einen neuen Anlauf, eine Neuwahl zu ermöglichen, soll es vorerst nicht geben, machte auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich deutlich. Sie sprach von einem Schlussstrich. «Es steht einem Parlament nicht an, im Jahresrhythmus über seine Auflösung zu diskutieren», sagte Dittes.

Hey sprach von einer Schicksalsgemeinschaft, in der Rot-Rot-Grün jetzt sei. Die drei Regierungsfraktionen würden auf CDU und FDP zugehen, «um unter Demokraten zu versuchen, dieses Land auf Kurs zu halten». Voigt erklärte dagegen, mit der parlamentarischen Sommerpause ende die Stabilitätsvereinbarung, die die CDU mit Rot-Rot-Grün hatte. Nach seiner Meinung kann es keine neue geben.

Die stellvertretende Vorsitzende Thüringer Linken, Gesundheitsministerin Heike Werner, will aber mit CDU und FDP darüber sprechen, ob im Parlament demnächst mit wechselnden Mehrheiten abgestimmt werden kann. Wichtig sei, das nun wieder ein gewisses Maß an Vertrauen zwischen Rot-Rot-Grün und CDU sowie FDP entstehe. «Ich hoffe, dass sich über die Sommerpause setzt, was hier gelaufen ist» und «dass die Vernunft siegt».

Schwere Vorwürfe machten Vertreter der Bundestagsfraktionen von Linke und SPD der CDU, weil vier ihrer Abgeordnete ein Nein zur Landtagsauflösung angekündigt hatten. «Die CDU entwickelt sich zu einer unzuverlässigen Chaotentruppe, die die Tür zu den Rechtsextremen nicht zubekommt, selbst ein fettes Problem mit Rechten in den eigenen Reihen hat und die, wie eine Staatspartei, Parteiinteressen über das Allgemeinwohl stellt», sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, der dpa.

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, gab auch CDU-Chef und Kanzlerkandidat Armin Laschet Mitschuld am politischen Chaos in Thüringen. Er habe in einer grundsätzlichen Frage von bundespolitischer Bedeutung seine Autorität als CDU-Bundesvorsitzender nicht ausreichend eingesetzt, sagte Schneider dem Nachrichtenportal t-online.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...

DWN
Panorama
Panorama 2026: Was sich alles ändert
31.12.2025

m Jahr 2026 stehen für Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Änderungen an: Der Mindestlohn steigt auf 13,90 Euro, Rentnerinnen und Rentner...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wall Street schließt dritten Tag in Folge im Minus
31.12.2025

Die wichtigsten US-Aktienindizes beendeten den Handelstag am Dienstag bereits den dritten Tag in Folge mit Verlusten.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI im Bewerbungsprozess: Was Unternehmen und Kandidaten beachten sollten
30.12.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Bewerbungen – schneller, objektiver, aber nicht immer transparent. Während manche...

DWN
Politik
Politik USA greifen Hafen in Venezuela an: CIA soll angeblichen Drogenumschlagplatz attackiert haben
30.12.2025

Eine Explosion im Hafen, ein Präsident, der offen von einem Schlag spricht, und viele offene Fragen. Donald Trump bestätigt einen...

DWN
Panorama
Panorama Tresor-Coup in Gelsenkirchen: 3.200 Schließfächer aufgebrochen, Beute von 30 Millionen Euro
30.12.2025

"Wir wollen rein", skandiert eine aufgebrachte Menge vor der Sparkassenfiliale in Gelsenkirchen. Doch die Polizei riegelt ab. Was zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...