Finanzen

Österreichs Banken steigern Gewinne, weil die Vorsorgen für faule Kredite schmelzen

Bei den Wiener Geldhäusern Erste Group und Raiffeisen Bank International sprudeln dank deutlich niedrigerer Vorsorgen für Kreditausfälle wieder die Gewinne.
30.07.2021 10:37
Aktualisiert: 30.07.2021 10:37
Lesezeit: 2 min

Bei den Wiener Geldhäusern Erste Group und Raiffeisen Bank International (RBI) sprudeln dank deutlich niedrigerer Vorsorgen für Kreditausfälle wieder die Gewinne. Die Nachfrage nach Darlehen habe sich einhergehend mit einem Wirtschaftsaufschwung in den Kernmärkten Mittel- und Osteuropas beschleunigt, teilten die Wiener Institute am Freitag mit. Auch konnten die im Corona-Jahr 2020 in die Höhe geschossenen Risikokosten für faule Kredite deutlich zurückgeschraubt werden. Für das Gesamtjahr zeigten sich die Geldhäuser vorsichtig optimistisch: Die Erste Group rechnet mit einem Kreditwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die RBI kann sich sogar ein Wachstum bis im oberen einstelligen Bereich vorstellen.

Bei der Erste Group schmolzen die Risikokosten im ersten Halbjahr auf 82,9 Millionen Euro nach 675,4 Millionen Euro im stark vom Ausbruch der Corona-Pandemie geprägten Vorjahr. Auch für das Gesamtjahr erwartet das Institut geringere Vorsorgen für Kreditausfälle. Eine genaue Prognose sei schwierig, erklärte die Bank. Der Anteil der faulen Kredite (NPL-Quote) sollte aber auf maximal drei Prozent ansteigen, hieß es. Zum Halbjahr lag die Quote bei 2,5 Prozent. Der Nettogewinn konnte auf 918 (293,8) Millionen Euro mehr als verdreifacht werden. Die Erste Group verdiente damit mehr als vor der Corona-Krise. 2019 hatte der Nettogewinn zum Halbjahr bei 732 Millionen Euro gelegen. Auch im Gesamtjahr will das Institut den Konzerngewinn deutlich steigern, wurde der Ausblick bekräftigt. Das operative Ergebnis verbesserte sich in der ersten Jahreshälfte 2021 um 24,4 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro. Getragen wurde das durch einen Zinsüberschuss, ein deutliches Wachstum der Provisionserträge sowie einem Anstieg des Handels- und Fair-Value-Ergebnisses.

Nach der Lockerung der Empfehlung der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Gewinnausschüttungen will die Erste Group im vierten Quartal eine weitere Dividende von 1,0 Euro je Aktie für 2020 zahlen. Für 2021 plant das Bankhaus eine Ausschüttung von 1,6 Euro je Aktie. Die EZB kündigte an, dass Banken in der Euro-Zone ab Oktober wieder ohne Einschränkungen Gewinne an ihre Aktionäre ausschütten dürfen.

Bei der Raiffeisen Bank International stieg der Nettogewinn im ersten Halbjahr um 66 Prozent auf 612 Millionen Euro. Die Risikokosten, der neben Osteuropa auch in Russland und der Ukraine tätigen Bank, sanken auf 110 Millionen Euro nach 312 Millionen Euro. Den Anteil der faulen Kredite nannte das Geldhaus mit 1,7 (1,9) Prozent. "Wir sind mit dem Verlauf des ersten Halbjahres sehr zufrieden", sagte Bankchef Johann Strobl.

Die Betriebserträge der RBI gingen jedoch um drei Prozent auf 2,64 Milliarden Euro zurück. Dabei reduzierte sich der Zinsüberschuss um 135 Millionen Euro auf 1,57 Milliarden Euro, hervorgerufen durch Zinssenkungen in vielen Ländern sowie Währungsabwertungen in Russland und der Ukraine. Der Provisionsüberschuss erhöhte sich um 93 Millionen Euro auf 932 Millionen Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...