Die Deutsche Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL vor der Ausrufung von Streiks in der nächsten Woche gewarnt. „Sollte es danach tatsächlich zu Streiks kommen, trifft das massiv unsere Kunden und unsere Mitarbeiter“, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Freitag. „Letztlich ist das eine Attacke auf das ganze Land.“ Er verwies darauf, dass die Bahn wegen der Corona-Krise und der Flut-Katastrophe gewaltige Schäden gehabt habe, nun aber eine wirtschaftliche Erholung einsetze. ‚“Jetzt gerade, wo die Kunden zurückkommen, soll es Streiks geben“, kritisierte Seiler. „Diesen Streik braucht jetzt niemand.“
Nach gescheiterten Tarifgesprächen hat die GDL eine Urabstimmung über einen Streik eingeleitet und will das Ergebnis am Dienstag bekanntgeben. Dann könnte auch bereits ein Zeitpunkt für den Streikbeginn erklärt werden, der mit dem Rückreise-Verkehr nach Ferien-Ende in einigen Bundesländern zusammenfallen könnte. Seiler sagte, er rechne mit einer Eskalation. „Wir bereiten uns entsprechend darauf vor, alles andere wäre ja fatal.“ Man wolle die Auswirkungen für die Kunden so gering wie möglich halten. „Der Streik ist absolut überflüssig“.
Nach Worten von Seiler hat die GDL bis jetzt keinen ernsthaften Lösungswillen gezeigt, es habe keine seriösen Verhandlungen gegeben. Bei der GDL stünden wohl wegen der Rivalität mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) „egoistische Machtinteressen im Mittelpunkt.“ Die EVG hat mit der Bahn bereits einen Sanierungstarifvertrag mit einer Laufzeit bis Februar 2023 geschlossen.
der GDL hatte die Bahn zuletzt Lohnerhöhungen in zwei Schritten angeboten: 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 und 1,7 Prozent zum 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024.
Zusätzlich kompliziert wird die Tarifrunde dadurch, dass EVG und GDL beide für fast alle 185.000 Beschäftigten in Deutschland beim Schienenpersonal verhandeln wollen. Die Bahn sieht sich aber gezwungen, das Tarifeinheitsgesetz anzuwenden. Danach gilt ein Vertrag nur dort, wo die jeweilige Gewerkschaft die Mehrheit hat. Laut Bahn hat die GDL diese nur in 16 von insgesamt 300 Einzelbetrieben des Konzerns.