Wirtschaft

Lieferketten und Ernteausfall: Deutsche, jetzt wird auch Kaffee-Trinken deutlich teurer

Kaffee-Trinker müssen demnächst mehr Geld auf den Tisch blättern. Ausschlaggebend sind Missernten bei Kaffeebohnen, aber vor allem die steigenden Transportkosten im Rahmen der Lieferketten.
06.08.2021 18:51
Aktualisiert: 06.08.2021 18:51
Lesezeit: 1 min
Lieferketten und Ernteausfall: Deutsche, jetzt wird auch Kaffee-Trinken deutlich teurer
Eine Filterkaffeemaschine mit Warmhalteplatte in einem privaten Haushalt am 14.04.2014 in Sieversdorf (Brandenburg). (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Kaffee-Trinker müssen für die tägliche Dosis Koffein demnächst mehr Geld auf den Tisch blättern. Durch Ernte-Ausfälle im wichtigen Exportland Brasilien und knappe Transport-Kapazitäten kommen immer weniger geröstete Bohnen bei den Verbrauchern an. Zu spüren sei dies vor allem im Supermarkt, sagt ein Kaffee-Händler. „Da zahlt man für den Kaffee und etwas Verpackung. Bei Starbucks werden die Preise wohl nicht so stark steigen, da man dort mehr für den Laden, das WLAN und das Erlebnis zahlt.“

Brasilien wird derzeit von einer Kälte-Welle heimgesucht, deren genaues Ausmaß sich noch nicht abschätzen lässt. Davor waren die Pflanzungen bereits durch die schlimmste Dürre seit 91 Jahren geschwächt worden. Stirbt ein Kaffee-Baum ab, dauert es mindestens sieben Jahre, bis ein neuer ähnlich viele Bohnen produziert. Vor diesem Hintergrund hatten die Preise für Kaffee der Sorten Arabica und Robusta-Kaffee Ende Juli die höchsten Stände seit drei Jahren erreicht.

Dem brasilianischen Branchenverband Abic zufolge müssen die dortigen Röster bereits 80 Prozent mehr für rohe Kaffeebohnen zahlen als zum Jahreswechsel. „Historisch spiegeln sich signifikante Preisveränderungen in den Marktpreisen für Verbraucher wider“, konstatiert der Kaffee-Konzern JDP Peet's, zu dem die Marke „Jacobs Kaffee“ gehört. Dies werde voraussichtlich auch diesmal der Fall sein.

Steigende Rohstoffpreise allein wären kein Problem, sagt Mark Schneider, Chef des Lebensmittelkonzerns Nestle. Einen Großteil des Bedarfs habe sich sein Unternehmen bereits über Termingeschäfte zu festgesetzten Preisen gesichert. Bei Transportkosten sei das dagegen nicht der Fall, zitiert Reuters Schneider.

Weil die Coronavirus-Pandemie die internationalen Lieferketten durcheinandergewirbelt hat, fehlen in einigen Teilen der Welt Container, während sie sich in anderen Regionen stapeln. Vor allem zwischen Nord- und Südamerika lohne sich der Kaffee-Transport praktisch nicht mehr, sagt Carlos Santana, Chef-Kaffeehändler beim Brokerhaus Eisa Interagricola. „Die Preise sind drei Mal so hoch wie vor der Pandemie.“

Aber selbst wenn man einen der begehrten Container ergattere, habe man immer noch das Problem, ihn auch auf ein Schiff zu bekommen, wirft Thiago Cazarini, Kaffee-Händler im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, ein. „Brasilien ist derzeit logistisch eine Katastrophe“, klagt ein US-Importeur. Er warte immer noch auf Lieferungen, die eigentlich vor zwei Monaten eintreffen sollten. Rund 30 Prozent der weltweiten Kaffee-Exporte kommen aus Brasilien.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...