Die Welt geht einer jahrelangen Aluminium-Knappheit und steigenden Preisen entgegen. Zwar werden von dem wichtigen Industrie-Metall im Jahr stolze 80 Millionen Tonnen produziert. Doch der Bedarf steigt weiter an. Gleichzeitig ist unklar, wie rasch die sich auftuende Versorgungslücke geschlossen werden kann – ein Aluminium-Werk lässt sich eben nicht so schnell aus der Erde stampfen. Steigende Preise dürften die Produzenten, die Aluminium verarbeiten, an die Verbraucher weitergeben. Das dürfte – genau wie die anderen steigenden Rohstoff-Preise – die Inflation weiter anheizen.
Etwas mehr als die Hälfte des weltweit produzierten Aluminiums stammt aus Schmelzereien in China. Das Reich der Mitte wird seinen Output jedoch nicht erhöhen – bereits vor vier Jahren wurde festgelegt, dass die Produktionsobergrenze bei 45 Millionen Tonnen liegt. Der Grund: Das von Umweltverschmutzung schwer gebeutelte Riesenreich hat es sich auf die Fahnen geschrieben, den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern. Doch die chinesische Wirtschaft braucht das Edelmetall und hat sich dadurch innerhalb kürzester Zeit von einem Netto-Exporteur zu einem Netto-Importeur gewandelt – das heißt, seine Unternehmen sind jetzt ebenfalls auf dem Weltmarkt auf der Suche nach Nachschub.
Die Nachfrage wächst vor allem deshalb, weil die Pandemie zu einem großen Teil überwunden ist und die unterschiedlichen Industrie-Branchen teilweise mit Aufträgen überschwemmt werden. Unter anderem nehmen die Aluminium-Bestellungen von Seiten der Automobilproduktion, der Bau-Industrie und sogar der Flugzeug-Industrie beträchtlich zu. Allein in den USA stieg die Nachfrage in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um fast ein Fünftel (18 Prozent).
Das treibt die Preise. Anfang des Jahres wurde die Tonne noch für rund 2.000 Dollar gehandelt. Mittlerweile sind es 2.500 Dollar. Laut einer Analyse von Goldman Sachs könnten es nächstes Jahr über 3.000 Dollar sein.
Dass die Preise derzeit so massiv in die Höhe schießen, hat allerdings nicht nur mit der steigenden Nachfrage zu tun. Bereits vor einem Monat schrieben die DWN über das Lieferketten-Chaos, das die Weltwirtschaft bedroht. Die Frachtraten der Schiffe explodieren – wenn die teilweise verzweifelt auf ihr Aluminium wartenden Unternehmen denn überhaupt noch per Schiff beliefert werden. Mittlerweile wird das Metall sogar schon per Flugzeug transportiert - ein gewaltiger Kostenfaktor.
Zu allem Unglück kommen noch regulatorische Beschränkungen hinzu. So erhebt Russland auf die Ausfuhr von Aluminium seit kurzem einen zusätzlichen Zoll, der so hoch ist, dass sich – trotz der hohen Preise, die am Markt zu erzielen sind – der Ausfuhr kaum noch lohnt. „Rusal“, zweitgrößter Produzent der Welt, erwägt bereits, seine Lieferungen massiv einzuschränken.
Inwiefern der Bau neuer Werke Abhilfe schaffen kann, steht in den Sternen. Zum einen nimmt solch ein Bau – wie bereits erwähnt – beträchtliche Zeit in Anspruch. Zum anderen treiben Umweltrichtlinien die Bau- und Produktionskosten mittlerweile so gewaltig in die Höhe, dass der Preis pro Tonne nach Schätzungen von Analysten auf circa 3.500 Dollar anwachsen müsste. Ob sich allerdings ein solcher Preis – der 75 Prozent über dem liegen würde, der Anfang dieses Jahres galt – erzielen lassen wird, ist höchst unsicher.
Fazit: Sowohl die Preisentwicklung als auch die Versorgungssicherheit sind derzeit völlig ungewiss.
Wer erwägt, in Aluminium-Produzenten zu investieren, dem seien die beiden folgenden DWN-Artikel ans Herz gelegt:
deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/510425/Investieren-in-Rohstoffe-Darauf-muessen-Anleger-achten