Die Verkaufspreise im deutschen Großhandel sind im Juli so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Sie lagen um 11,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Einen kräftigeren Anstieg gab es zuletzt im Oktober 1974 mit 13,2 Prozent während der ersten Ölkrise. Damit beschleunigte sich der Preisauftrieb erneut: Im Juni hatte die Teuerungsrate bei 10,7 und im Mai bei 9,7 Prozent gelegen.
Die Entwicklung im Großhandel gilt als Indikator für zukünftige Inflationstendenzen, da er das Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden ist. "Die hohen Steigerungsraten begründen sich zum Teil durch einen Basiseffekt in Folge des sehr niedrigen Preisniveaus der Vorjahresmonate im Zusammenhang mit der Corona-Krise sowie durch viele aktuell gestiegene Preise für Rohstoffe und Vorprodukte", erklärten die Statistiker.
Ein starker Preistreiber war den Angaben zufolge die Entwicklung bei Erzen, Metallen und Metallhalbzeug: sie verteuerten sich um 59,2 Prozent. Besonders kräftige Preisanstiege gab es auch im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (+95,6 Prozent), mit Roh- und Schnittholz (+59,9 Prozent) sowie mit Mineralölerzeugnissen (+34,3 Prozent). Erheblich teurer wurden im Vorjahresvergleich auch Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (+20,7 Prozent).
Wegen der deutlichen Erholung der Weltkonjunktur von der Corona-Rezession steigen derzeit die Preise für viele Produkte rasant. Besonders den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China wird in diesem Jahr ein sehr starkes Wachstum vorausgesagt, zumal dort große Konjunkturprogramme aufgelegt wurden. Das bekommen die deutschen Verbraucher auch bei den Preisen zu spüren: Die Inflationsrate liegt aktuell mit 3,8 Prozent so hoch wie seit 1993 nicht mehr.