Unternehmen

Deutz bringt seinen ersten Wasserstoff-Motor an den Markt - und erhöht Auftragseingang um 65 Prozent

Die Hersteller aus der Alten Industrie haben es schwer: Sie müssen unter Hochdruck neue Produkte entwickeln, die weniger klimabelastend sind, und gleichzeitig die Pandemie-Einbrüche überwinden. Der Kölner Motoren-Hersteller Deutz hat jetzt einen Schritt nach vorne gemacht.
16.08.2021 17:34
Aktualisiert: 16.08.2021 17:34
Lesezeit: 2 min

Deutz bringt seinen ersten Wasserstoffmotor auf den Markt. Wie der Hersteller mitteilt, sei die Serienproduktion für 2024 geplant, und erste Tests auf dem Prüfstand habe das Unternehmen bereits erfolgreich abgeschlossen, heißt es. Nach Angaben des Produzenten verfügt der Apparat über eine Leistung von 200 Kilowatt.

Er eigne sich grundsätzlich für alle heutigen Deutz-Anwendungen und dürfte erstmal in den Bereichen stationäre Anlagen und Generatoren sowie Schienenverkehr eingesetzt werden, da es noch keine ausgebaute Tank-Infrastruktur für Wasserstoff gebe, berichtet die Firma. „Für uns ein wichtiger Meilenstein, um als Unternehmen unseren Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu leisten“, sagt Frank Hiller, der Vorstandsvorsitzende.

Damit macht Deutz einen Schritt, um die Herkules-Aufgabe zu bewältigen, vor denen alle Firmen aus der Alten Industrie derzeit stehen. Zum einen müssen sie weniger belastende Produkte herstellen, damit die Klimaziele erreicht werden. Die sind aber lange noch nicht so weit, dass sie die notwendigen Einnahmen bringen. Und so ist es auch mit dem neuen Wasserstoff-Motor, der den Planungen zufolge erst in drei Jahren erste spürbare Abdrücke in der Bilanz hinterlässt.

Und zum anderen müssen sie die negativen Folgen der Krise abfedern, was sie aber nur mit Hilfe der alten Produkte erreichen können, die sie früher oder später vom Markt nehmen müssen. Immerhin ist Deutz im ersten Halbjahr schon gelungen, die Einbrüche aus dem vergangenen Pandemie-Jahr zu überwinden.

So ist der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 65 Prozent auf 1,028 Milliarden Euro regelrecht explodiert. „Aufgrund der kundenseitig spürbar zunehmenden Investitionsbereitschaft erzielten alle Regionen und Anwendungsbereiche prozentual zweistellige Zuwächse, wobei sich der Auftragseingang im Bereich Material Handling mit einem Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 123 Prozent sogar mehr als verdoppelte“, heißt es im Geschäftsbericht.

Dabei sind in der Bilanz überwiegend positive Entwicklungen zu sehen: Die Erlöse sind um 24,2 Prozent auf 770,2 Millionen Euro gestiegen, während das operative Ergebnis bei 16,8 Millionen Euro gelegen hat. Im Vorjahreszeitraum hatte es noch einen Verlust in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe gegeben.

Deutz will "weltweit führender Hersteller" werden - ab 2023 mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz

Zur Orientierung: Deutz hat sich eigenen Worten zufolge zum Ziel gesetzt, ein weltweit führender „Hersteller innovativer Antriebssysteme und Vorreiter einer klimaneutralen Zukunftsmobilität im Off-Highway-Bereich zu werden“. Dabei handelt es sich um Maschinen und Geräte, die in rauen Betriebsumgebungen mit Belastungen durch Staub, Nässe und teilweise sogar Chemikalien zum Einsatz kommen.

Aus dem aktuellen Geschäftsbericht geht hervor, dass das Unternehmen profitabel und nachhaltig wachsen will. Die Mittelfristziele für 2023/ 2024 liegen bei einem jährlichen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro mit einer EBIT-Rendite vor Sondereffekten von sieben bis acht Prozent.

Wenn man die aktuellen Zahlen als Grundlage nimmt, dann scheint dies machbar zu sein. Doch gibt es zwei Probleme: Erstens die steigenden Material- und Rohstoffkosten und zweitens die Tatsache, dass die Pandemie noch nicht abgeschlossen ist und weiterhin viele Unsicherheiten bringt. Der Wasserstoff-Motor, den Deutz vorgestellt hat, wird jedenfalls nichts Spürbares für die Bilanz beitragen, weil er erst 2023 in Serie geht. Immerhin hat der Hersteller hier versucht, seine innovative Seite zu stärken. Und die Anstrengungen hat auch die Börse honoriert: So ist die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um fast 70 Prozent auf Werte um 7,80 Euro gestiegen.

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