Finanzen

Historisches Notenbanken-Treffen in Jackson Hole: Kommt die geldpolitische Wende der Fed?

Vor der mit Spannung erwarteten Fed-Konferenz von Jackson Hole wird der Ruf nach einem Zurückfahren der Krisenhilfen in der US-Notenbank lauter.
26.08.2021 20:11
Aktualisiert: 26.08.2021 20:11
Lesezeit: 1 min
Historisches Notenbanken-Treffen in Jackson Hole: Kommt die geldpolitische Wende der Fed?
Ein Blick auf New York durch ein Loch im Netz. (Foto: dpa) Foto: Lucas Jackson / Pool

Vor der mit Spannung erwarteten Fed-Konferenz von Jackson Hole wird der Ruf nach einem Zurückfahren der Krisenhilfen in der US-Notenbank lauter. Die Chefin des Notenbankbezirks Kansas City, Esther George, will die Wertpapier-Käufe der Fed „eher früher als später“ verringert sehen, wie sie dem Sender Fox am Donnerstag sagte. Denn es gebe die Aussicht auf weiterhin starken Jobaufbau und kräftiges Wirtschaftswachstum. Ihr Fed-Bezirk richtet das Online-Symposium von Jackson Hole aus, auf dem Fed-Chef Jerome Powell am Freitag reden wird. Die Finanzmärkte erhoffen sich einen Fingerzeig zur Geldpolitik, die womöglich um das Jahresende herum gestrafft werden könnte. Die Fed kauft derzeit Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Volumen von monatlich 120 Milliarden Dollar. Der Präsident der Fed-Filiale St. Louis, James Bullard, plädierte unterdessen auf CNBC dafür, das Abschmelzen der Käufe - das sogenannte Tapering - bis zum Ende des ersten Quartals 2022 abzuschließen, damit die Fed danach zügig die Zinswende angehen könne. Derzeit hält die Fed den Leitzins in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Die US-Währungshüter seien dabei, sich für einen Plan zum Verringern der Käufe zusammenzufinden.

Bullard sieht mit dem nach der Corona-Krise einsetzenden Aufschwung auch erhöhte Inflationsgefahren verbunden. Die Verbraucherpreise in den USA haben wie in vielen anderen Staaten der Welt zuletzt kräftig angezogen - unter anderem wegen Lieferengpässen und als Folge der Corona-Krise. Innerhalb der US-Notenbank ist die Debatte über ein Abschmelzen der Käufe in vollem Gange, wie aus dem Protokoll der Juli-Zinssitzung hervorgeht. Dabei ist jedoch noch strittig, wie das Manöver im Detail ablaufen soll. KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib geht davon aus, dass die US-Inflationsrate auch in den kommenden Monaten den Fed-Zielwert von 2,0 Prozent übersteigen wird. Zudem habe die Erholung am Arbeitsmarkt zuletzt deutlich Fahrt aufgenommen: „Eigentlich ist demnach alles angerichtet, um langsam die geldpolitische Wende einzuleiten.“ Sorgen bereiteten den US-Währungshütern aber sicherlich die steigenden Corona-Fallzahlen und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Unsicherheiten.

Kapitalmarktexperte Jürgen Callies vom Vermögensverwalter Meag geht davon aus, dass auf der Fed-Konferenz auf die Risiken der Delta-Variante für die Konjunktur hingewiesen wird. „Mit dem tatsächlichen Start des Taperings rechnen wir um den Jahreswechsel, also wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres, jedoch eventuell bereits im Dezember.“ Auf dem Fed-Symposium dürfte es seiner Ansicht nach nun zunächst wohl „eher eine Botschaft der Beruhigung für die Kapitalmärkte geben“, sagte Callies. Die US-Börsen hatten jüngst ihre auch von der lockeren Linie der Fed beförderte Rekordjagd fortgesetzt, wenn auch nur mit kleinen Schritten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...