Deutschland

Bericht: „Corona bei 80 Prozent der offiziellen Covid-Toten wohl nicht Todesursache“

Die Ereignisse in der Corona-Krise überschlagen sich. Jeden Tag werden Informationen enthüllt, die zu einer breiten Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung führen. Die Informationen, die der Bevölkerung von allen Seiten als „Fakten“ präsentiert werden, widersprechen sich.
31.08.2021 13:23
Aktualisiert: 31.08.2021 13:23
Lesezeit: 3 min
Bericht: „Corona bei 80 Prozent der offiziellen Covid-Toten wohl nicht Todesursache“
Jens Spahn (CDU, r), Bundesminister für Gesundheit, Daniel Günther (CDU, 3.v.r), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, und weitere Politiker, Mediziner und Jornalisten stehen in einem Intensiv-Patientenzimmer an einer Patienten-Simulationspuppe. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

„Die Welt“ berichtet unter dem Titel „Corona bei 80 Prozent der offiziellen Covid-Toten wohl nicht Todesursache“: „Berechnungen von Mediziner Bertram Häussler besagen: Bei einem Großteil der vom RKI gemeldeten Corona-Toten sei offen, woran sie gestorben sind – die Sterbestatistik werde zunehmend verzerrt. Trotz steigender Infektionszahlen schließt er künftig eine ,massive Sterblichkeit‘ aus.“

Reuters meldet: „Bislang sind mehr als 18.000 Menschen in Deutschland trotz vollständigem Impfschutz an Covid-19 erkrankt. Das geht aus dem jüngsten Lagebericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Seit dem 1. Februar seien 18.333 sogenannte Impfdurchbrüche – also symptomatische Coronainfektionen mindestens zwei Wochen nach vollständiger Impfung – registriert worden. Die Effektivität der Im­pfung bewertet das RKI dennoch als hoch: Sie liege bei Erwachsenen bei rund 87 Prozent.“

Einem Bericht der „BILD“-Zeitung zufolge plant das RKI einen weiteren Hammer-Lockdown. Das gehe aus einem Geheimpapier der Behörde hervor. Das RKI ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Es untersteht damit Jens Spahn.

Die Nachrichtenagentur dpa hatte zuvor über einen weiteren Skandal berichtet:

Das Bundesgesundheitsministerium hat nach einem neuen Bericht des Bundesrechnungshofs in der Corona-Krise für Schutzmasken zeitweise überhöhte Erstattungen an Apotheken gezahlt. So habe es bei der Erstattung von Masken für Menschen mit hohem Risiko „eine deutliche Überkompensation“ zugunsten der Apotheken gegeben, heißt es in dem Bericht der Rechnungsprüfer an den Haushaltsausschuss des Bundestags. Der Bericht liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. Zuvor hatten die „Welt“ sowie „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR darüber berichtet.

Auf Basis einer Verordnung des Ministeriums von Ressortchef Jens Spahn (CDU) erhielten von Dezember bis April besonders gefährdete Menschen jeweils 15 Schutzmasken von den Apotheken. „Alternative Vertriebswege prüfte es nicht“, bemängelten die Rechnungsprüfer.

Insgesamt kostete die Abgabe der Masken bis Anfang April 2,1 Milliarden Euro. „Nicht aufklären“ ließ sich laut dem Bericht dabei, wie Spahns Ministerium zum bezahlten Erstattungspreis von 6 Euro pro Maske kam. Eine „Überkompensation“ für die Apotheker dürfte nach Ansicht der Rechnungsprüfer auch noch der im Februar auf 3,90 Euro gesenkte Erstattungsbetrag gewesen sein.

„Preisanalysen, aus denen sich diese Beträge hätten ableiten lassen können, konnte das Bundesgesundheitsministerium nicht vorlegen“, so die Rechnungsprüfer. Bereits Ende Januar habe es zertifizierte FFP2-Masken für unter 1 Euro gegeben. Ausdrücklich forderte der Bundesrechnungshof vom Gesundheitsministerium, „bei künftigen Maßnahmen zu Lasten der Steuerzahler stärker auf eine ordnungsgemäße und wirtschaftliche Mittelverwendung zu achten“.

Das kritisierte Ministerium erläutert in einer im Prüfbericht enthaltenen Stellungnahme, für die kostenfreie Abgabe der Masken habe es nach einem Beschluss einer Bund-Länder-Spitzenrunde vom November nur vier Wochen Zeit gegeben. Der Erstattungsbetrag sei auf eine Markterhebung zurückgegangen.

Geprüft wurden auch Zahlungen an Deutschlands Kliniken. „Eine massive Überkompensation aus Steuermitteln“ habe es auch bei Ausgleichszahlungen für Krankenhäuser gegeben, so der Bericht des Rechnungshofs. Die Kliniken bekamen Geld für verschobene oder ausgesetzte planbare Aufnahmen, um freie Kapazitäten für Covid-19-Patientinnen und -Patienten zu schaffen. Die Ausgleichszahlungen des Bundes hätten allein im Jahr 2020 10,2 Milliarden Euro betragen. Bei sinkender Bettenauslastung seien aber bereits die Zahlungen der Krankenkassen für Klinikbehandlungen gestiegen - die Ausgleichszahlungen des Bunds seien dazugekommen.

Das Gesundheitsministerium räumte ein, dass eine Überkompensation für Krankenhäuser aufgetreten sein könne - allerdings „allenfalls“ bis zu einer Anpassungs-Verordnung im Juli 2020. Der Rechnungshof bewertet es so: Mit dem Bundesgeld für die Kliniken sei das betriebswirtschaftliche Risiko einer nicht ausreichenden Belegung mitgetragen worden. Denn über normales Maß hinausgehender Leerstand sei weniger auf verschobene Operationen zurückzuführen. Patienten hätten die Kliniken schlicht nicht in Anspruch genommen.

Untersucht hatten die Rechnungsprüfer zudem die Förderung zum Aufbau intensivmedizinischer Kapazitäten. Für den Aufbau neuer Intensivbetten flossen innerhalb eines Jahres bis Anfang März rund 686 Millionen Euro. Der Bundesrechnungshof beanstandete, dass das Gesundheitsministerium allerdings die Zahl tatsächlich aufgestellter und zusätzlich angeschaffter Betten nicht nennen könne. Zugleich erkennt der Rechnungshof an, dass aufgrund der nicht absehbaren Corona-Entwicklung unbürokratische und effektive Finanzhilfen gezahlt werden mussten. Es müsse aber kontrolliert werden, wie die eingesetzten Mittel gebraucht würden.

Zum Rechnungshofbericht sagte der SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich: „Das setzt die Pannenserie des Gesundheitsministeriums und des Ministers fort.“ Das „Aneinanderreihen von Versagen“ lasse an der Seriosität politischer Entscheidungen im Gesundheitsministeriums zweifeln, sagte Mützenich im RTL/ntv-Frühstart.

Die SPD setzte damit ihre Kritik an Spahn fort, nachdem ihre Vorwürfe gegen den CDU-Politiker wegen des Umgangs mit Corona-Masken aus China bereits einen handfesten Koalitionskrach ausgelöst hatten. In diesem Fall angeblich minderwertiger Masken, die vorübergehend für Menschen mit Behinderung und Obdachlose gedacht waren, hatte die SPD-Führung Spahn sogar den Rücktritt nahegelegt.

Die FDP sieht sich in ihrer Forderung nach einem Sonderermittler bestärkt. „Im Interesse der Steuerzahler, der Beitragszahler der Krankenkassen, aber auch der Wähler, muss jetzt schnell geklärt werden, ob hinter dem Geschehen Wahnsinn oder Methode steckt“, sagte der FDP-Haushaltspolitiker Otto Fricke der Deutschen Presse-Agentur. Schnell aufklären könnten nur die Fraktionen und die Bundesregierung mit einer gemeinsamen Vereinbarung, eine allseits anerkannte Sonderermittlerin zu beauftragen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...