Politik

China baut seine Unterhaltungsbranche zum kulturellen Gegen-Hollywood um

Die chinesischen Behörden verstärken den Druck auf die Unterhaltungsindustrie. Gefordert wird ein Ende der Gender-Mainstreaming-Ideologie, der Zurschaustellung von materiellem Reichtum sowie eine Besinnung auf den Patriotismus. Es sind Werte, die konträr zur amerikanischen Hollywood-Kultur stehen. Eine Abschottung gegen Hollywood findet jedoch nicht statt, im Gegenteil.
02.09.2021 09:35
Aktualisiert: 02.09.2021 09:35
Lesezeit: 2 min
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Die chinesischen Behörden haben ihr Vorgehen gegen die Unterhaltungsindustrie verschärft. Es müsse eine "patriotische Atmosphäre" kultiviert werden, wie die Nationale Radio- und Fernsehbehörde (NRTA) mitteilte. Die Regulierung von Kulturprogrammen werde verschärft. Gegen als ungesund empfundene Inhalte werde ebenso vorgegangen wie gegen hohe Gehälter der Stars, Steuerhinterziehung, Sexuelle Ausschweifungen und die Ideologie des Gender Mainstreaming.

Das reiht sich ein in eine ganze Serie von Maßnahmen, durch die die Behörden ihre Aufsicht über viele Branchen verschärfen - von der Technologie bis zur Bildung. Damit soll nach Jahren des rasanten Wachstums die Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft gestärkt werde. So wurden in dieser Woche neue Regeln eingeführt, nach denen unter 18-Jährige nur noch eine Stunde jeden Freitag sowie an Wochenend- und Ferientagen mit Online-Spielen verbringen dürfen. Damit reagierten die Aufseher auf wachsende Sorgen, dass immer mehr Jugendliche eine Spielsucht entwickeln können, hieß es zur Begründung.

Die Unterhaltungsindustrie geriet zuletzt ins Fadenkreuz nach einer Reihe von Skandalen um Steuerhinterziehung und sexuelle Übergriffe. Vergangene Woche erklärte die Internet-Aufsicht, dass sie gegen die "chaotische" Fankultur der Prominenten vorgehen werde. Die NRTA wiederum kündigte nun Vorschriften zur Begrenzung der Gagen für Schauspieler an. Sie sollen zudem dazu ermuntert werden, an Wohlfahrtsprogrammen teilzunehmen und mehr soziale Verantwortung zu übernehmen. Steuerhinterziehung solle streng geahndet werden.

Gender Mainstreaming im Fadenkreuz

Die Auswahl der Schauspieler und Gäste in den Sendern soll zudem sorgfältig kontrolliert werden. Politische Bildung und moralisches Verhalten gelten demnach als Kriterien. Der "deformierte" Geschmack wie eine "verweichlichte" Ästhetik in den Programmen solle beendet werden. Unterhaltung mit "vulgären" Internetstars und das Zurschaustellen von Reichtum sollen abgelehnt werden. Auch gegen eine ungesunde Fankultur müsse hart vorgegangen werden. Aufforderungen an die Fans, Geld für die Stimmabgabe in Fernsehsendern auszugeben, sollten strikt verboten werden.

China geht zudem gegen die westliche Ideologie des "Gender Mainstreaming" vor. Behörden und staatliche Medien hatten in den letzten Monaten gefordert, dass Jungen männlicher werden müssten. Zugleich wurden männliche Stars kritisiert, die sich stark schminken und so ein weibliches Image vermitteln würden. Die staatliche Fernseh- und Radioverwaltung (NRTA) in Peking hat TV-Anbieter am Donnerstag aufgefordert, keine männlichen Darsteller "mit einem weiblichen Stil und andere abnormale Ästhetik" zu zeigen. Die Anweisung wendet sich offenbar gegen einen Trend zu einem eher weiblichen oder androgynen Aussehen von Sängern oder Schauspielern, der von Südkorea und Japan nach China überschwappt.

Die Volksrepublik ist durch die vor vier Jahrzehnten angestoßenen marktwirtschaftlichen Reformen zum Exportweltmeister und zur zweitgrößten Volkswirtschaft nach den USA aufgestiegen. In dem Land gibt es mittlerweile Hunderte Milliardäre und Tausende Millionäre, was die Ungleichheit vertieft hat. Chinas Kommunistische Partei dringt nun auf eine Umverteilung von oben nach unten. Diejenigen, die zuerst reich geworden seien, sollten denen helfen, die bislang zurückgeblieben seien.

Keine Abschottung gegen Hollywood

Der weltweit größte Vergnügungspark von Universal Studios hat am Mittwoch in Peking seine Tore für geladene Besucher geöffnet. Nach dem "Soft-Opening" soll der Park des Hollywood-Riesen in Chinas Hauptstadt am 20. September, einen Tag vor dem chinesischen Mondfest, seinen Betrieb voll aufnehmen. Mehr als zehn Millionen Gäste und ein Umsatz von zehn Milliarden Yuan, umgerechnet 1,3 Milliarden Euro, werden pro Jahr erwartet.

Das "Universal Beijing Resort" hat einen eigenen U-Bahnhof und liegt im Stadtbezirk Tongzhou rund 30 Kilometer vom Zentrum der 21-Millionen-Metropole. Zwei große Hotels, 24 Bühnenshows sowie 37 Attraktionen um populäre Themen wie Harry Potter, Transformers, Kung Fu Panda, Jurassic Park, Minions und Waterworld sowie 80 Restaurants und 30 Geschäfte werben um die Besucher.

Die Investitionen werden laut Medienberichten auf 50 Milliarden Yuan, umgerechnet 6,5 Milliarden Euro, beziffert. Es ist nach Hollywood, Orlando, Singapur und Osaka der fünfte Vergnügungspark von Universal Studios weltweit, der dritte in Asien und der erste in China. Mit vier Quadratkilometern Fläche - rund 560 Fußballfelder - ist es auch der größte in der Welt. Mit dem Bau war 2015 begonnen worden.

Erste Besucher zeigten sich begeistert. Der Park "erfüllt wirklich jedermanns Erwartungen", schrieb ein chinesischer Reiseblogger, der sich Harry nennt und mehr als drei Millionen Fans zählt. Er postete Fotos von sich mit Kung Fu Panda oder mit gezapftem Bier und Rippchen. Zum ersten Mal seit der Pandemie habe er richtig Spaß gehabt. Er habe "vor der Haustür" das lange verlorengegangene Reisegefühl wiedergefunden.

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