Politik

Pentagon beantwortet DWN-Anfrage zum Aufbau einer EU-Armee: „Die Nato ist und bleibt unverzichtbar für Fragen der transatlantischen Sicherheit und Verteidigung“

Das Pentagon hat den DWN mitgeteilt, dass die Systeme einer EU-Armee nach Meinung der USA interoperabel sein müssen mit den Nato-Systemen. Die Nato bleibe das unverzichtbare Bündnis für die transatlantische Sicherheit.
22.09.2021 11:00
Lesezeit: 1 min

EU-Kommissar Thierry Breton und weitere EU-Politiker hatten in den vergangenen Wochen immer wieder dafür plädiert, eine EU-Armee zu gründen. Die aktuelle Afghanistan-Krise bezeichnete er im Gespräch mit der „SZ“ als „Weckruf“. „Wir müssen den Weckruf hören und eine europäische Antwort darauf vorschlagen“, so Breton. EU-Ratspräsident Charles Michel warf die rhetorische Frage auf, ob die EU sich damit zufrieden geben sollte, eine reine Wirtschaftsmacht zu sein. Und was man davon halten sollte, dass die EU nicht fähig sei, ihre eigenen Bürger zu evakuieren, wie beim Abzug aus Afghanistan deutlich geworden sei.

Anton T. Semelroth, Oberstleutnant des U.S. Marine Corps und Sprecher des Pentagons, teilte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten auf Anfrage mit: „Die USA unterstützen die Entwicklung von EU-Verteidigungsinitiativen, weil ein stärkeres und leistungsfähigeres Europa in unserem gemeinsamen Interesse liegt. Die durch EU-Verteidigungsinitiativen entwickelten Verteidigungsfähigkeiten müssen jedoch kohärent bleiben, sich gegenseitig verstärken und mit der NATO interoperabel sein. Die NATO ist und bleibt das unverzichtbares Forum für Fragen der transatlantischen Sicherheit und Verteidigung.“

Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire hatte die Entwicklung in Afghanistan als einen „Weckruf für Europa“ bezeichnet. Europa müsse neben China und den USA die dritte Supermacht werden, sagte Le Maire am Samstag in Cernobbio. „Lassen Sie uns unsere Augen öffnen, wir sind Bedrohungen ausgesetzt und wir können uns nicht mehr auf den Schutz der USA verlassen“, erklärte er. Le Maire verwies auch auf die Sicherheitslage im Nahen Osten und in Afrika. Seine Regierung habe beschlossen, in diesem Jahr zusätzliche 1,7 Milliarden Euro für die Verteidigung auszugeben. Andere europäische Staaten sollten diesem Beispiel folgen.

Der Pentagon-Sprecher hatte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zuvor in einem Interview mitgeteilt: „Erstens sollten die Prioritäten und Ergebnisse der Fähigkeitsentwicklung der EU und der NATO kohärent sein. Denn wir können unseren Nationen keine widersprüchlichen Anforderungen und Prioritäten präsentieren. Zweitens sollten Streitkräfte und Fähigkeiten, die im Rahmen von EU-Initiativen zusammengebracht werden, auch der NATO zur Verfügung stehen. Drittens brauchen wir die größtmögliche Beteiligung von Nicht-EU-Bündnispartnern, weil sie eine wichtige Rolle in der europäischen Sicherheit spielen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...