Politik
Keine Konkurrenz zur NATO

Pentagon: EU-Armee soll NATO zur Verfügung stehen

Ein Sprecher des Pentagons sagt im Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass die USA die Gründung einer EU-Armee unterstützen, wenn diese der NATO zur Verfügung stehen wird.
15.01.2020 18:00
Lesezeit: 2 min

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie das Pentagon die mögliche Gründung einer EU-Armee einschätzt, sagte der Pentagon Sprecher Eric Pahon:

Eric Pahon: Die USA unterstützen ergänzende Verteidigungsinitiativen der Europäischen Union, solange sie nicht von den Fortschritten und Anforderungen der NATO ablenken. Unsere militärischen Beziehungen zu Verbündeten und Partnern sind stark und wir pflegen offene, regelmäßige Kommunikationswege. US-Verteidigungsminister Mattis sagte am 2. Oktober bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Verteidigungsminister Florence Parly: "Wir sind nicht im geringsten besorgt über die europäischen Bemühungen, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen und die NATO zu stärken. Es gibt andere Aspekte, die Europa umsetzen muss. In diesem Fall ist es (EU-Armee, Anm. d. Red.) beispielsweise nur für die Europäer interessant (...) Solange sie die NATO nicht dupliziert, solange sie gegenüber dem Nutzen der NATO-Streitkräfte keine Konkurrenz darstellt, sehen wird dies als einen positiven Schritt an.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen der NATO, den USA und der EU?

Eric Pahon: In den vergangenen zwei Jahren haben die NATO und die EU ein beispielloses Maß an Zusammenarbeit erreicht, indem sie im Bereich der Sicherheit des Seeverkehrs zusammen arbeiteten, hybriden Bedrohungen begegnen und auf die Flüchtlings- und Migrationskrise reagierten. Die NATO und die EU müssen sich gegenseitig bei der Unterstützung von Partnern im Osten und Süden ergänzen. Eine stärkere und leistungsfähigere europäische Verteidigung wird zu einer stärkeren NATO führen. Wir begrüßen die vom NATO-Generalsekretär und den Präsidenten des Europäischen Rates und der Europäischen Kommission unterzeichnete gemeinsame Erklärung, in der die Fortschritte bei der Zusammenarbeit zwischen der NATO und der EU dargelegt werden.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie schätzt das Pentagon den Anspruch einer stärkeren europäischen Verteidigung ein?

Eric Pahon: Eine stärkere europäische Verteidigung hat das Potenzial, neue Fähigkeiten bereitzustellen und die Lastenteilung innerhalb des Bündnisses zu verbessern. Gleichzeitig ist es wichtig sicherzustellen, dass diese Bemühungen die NATO ergänzen. Mit den sich entwickelnden Verteidigungsbemühungen der EU werden drei Dinge für die NATO wichtig sein:

Erstens sollten die Prioritäten und Ergebnisse der Fähigkeitsentwicklung der EU und der NATO kohärent sein. Denn wir können unseren Nationen keine widersprüchlichen Anforderungen und Prioritäten präsentieren.

Zweitens sollten Streitkräfte und Fähigkeiten, die im Rahmen von EU-Initiativen zusammengebracht werden, auch der NATO zur Verfügung stehen.

Drittens brauchen wir die größtmögliche Beteiligung von Nicht-EU-Bündnispartnern, weil sie eine wichtige Rolle in der europäischen Sicherheit spielen.

***

Eric Pahon stammt aus Youngstown im US-Bundesstaat Ohio und ist der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums. Zuvor war er Pressesprecher der Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der USA und bei der 167th Theater Sustainment Command des 82nd Combat Aviation Brigade der US-Armee aktiv. Er ist Absolvent der University of Southern California.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...