Politik

Iran wird Vollmitglied der Shanghai Cooperation Organization

Der Iran ist vergangene Woche zu einem Vollmitglied der eurasischen Shanghai Cooperation Organisation geworden.
23.09.2021 17:27
Aktualisiert: 23.09.2021 17:27
Lesezeit: 3 min

Die Shanghai Cooperation Organization (SCO) hat den Iran auf ihrem 21. Gipfel in Duschanbe am vergangenen Freitag offiziell als neues Mitglied der eurasischen Allianz für Politik, Wirtschaft und Sicherheit akzeptiert.

An dem jährlichen Gipfel in Tadschikistans Hauptstadt nahmen am Freitag Staats- und Regierungschefs aus acht Mitgliedsstaaten und vier Beobachterstaaten teil, zu denen der chinesische Staatschef virtuell zusammen mit russischen, indischen und mongolischen Präsidenten sprach.

Xi kritisierte in seiner Ansprache Sanktionen, die gegen den weltweiten Wirtschaftsaustausch verhängt wurden, und forderte die SCO-Mitglieder auf, sich gegen Angriffe anderer Länder zu vereinen. Der iranische Präsident Ebrahim Raeisi und seine Amtskollegen aus Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan, Weißrussland, Pakistan, Turkmenistan und Usbekistan nahmen persönlich am Gipfel teil.

Iran: Welt ist in eine neue Ära eingetreten

In seiner Ansprache auf dem Gipfel sagte Präsident Raeisi, dass die Welt heute in eine neue Ära eingetreten ist, in der Hegemonie und Unilateralismus auf dem Rückzug sind. „Die internationale Ordnung verschiebt sich in Richtung Multilateralismus und Machtumverteilung zugunsten unabhängiger Staaten“, zitiert die staatliche iranische Nachrichtenagentur Press TV Raisi.

Raeisi bezeichnete Hegemonialmächte sowie Terrorismus, Extremismus und Separatismus als unmittelbare Bedrohung des Weltfriedens und der Sicherheit. Diese richteten sich gegen zahlreiche Länder, besonders aber Mitgliedsstaaten der SCO, so Raisi. „Die Aufrechterhaltung und Stärkung des Friedens in diesem riesigen Gebiet ist keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit“, sagte der iranische Präsident mit Blick auf Eurasien.

Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und ihr herrschender Geist des gegenseitigen Vertrauens, der gemeinsamen Interessen, der Gleichberechtigung, der gegenseitigen Konsultation, der Achtung der kulturellen Vielfalt und der gemeinsamen Entwicklung seien Schlüsselinstrumente für die Aufrechterhaltung des Friedens im 21. Jahrhundert.

„Ich hoffe, dass die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, der es gelungen ist, in kurzer Zeit eine herausragende regionale und internationale Position einzunehmen, ihren Wachstumskurs fortsetzen wird“, sagte er.

Raeisi bezeichnete die kulturelle Entwicklung als wichtigste Agenda der Zusammenarbeit zwischen zivilisierten Ländern. Kulturelle Entwicklung, sagte er, „ist ein wichtiger Teil des kulturellen und spirituellen Schatzes der Welt in Asien, und Asien war die Wiege der menschlichen Zivilisation und ihr schlagendes Herz in China, Indien, Tadschikistan und dem Iran.“ Die asiatische Kultur und Zivilisation „wurde immer mit Harmonie, Geduld, Höflichkeit, gegenseitigem Respekt und Wohlwollen - mit einem Wort: mit Weisheit und Gerechtigkeit in Verbindung gebracht“. „Die größten abrahamitischen Religionen gab es in Asien“, sagte er und nannte Spiritualität die ewige Not der Menschheit und den verlorenen Schatz der heutigen Welt, berichtet Press TV weiter.

„Die Krise der Spiritualität ist die Grundlage aller Krisen in der Welt. Monopole, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen sind Manifestationen der Folgen, sich von der Spiritualität abzuwenden. Der Iran kann eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des kulturellen Regionalismus spielen“, sagte er weiter.

Iran als Schlüsselstaat der SCO

Raeisi ging auf die enormen Potenziale des Iran in Bezug auf Geopolitik, Bevölkerung, Energie, Transport, Arbeitskräfte und vor allem Spiritualität, Kultur und Zivilisation ein und sagte, dass das Land einen bedeutenden Impuls für die Stärkung der SCO sowie Chinas Generationenprojekt der Belt and Road Initiative (BRI - „Neue Seidenstraße“) geben können, um eine Verbindung zwischen Asien, Europa und darüber hinaus herzustellen.

Er ging auch auf die entscheidende Rolle des Iran bei der Verbesserung der Überlandverbindungen im Rahmen des Internationalen Nord-Süd-Transportkorridors ein, ein 7.200 km langes Netzwerk aus Schifffahrtswegen, Eisenbahnstrecken und Straßen für den Güterverkehr zwischen Indien und Russland und darüber hinaus.

„Der Iran ist das Bindeglied zwischen diesen drei Infrastrukturprojekten… Auch der große Hafen von Chabahar im Iran hat die Fähigkeit, in besonderer Weise ein Austauschzentrum für mehrere SCO-Mitglieder und Nachbarländer und ihren Bemühungen zu werden, ein Symbol der Zusammenarbeit in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zu schaffen.“

Der russische Präsident Wladimir Putin, der an den Gesprächen per Videokonferenz teilnahm, sagte, dass der Beitritt des Iran sicherlich dazu beitragen werde, die internationale Schlagkraft der Organisation weiter zu erhöhen. „Wir unterstützen immer die volle Beteiligung des Iran an den Aktivitäten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, weil der Iran eine wichtige Rolle in der eurasischen Region spielt und auf eine lange positive Zusammenarbeit mit dieser Organisation zurückblicken kann“, sagte Putin.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...