In englischen Pflegenheimen könnten einer Analyse zufolge bald Zehntausende Beschäftigte ihren Job verlieren, weil sie nicht vollständig gegen Corona geimpft sind. Der Auswertung des Nachrichtenportals "National World" auf Basis von Daten des englischen Gesundheitsdienstes NHS zufolge könnte England wegen neuer Vorgaben mehr als 40.000 Pflegekräfte verlieren.
Vom 11. November an müssen Beschäftigte in Pflegeheimen vollständig gegen Covid-19 geimpft sein, um ihre Tätigkeit weiter ausführen zu dürfen. Wie auch in Deutschland gibt es jedoch eine Minderheit, die sich trotz rechtzeitiger Ankündigung der Regeln durch die Regierung bislang nicht hat impfen lassen wollen. Die Analyse bezieht sich auf Pflegekräfte, die bis Mitte September noch nicht ihre erste Impfdosis erhalten hatten und somit nicht mehr ausreichend Zeit haben, um bis Mitte November vollständig geimpft zu sein. In Großbritannien wird die zweite Impfdosis acht Wochen nach der ersten verabreicht.
Das britische Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, man arbeite eng mit den lokalen Behörden und Betreibern der Pflegeheime zusammen, um sicherzustellen, dass ausreichend qualifizierte Pflegekräfte im Einsatz seien. Schon jetzt gibt es in Großbritannien jedoch wie auch in Deutschland einen großen Personalmangel in der Pflegebranche. Großbritannien leidet bereits unter einem massiven Mangel an Lastwagenfahrern, der zu ernsten Engpässen in der Treibstoffversorgung geführt hatte. Sollten nun tatsächlich tausende Pfleger entlassen werden, dürfte auch das Gesundheitssystem des Landes einen schweren Schlag erhalten.
Treibstoffmangel hält an
Trotz Bemühungen der Regierung um eine Entspannung der Lage halten die Sprit-Engpässe an den Tankstellen in Großbritannien an. Auch am Freitag waren viele Zapfsäulen leer und zahlreiche Tankstellen deswegen geschlossen. Branchenangaben zufolge hatten mehr als 2000 Tankstellen keinen Sprit. Die Regierung versuchte erneut, die angespannte Lage zu beruhigen, die durch einen Mangel an Lkw-Fahrern ausgelöst worden war. "Die Situation stabilisiert sich im ganzen Land, obwohl die Nachfrage nach Treibstoff offensichtlich immer noch hoch ist", sagte Polizeiminister Kit Malthouse dem Sender Sky News. Die Regierung hoffe, dass sich die Lage in den nächsten Tagen entspannen werde. Dennoch bildeten sich Augenzeugen zufolge vor geöffneten Tankstellen wie in den vergangenen Tagen lange Schlangen von Autos mit oft verärgerten Fahrern.
Der Branchenverband Petrol Retailers Association, der etwa zwei Drittel der 8380 britischen Tankstellen vertritt, hatte am Donnerstag mitgeteilt: Mehr als ein Viertel der Zapfsäulen seien außer Betrieb und gut ein Fünftel habe nur noch eine Kraftstoffsorte vorrätig. Mehr als die Hälfte hätten hingegen genügend Benzin und Diesel. "Bei dieser beispiellosen Nachfrage gehen die Vorräte schneller als üblich zur Neige", erklärte PRA-Chef Gordon Balmer.
Der durch den Brexit und die Corona-Pandemie verursachte Mangel an Lkw-Fahrern und anderen Arbeitskräften hat nicht nur Supermärkte, Restaurants und Tankstellen betroffen. Landwirte warnten am Freitag davor, dass wegen eines Mangels an Metzgern und Schlachthofmitarbeitern nun eine Massenkeulung von Schweinen drohe. Minette Batters, Präsidentin des Bauernverbands National Farmers Union, sagte, dass womöglich schon in einer Woche eine Keulung von bis zu 150.000 Schweinen auf den Bauernhöfen nötig werden könnte, da es in den Schlachthöfen an Mitarbeitern fehle.