Die immer schneller steigenden Preise drücken dem Einzelhandelsverband HDE zufolge die Stimmung der deutschen Verbraucher. Das Konsumbarometer für die kommenden drei Monate sei im Oktober bereits zum dritten Mal in Folge gesunken, wie der HDE am Montag zu der Umfrage unter 1600 Personen mitteilte. „Dass sich die Verbraucherstimmung insgesamt erneut eintrübt, liegt vor allem in den gestiegenen Preiserwartungen“, hieß es. „Insbesondere das weiterhin hohe Niveau der Inflationsrate scheint sich auf die Preiserwartungen auszuwirken und die Stimmung zu dämpfen.“ Die Teuerungsrate ist im September vor allem wegen höherer Energiepreise mit 4,1 Prozent auf den höchsten Stand seit 1993 geklettert.
In den nächsten Monaten dürfte die Entwicklung der Corona-Pandemie der zentrale Impulsgeber für die Konsumlaune bleiben, so der HDE. Zudem würden die Verbraucherinnen und Verbraucher kurz nach der Bundestagswahl eine eher abwartende Haltung einnehmen. „Somit wird auch der Start einer neuen Bundesregierung Einfluss auf die Stimmung haben“, hieß es. Aktuell lasse sich daher keine klare Entwicklungsrichtung für den privaten Konsum feststellen. „Große Ausschläge nach oben oder unten sind daher erst einmal nicht zu erwarten“, erwartet der Branchenverband.
Die Stimmung im deutschen Mittelstand hat sich im September bereits den dritten Monat in Folge eingetrübt. Das Barometer fiel um 1,7 auf 5,3 Punkte, wie die staatliche Förderbank KfW am Montag zu der Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts unter Tausenden Mittelständlern mitteilte. Dabei trübten sich sowohl die Geschäftserwartungen als auch die Beurteilung der aktuellen Lage ein - letztere zum ersten Mal seit Januar. „Die letzten Meter sind die schwersten - das gilt wohl auch für den Weg des deutschen Mittelstands aus der Corona-Krise“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Vor allem Engpässe bei Materialien, Vorprodukten und Frachtkapazitäten bremsen die Produktion schon seit Monaten und könnten auch zunehmend den Handel belasten.“ Wann es hier zu einer Besserung komme, sei nur schwer abzuschätzen.
Vor allem das Verarbeitende Gewerbe zieht derzeit die Stimmung in der Wirtschaft nach unten. Dabei sind deren Exporterwartungen nach wie vor gut, ebenso die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten. Allerdings kommt die Produktion nicht hinterher. Hemmschuh seien dabei die zahlreichen Engpässe bei Materialien, Vorprodukten und Lieferkapazitäten, so die KfW.
Stimmung in der Autobranche im Keller
Nach einem kurzen Sommerhoch wird die Stimmung in der deutschen Autoindustrie immer schlechter. Im September stürzte der Teilindex des Münchner Ifo-Instituts für die aktuelle Lage den zweiten Monat in Folge deutlich ab. Inzwischen liegt er bei nun noch 13,2 Punkten, wie die Wirtschaftsforscher am Montag mitteilten. Das sind 18,8 Punkte weniger als im August und 39,7 weniger als im Juli, als der Index ein Mehrjahreshoch erklommen hatte.
«Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Autobranche die am stärksten von Lieferengpässen mit Vorprodukten betroffene Branche ist», erklärte Oliver Falck vom Ifo-Institut die Entwicklung. Zudem fielen im Inland der Auftragsbestand und Nachfrage.
Positive Impulse sieht man beim Ifo einzig aus dem Ausland: Die Exporterwartungen zogen an. Allerdings warnt Falck, «dass die Unsicherheit vieler Konsumenten in China durch die Krise des Immobilienentwicklers Evergrande auf die Stimmung der deutschen Autobauer drückt». Diese produzierten inzwischen mehr Autos in China als in Deutschland.
Börsenanleger skeptischer
Auch Börsenspekulanten blicken zunehmend skeptischer auf die Konjunktur im Euro-Raum. Das von der Investment-Beratungsfirma Sentix ermittelte Barometer fiel im Oktober um 2,7 auf 16,9 Zähler. Dies ist der dritte Rückgang in Folge und zugleich der tiefste Wert seit April. Zum einen verschlechterte sich die Lagebeurteilung der 1067 befragten Anleger und Investoren, wie aus der am Montag veröffentlichten monatlichen Umfrage hervorgeht. Zudem anderen fiel das Barometer für die Aussichten den fünften Monat in Folge und sackte auf den tiefsten Stand seit Mai 2020.
Die Dynamik der Wirtschaftserholung verlangsame sich weiter, erklärte Sentix die Entwicklung. Dies gelte nicht nur für die Eurozone, sondern auch für andere große Regionen wie die USA oder Asien. Der Erholungsprozess gerate ins Stocken, wobei unklar sei, ob es sich um eine Trendwende oder eine konjunkturelle Verlangsamung handele. Allerdings verliere einer der wesentlichsten Faktoren für die bisherige Konjunkturbelebung an Kraft: die Geldpolitik großer Notenbanken. Steigende Inflationsdaten setzten die Währungshüter zunehmend unter Druck, ihre Unterstützungsmaßnahmen auslaufen zu lassen oder zu reduzieren.
„Damit signalisiert der anhaltende Momentum-Verlust keinerlei Herbstbelebung, die typischerweise in dieser Jahreszeit einsetzt“, lautet das Fazit von Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Offen bleibe, ob es sich um eine Trendwende oder nur um ein langsameres Wachstum handele. Sollten die Erwartungswerte unter die Nulllinie fallen, „dann wäre ein stärkerer Einbruch der Wirtschaftsleistung zu erwarten.“
Mit Blick auf Deutschland verschlechterte sich der Gesamtindex nur leicht um 0,9 auf 20,0 Punkte. Die Lage trübte sich zwar ein. „Die Erwartungswerte senden aber mit einem Plus von 2,7 Punkten sogar ein kleines Hoffnungssignal.“ Dies sei als erste Reaktion nach der Bundestagswahl zu werten - „nachdem das 'Schreckgespenst' einer möglichen rot-rot-grünen Koalitionsregierung vom Tisch ist“, betonte Hussy. Die Parteien sollten nun eine Hängepartie vermeiden und rasch eine Regierung bilden, um bei den Bremseffekten der Konjunktur gegenzusteuern.