Deutschland

Drei Viertel der Einzelhändler melden Lieferprobleme

Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts ist dieses Jahr "manches Weihnachtsgeschenk vielleicht nicht lieferbar". Zudem müssen sich die Kunden auf höhere Preise einstellen.
12.10.2021 10:08
Aktualisiert: 12.10.2021 10:08
Lesezeit: 1 min

Lieferprobleme plagen mittlerweile nicht mehr nur die Industrie, sondern auch den deutschen Einzelhandel. 74 Prozent der Händler klagten im September über entsprechende Schwierigkeiten, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts hervorgeht. "Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden."

Im Fahrradhandel berichteten alle befragten Unternehmen von Problemen bei ihren Bestellungen. "Gegenwärtig ist Sand im Getriebe der weltweiten Logistik", sagte Wohlrabe. "Zudem sind Frachtraten in der Schifffahrt deutlich erhöht worden." Bei den Baumärkten (99 Prozent) und Möbelhäusern zeigten sich die Nachwirkungen der Holzpreisrally im ersten Halbjahr.

Die Knappheit bei Chips und Halbleitern führe bei Elektronik-Händlern dazu, dass nicht jedes Produkt sofort verfügbar ist: Das sagten 97 Prozent der Einzelhändler von Unterhaltungselektronik. Im Kfz-Handel (88 Prozent) zeigen sich die Lieferprobleme insbesondere bei Elektroautos.

Der Elektronikhändler MediaMarktSaturn hat aktuell noch keine Probleme. "In unseren Märkten und Lägern ist ausreichend Ware vorhanden", sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings hätten einige Lieferanten signalisiert, dass es - je nach Nachfrage - in den kommenden Monaten zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von einzelnen Produkten kommen könnte. "Dazu könnten dann Smartphones, Tablets, Drucker, Geschirrspüler und Kühlgeräte gehören", sagte der Sprecher. "Inwieweit und in welchem Rahmen das tatsächlich so eintritt, lässt sich im Moment nur schwer vorhersagen."

HÖHERE PREISE ANGEKÜNDIGT

Als Konsequenz auf die zunehmende Knappheiten nehmen jetzt auch viele Einzelhändler Preiserhöhungen ins Visier, wie das Ifo-Institut herausfand. "Die Industrie hat Preiserhöhungen angekündigt und diese kommt jetzt zwangsläufig im Einzelhandel an", sagte Wohlrabe. Das könnte die Inflationsrate - die aktuell mit 4,1 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1993 liegt - noch höher treiben.

Trotz aller Probleme erwarten die Einzelhändler bislang keine größeren Störungen im näher rückenden Weihnachtsgeschäft. "Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft besteht kein Grund zur Sorge", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, kürzlich Reuters. "Die Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken ist auch in diesem Jahr gesichert."

Zwar könnten auch diesmal Neuerscheinungen und neue Modelle sehr gefragter Produkte knapp werden, da es hier zu Produktionsengpässen kommen könne. "Dass die Menschen bei ihrem Weihnachtseinkauf vor leeren Regalen stehen, ist aber nicht zu erwarten", sagte Genth. In den vergangenen Jahren setzten die deutschen Einzelhändler im November und Dezember zusammen jeweils um die 100 Milliarden Euro um.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Erkennen Sie schnell instabile Li-Ion-Batterien

Brady Corporation bietet eine neue, kostengünstigere Lösung an, um instabile Li-Ion-Batterien im Lager schnell und einfach zu erkennen....

DWN
Technologie
Technologie Atomkraft-Comeback? Weltweiter Run auf Kernenergie laut IEA
23.01.2025

"Neue Ära der Kernenergie": Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert einen wachsenden Strombedarf weltweit und ruft...

DWN
Technologie
Technologie Rätselhafte ChatGPT-Störung verärgert tausende Nutzer
23.01.2025

Derzeit kommt es zu massiven Störungen bei der Nutzung des ChatGTP-Bots. Nutzer rätseln derweil über die Ursachen der Panne. Das...

DWN
Politik
Politik "Das Maß ist endgültig voll": Merz will nach Aschaffenburg Asyl-Kehrtwende
23.01.2025

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Kita-Gruppe in Aschaffenburg verlangt der CDU-Chef fundamentale Änderungen in der Migrationspolitik....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wachstumslokomotive: Wie Spanien zum Wachstums-Star wird
23.01.2025

Wachstums-Star Spanien: Während Deutschlands Wirtschaft stagniert, erlebt Spanien ein beeindruckendes Comeback. Dank Rekorden im...

DWN
Politik
Politik Merz will TV-Duell mit Alice Weidel: "Gehe der Diskussion nicht aus dem Weg"
23.01.2025

Kanzlerkandidat Friedrich Merz will ein TV-Duell mit AfD-Chefin Alice Weidel. Der CDU-Vorsitzende möchte die "fundamentalen Unterschiede"...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskrise: Deutschland hinkt bei Investitionen global hinterher - und verliert an Wettbewerbsfähigkeit
23.01.2025

Ob Wohnungsbau, Maschinen oder Forschung: Deutschland bleibt bei den Investitionen hinter anderen Ländern zurück, zeigt eine neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z und Handwerk: Glühbirne wechseln? Zu gefährlich! Heimwerker-Nachwuchs mit zwei linken Händen?
23.01.2025

„Do-it-yourself“ wird die Zukunft: Unbesetzte Stellen, hohe Personal- und Materialkosten führen zu monatelangen Wartezeiten und teuren...

DWN
Politik
Politik Messerangriff: Aschaffenburg heute in Schockstarre - Politik fordert Aufklärung nach Gewalttat
23.01.2025

Ein weiterer Messerangriff eines Migranten, erneut mit tragischem Ausgang. Heute könnte der Verdächtige dem Haftrichter vorgeführt...