Deutschland

Endlich sinkt die EEG-Umlage, aber Strom bleibt dennoch teuer

Lesezeit: 2 min
14.10.2021 16:44
Auch wenn die EEG-Umlage im kommenden Jahr deutlich sinkt, wird der Strom kaum wieder billiger. Denn zugleich werden andere Faktoren den Strom erheblich teurer machen.
Endlich sinkt die EEG-Umlage, aber Strom bleibt dennoch teuer
Irgendjemand muss für die Umstellung auf Wind und Sonne bezahlen. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms sinkt im kommenden Jahr deutlich - eine Entwarnung bei den hohen Strompreisen bedeutet das aber nicht. Die Umlage geht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 2022 auf 3,72 Cent pro Kilowattstunde zurück. Dazu trägt auch ein Milliardenzuschuss des Bundes bei.

Die Umlage ist allerdings nur ein Bestandteil des Strompreises. In der Branche wird damit gerechnet, dass eine sinkende EEG-Umlage die Strompreise insgesamt zwar stabilisiert - aber dass sie nicht sinken. Auf der anderen Seite nämlich sind zum Beispiel Beschaffungskosten, die die Energieversorger für Strom zahlen müssen, deutlich gestiegen.

Die Betreiber der großen Stromnetze wollen die Höhe der EEG-Umlage für das kommende Jahr an diesem Freitag bekanntgeben. Ohne die Bundeszuschüsse läge die Umlage 2022 nach dpa-Informationen bei rund 4,66 Cent. 2021 beträgt sie 6,5 Cent - aber nur dank Bundeszuschüssen. Ansonsten wäre sie stark gestiegen.

Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox liegt im Oktober 2021 der durchschnittliche Strompreis für Haushalte bei 31,38 Cent pro Kilowattstunde und damit höher als jemals zuvor. Die Senkung der EEG-Umlage auf 3,72 Cent würde den aktuellen durchschnittlichen Strompreis um rund 11 Prozent senken. Bei einem Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden läge die Entlastung bei rund 132 Euro.

«Die Senkung der EEG-Umlage bedeutet jedoch nicht, dass die Strompreise für die Kunden automatisch sinken», sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Denn gleichzeitig seien die Beschaffungskosten der Stromversorger deutlich gestiegen und auch bei den Netznutzungsentgelten zeichneten sich Erhöhungen ab. «Daher gehen wir davon aus, dass die Strompreise auch im kommenden Jahr ihr aktuelles Rekordniveau halten werden oder zumindest nicht spürbar sinken.» Wenn von der neuen Bundesregierung keine deutlichen Impulse wie beispielsweise die Abschaffung der EEG-Umlage kämen, würden die deutschen Haushalte weiterhin die weltweit höchsten Strompreise bezahlen.

Um Stromkunden zu entlasten, wird in der Politik seit langem über eine Abschaffung oder Senkung der EEG-Umlage diskutiert. Finanziert werden soll das durch steigende Einnahmen aus der CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Wärmebereich. Die Zukunft der EEG-Umlage und generell die gestiegenen Energiepreise dürften eine wichtige Rolle spielen bei den Verhandlungen über eine neue Bundesregierung - wie auch der Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne.

Nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 werden durch die sinkende EEG-Umlage alle Privathaushalte in Deutschland zusammen um rund 4,2 Milliarden Euro entlastet. Eine Mehrbelastung beim Strompreis drohe aber aufgrund steigender Netzentgelte. Auch der Börsenstrompreis bewege sich auf einem Rekordniveau.

Für die im kommenden Jahr sinkende EEG-Umlage gibt es mehrere Gründe. Nach einer Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende haben die hohen Gas-, Kohle- und CO2-Preise zu einem stark gestiegenen Börsenstrompreis geführt. Damit werde weitaus weniger Geld vom EEG-Konto gebraucht, um Differenzkosten der erneuerbaren Energien auszugleichen - erneuerbare Energien erzielten höhere Erlöse am Markt und die notwendige Fördersumme sinke. Dazu komme, dass Ökostrom-Anlagen der frühen Jahre, die noch vergleichsweise hohe Vergütungen erhalten hätten, seit diesem Jahr nach und nach das Ende ihrer 20-jährigen Förderdauer erreichten: «Der Kostenrucksack des EEG wird damit immer kleiner.»

Auch Agora geht davon aus, dass wegen gestiegener Beschaffungspreise und vermutlich leicht steigender Netzentgelte ein Absinken der EEG-Umlage 2022 nicht ausreichen wird, um diese gegenläufigen Effekte vollständig auszugleichen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...