Vor dem Hintergrund eines historischen Gelddruckens und wachsender Inflationssorgen sind die meisten Rohstoffpreise - von Kupfer über Rohöl und Aluminium bis hin zu Zink - stark angestiegen, und auch Bitcoin hat neue Rekordhöhen erreicht. Gold hingegen handelt weiterhin deutlich unterhalb seines Rekordhochs vom letzten Jahr, als der Goldpreis vorübergehend deutlich über die Marke von 2.000 Dollar stieg, und ist somit eine der wenigen Anlagenklassen, die bisher nicht von den wachsenden Inflationssorgen profitieren konnten.
Doch zwei der größten Namen im kanadischen Bergbau, die ehemaligen Chefs von Goldcorp, David Garofalo und Rob McEwen, haben in einem Interview mit Bloomberg am Freitag vorausgesagt, dass die Anleger bald begreifen werden, dass der globale Inflationsdruck intensiver und weitaus weniger vorübergehend ist, als es die offiziellen Inflationsraten vermuten lassen.
Wenn sich diese Erkenntnis durchsetze, werde die Attraktivität von Gold als Inflationsschutz den Preis wahrscheinlich von derzeit etwa 1.800 Dollar auf 3.000 Dollar pro Unze steigen lassen, so Garofalo. Doch selbst ein so massiver Anstieg des Goldpreises auf 3.000 Dollar wäre seiner Ansicht nach nur eine "Anzahlung" auf McEwens langfristige Vorhersage von 5.000 Dollar. Zwar ist zunächst wenig überraschend, dass Goldmanager positive Erwartungen im Hinblick auf den Goldpreis vermitteln. Doch selten sagen sie einen so steilen Preisanstieg in so kurzer Zeit voraus.
Wenn andere Metalle irgendeinen Hinweis geben, so wird die kommende Goldrallye dramatisch sein, sagt Garofalo. "Die Reaktion kommt in der Regel sofort und heftig, wenn sie kommt. Deshalb bin ich recht zuversichtlich, dass der Goldpreis in Monaten und nicht in Jahren 3.000 Dollar erreichen wird." Aufgrund seiner Universalität und seiner 4.000 Jahre alten Geschichte sei Gold besser als Kryptowährungen als Absicherung gegen ein inflationäres Umfeld positioniert, das "tiefgreifende und bedeutende Auswirkungen auf unser Kapital haben wird", so Garofalo.
McEwen warnt davor, dass die weltweite Ausweitung der Geldmenge und der Verschuldung zur Bewältigung der Corona-Pandemie sowie sekundäre Faktoren im Zusammenhang mit Versorgungsunterbrechungen dazu führen werden, dass sich die Menschen wieder auf traditionelle Methoden zum Schutz ihres Vermögens besinnen. "Es ist nicht nur der Dollar", sagte er. "Alle Währungen haben weniger Kaufkraft, als noch vor einem Jahr. Ich betrachte das als eine zumindest in unserem Leben noch nie dagewesene Entwicklung, die sich auf den Wert von Fiat-Währungen auf der ganzen Welt auswirken wird."
Der Anstieg der Inflation hat sich zuletzt auch in der Goldindustrie gezeigt. Arbeitskräfte und Rohstoffe fehlen, und entsprechend steigen die Kosten. Das schafft einen weiteren Anreiz für mittelgroße Goldproduzenten, durch Fusionen und Übernahmen Einsparungen zu erzielen, nachdem jahrelange Unterinvestitionen die Reserven schrumpfen ließen, sagt Garofalo. Auch sogenannte Royalty-Unternehmen, die gegen Prozente an der Produktion oder am Umsatz den teuren Goldabbau im Voraus finanzieren, seien reif für eine weitere Konsolidierung.