Finanzen

Flucht der Investoren vom Gold zu Bitcoin spitzt sich zu

Der Trend zum "digitalen Gold" hält an. Vor dem Hintergrund einer steigenden Inflation lassen Anleger das echte Gold links liegen, während Bitcoin neue Rekorde bricht.
22.10.2021 11:33
Lesezeit: 2 min
Flucht der Investoren vom Gold zu Bitcoin spitzt sich zu
Anleger scheinen den Glauben ans Gold verloren zu haben. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Seit Jahresbeginn haben Anleger mehr als 10 Milliarden Dollar aus SPDR Gold Shares abgezogen. Daher musste dieser weltweit größte börsengehandelte Goldfonds (ETF) nach Angaben von Bloomberg seine physischen Goldbestände abbauen. Der Goldpreis ist nach seinem Rekordhoch im letzten Jahr nun in diesem Jahr bereits um rund 6 Prozent gesunken.

Statt auf Gold setzen die Anleger auf Kryptowährungen. Der Preis von Bitcoin hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt und hat diese Woche ein neues Rekordhoch von mehr als 67.000 Dollar erreicht. Einige Anleger betrachten Bitcoin und andere Kryptowährungen offenbar als einen Inflationsschutz.

Erfahrene Goldhändler müssen einräumen, dass sich die Zeiten geändert haben. "Es gibt im Moment kein Interesse an unserer Strategie", zitiert die Financial Times John Hathaway, Portfoliomanager bei Sprott Asset Management, einer Investmentgruppe für Edelmetalle. Zur Attraktivität von Kryptowährungen sagt er: "Die Bitcoin-Leute sehen die gleichen Dinge, die ich in Bezug auf das Gelddrucken und die Inflationsrisiken sehe."

"Bitcoin hat Geld von Gold weggelockt"

Gold wird seit langem als Schutz gegen die schwindende Kaufkraft der Zentralbankwährungen angepriesen. Die aufgestaute Nachfrage, die unterbrochenen Lieferketten für Waren und vor allem das historische Gelddrucken durch die Zentralbanken haben die Inflationssorgen wieder aufleben lassen. Normalerweise sollte eine solche Entwicklung die Goldmärkte stützen.

Doch tatsächlich ist der Goldpreis sogar gesunken, sodass Anleger sich auf andere Weise absichern wollen. "Es gibt jetzt eine Tendenz, Bitcoin als Portfolio-Diversifizierer zu betrachten, wobei die Inflation einer der Katalysatoren ist", sagte Mohamed El-Erian, Präsident des Queens' College in Cambridge und Chefwirtschaftsberater der Allianz. "Bitcoin hat Geld von Gold weggelockt."

Der Hedgefonds-Manager Paul Tudor Jones sagte am Mittwoch gegenüber CNBC, dass er Kryptowährungen als Absicherung gegen die Inflation dem Gold vorziehe. "Institutionelle Anleger scheinen zu Bitcoin zurückzukehren, weil sie es vielleicht als besseren Inflationsschutz als Gold ansehen", so die Analysten von JPMorgan in diesem Monat.

Laut einer aktuellen Studie des Finanzdienstleistungsinstituts Fidelity, für die 1.100 professionelle Anleger befragt wurden, tragen die fehlende enge Korrelation von Bitcoin mit anderen Anlageklassen und das wahrgenommene Potenzial als Absicherung gegen die Inflation zu seiner Beliebtheit im Mainstream bei.

Mehr als die Hälfte der befragten Hedgefonds in Europa und den USA gaben an, dass die steigende Inflation ein Hauptgrund für ihr Interesse an digitalen Vermögenswerten sei, wobei fast acht von zehn der befragten professionellen Investoren angaben, dass Kryptowährungen einen Platz im Portfolio haben sollten.

Bitcoin wurde erst 2009 eingeführt, während Gold schon seit mehreren Jahrtausenden gehandelt wird. Befürworter der Kryptowährung sagen, ihr Nutzen als Absicherung gegen die Inflation ergebe sich aus ihrem Design, das die maximale Anzahl digitaler Münzen auf 21 Millionen begrenzt. Dies steht im Gegensatz zu den Gelddruckmaßnahmen, die die Zentralbanken als Reaktion auf die Pandemie ergriffen haben.

Einige Befürworter des Goldes wie Peter Schiff halten an der Hoffnung fest, dass der Goldpreis wieder steigen könnte, wenn die Inflation anhält und wenn irgendwann der Glaube schwindet, dass die steigenden Preise nur vorübergehend seien. Sie verweisen mitunter auch auf die Preisvolatilität von Bitcoin, die seine Zuverlässigkeit als Inflationsabsicherung untergrabe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schuldenbremse Wählerbetrug: 500 Milliarden Sonderschulden mit alten Bundestag - Das Ergebnis von CDU und SPD
10.03.2025

Die Wirtschaft sieht für die CDU einen klaren Auftrag für Umsetzung dringende Wirtschaftsreformen. Doch die SPD und auch die Grünen und...

DWN
Panorama
Panorama 25 Jahre London Eye: Ein Wahrzeichen mit stolzen Eintrittsgeldern
10.03.2025

Das London Eye, ursprünglich nur als temporäres Millennium-Projekt geplant, ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen Londons und...

DWN
Technologie
Technologie Kernfusionsreaktor: Deutschlands Weg zur Fusionsenergie
10.03.2025

Kernfusionsreaktor – eine Technologie mit gigantischem Potenzial, aber vielen offenen Fragen. Die CDU will Deutschland an die Spitze der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Großbaustelle für die neue Regierung
09.03.2025

Die desolate Lage der deutschen Wirtschaft wird eine der größten Herausforderungen für die neue Bundesregierung und das dringendste...

DWN
Panorama
Panorama Ostern: Werden zum Osterfest die Eier knapp?
09.03.2025

Rot, gelb oder grün - bunte Eier stoßen zum Osterfest nicht nur bei Kindern auf Begeisterung. Hunderte Millionen werden jedes Jahr...

DWN
Immobilien
Immobilien Genossenschafts-Wohnungen: Die letzte günstige Wohnoption?
09.03.2025

In Großstädten wie München ist bezahlbarer Wohnraum rarer als Gold. Wohnbaugenossenschaften stellen unter den Prinzipien der Selbsthilfe...