Technologie

Die drei wichtigsten Corona-Impfstoffe zeigen starken Abfall der Wirksamkeit

Eine US-Studie, welche die Daten von fast 800.000 Personen analysiert hat, zeigt für die drei wichtigsten Covid-19-Impfstoffe einen starken Rückgang der Wirksamkeit innerhalb von sechs Monaten. Daher plädieren die Forscher für den Booster.
08.11.2021 11:50
Aktualisiert: 08.11.2021 11:50
Lesezeit: 3 min
Die drei wichtigsten Corona-Impfstoffe zeigen starken Abfall der Wirksamkeit
Die Wirksamkeit der drei Corona-Impfstoffe lässt mit der Zeit stark nach. (Foto: dpa) Foto: Paul Hennessy

Als die Delta-Variante zum vorherrschenden Stamm des Coronavirus in den USA wurde, verloren alle drei Covid-19-Impfstoffe, die den Amerikanern zur Verfügung stehen, deutlich an Schutzwirkung. Eine neue Studie zeigt, dass die Wirksamkeit bei einer Gruppe von fast 800.000 Veteranen um 35 Prozent bis 85 Prozent zurückging. Die Forscher fanden heraus, dass die drei Impfstoffe Anfang März beim Schutz gegen Infektionen ungefähr gleich wirksam waren. Doch im Laufe der nächsten sechs Monate änderte sich dies drastisch.

Ende September lag die Wirksamkeit des Zweidosenimpfstoffs von Moderna, die im März noch mit 89 Prozent angegeben wurde, nur noch bei 58 Prozent. Die Wirksamkeit des Impfstoffs von Pfizer und BioNTech, der ebenfalls in zwei Dosen verabreicht wird, sank im gleichen Zeitraum von 87 Prozent auf 45 Prozent. Die Schutzwirkung des Ein-Dosis-Impfstoffs von Johnson & Johnson ging im Verlauf dieser sechs Monate am stärksten zurück: von 86 Prozent auf nur noch 13 Prozent. Diese Ergebnisse wurden letzte Woche in der Zeitschrift Science veröffentlicht.

Nicht nur gegen Infektionen, sondern auch gegen Todesfälle waren die drei Impfstoffe der Studie zufolge zunächst ähnlich wirksam. Doch im Juli, als die Delta-Variante sich stark zu verbreiten begann, zeigte die Wirksamkeit der Impfungen auch in diesem Punkt große Unterschiede. Bei Veteranen ab 65 Jahren, die mit dem Moderna-Impfstoff geimpft wurden, war die Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben, bei denjenigen Geimpften, die eine sogenannte Durchbruchsinfektion entwickelten, um 76 Prozent geringer als bei ungeimpften Veteranen desselben Alters.

Bei älteren Veteranen, die mit dem Impfstoff von Pfizer-BioNTech geimpft wurden und anschließend eine Durchbruchinfektion erlitten, war die Wahrscheinlichkeit zu sterben um 70 Prozent geringer als bei ihren ungeimpften Altersgenossen. Und bei älteren Veteranen, die eine einzige Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten hatten, war die Wahrscheinlichkeit, an einer Durchbruchinfektion zu sterben, nur um 52 Prozent geringer als bei Gleichaltrigen, die keine Impfung erhalten hatten.

Bei Veteranen, die jünger als 65 Jahre waren, boten die Impfstoffe von Pfizer-BioNTech und Moderna mit 84 Prozent beziehungsweise 82 Prozent den besten Schutz vor einem tödlichen Verlauf. Bei jüngeren Veteranen, die mit dem J&J-Impfstoff geimpft wurden, war die Wahrscheinlichkeit, an Corona zu sterben, um 73 Prozent geringer als bei ihren ungeimpften Altersgenossen. Die US-Behörden haben inzwischen Auffrischungsimpfungen für all jene empfohlen, die mindestens zwei Monate zuvor den Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben.

Auffrischungsimpfungen werden in den USA auch sechs Monate nach der zweiten Dosis des Moderna- oder Pfizer-Impfstoffs für alle Personen empfohlen, die 65 Jahre und älter sind, für Personen mit Erkrankungen, die sie anfälliger für einen schweren Verlauf machen, für Personen, die in Pflegeheimen oder anderen Gruppenunterkünften leben, und für Personen, die in Hochrisikosituationen wie Krankenhäusern oder Gefängnissen leben oder arbeiten.

Darüber hinaus wird allen Menschen mit geschwächtem Immunsystem eine Auffrischungsimpfung empfohlen, wenn die volle Wirkung des Impfstoffs mindestens 28 Tage zurückliegt. Angesichts der Tatsache, dass Millionen von geimpften Amerikanern darüber nachdenken, ob sie eine Auffrischungsimpfung benötigen, bietet die neue Studie den bisher umfassendsten Vergleich, wie die drei Impfstoffe in diesem Jahr landesweit abgeschnitten haben.

Die Studie untersuchte die Daten von 780 225 Veteranen der US-Streitkräfte im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 1. Oktober. Fast 500.000 von ihnen waren geimpft, knapp 300.000 waren nicht geimpft. Die untersuchte Gruppe war zwar ethnisch und rassisch vielfältig und umfasste sechsmal so viele Männer wie Frauen. Etwa 48 Prozent waren 65 Jahre oder älter, 29 Prozent waren zwischen 50 und 64 Jahre alt, und 24 Prozent waren jünger als 50 Jahre.

Die Studie wurde von einem Team des Public Health Institute in Oakland, dem Veterans Affairs Medical Center in San Francisco und dem University of Texas Health Science Center durchgeführt. Barbara Cohn, die Hauptautorin der Studie, sagte, dass die Analyse der Gruppe neben dem Vergleich der drei Impfstoffe "eine Grundlage für fundierte Entscheidungen über die Erstimpfung, Auffrischungsimpfungen und andere mehrschichtige Schutzmaßnahmen" biete.

Zu diesen Schutzmaßnahmen gehören etwa die Maskenpflicht und Corona-Tests. Die starken Beweise für die nachlassende Wirkung der drei Impfstoffe sollten selbst Staaten und Orte mit hohen Impfquoten dazu veranlassen, eine Beibehaltung der Maskenpflicht zu erwägen, so die Autoren. Ihre Ergebnisse unterstützen die jüngste Empfehlung der US-Behörden, dass alle Empfänger des Impfstoffs von Johnson & Johnson eine Auffrischung erhalten sollten, den sogenannten Booster.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Delta-Variante, die im Frühjahr und Sommer eine Welle von Infektionen und Todesfällen im ganzen Land auslöste, wahrscheinlich der Faktor ist, der den Impfschutz am stärksten aushöhlte. Andere Forscher haben ähnliche Hinweise auf eine nachlassende Wirksamkeit von Impfstoffen gefunden. Sie vermuten jedoch, dass die nachlassende Wirksamkeit des Impfstoffs wahrscheinlich auch ohne das Auftreten eines neuen, besser übertragbaren Delta-Stammes zu beobachten gewesen wäre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Optimismus für europäische Banken und der Auftakt zu 2026
09.12.2025

Die Wall Street steht vor Rekorden. Analysten sehen starke Impulse für 2026, doch warnen vor Risiken. Banken glänzen, Bitcoin sorgt für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Voith: Maschinenbauer streicht 2.500 Stellen
09.12.2025

Der Maschinenbauer Voith plant in Deutschland den Abbau von bis zu 2.500 Stellen. Grund sind strukturelle Probleme wie hohe Energie- und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Feiertage killen fürs BIP: Ist das wirklich eine gute Idee?
09.12.2025

Mehr Arbeitstage, mehr Wachstum – so lautet das einfache Versprechen für 2026. Doch die Debatte über einen möglichen Wegfall eines...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exporte: USA- und China-Geschäft bricht im Oktober ein
09.12.2025

Die deutschen Exporte geraten in ihren wichtigsten Absatzmärkten ins Rutschen, und die Zahlen aus den USA und China zeichnen ein klares...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Engpässe treiben Aufwärtsrallye – warum Anleger jetzt wachsam sein müssen
09.12.2025

Der Silberpreis jagt von Rekord zu Rekord und übertrifft selbst den Hype um Gold, folgerichtig gibt es am Dienstag ein neues...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic BMW: Er folgt auf Oliver Zipse
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...