Deutschland

Große Materialengpässe und gestörte Lieferketten drosseln deutsche Exporte

Anhaltende Materialengpässe und gestörte Lieferketten haben im September den zweiten Monat in Folge zu einem Rückgang der deutschen Exporte geführt.
09.11.2021 10:40
Aktualisiert: 09.11.2021 10:40
Lesezeit: 1 min

Anhaltende Materialengpässe und gestörte Lieferketten haben im September den zweiten Monat in Folge zu einem Rückgang der deutschen Exporte geführt. Diese sanken um 0,7 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das kommt überraschend: Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. Im August hatte es bereits einen Rückgang von 0,8 Prozent gegeben - den ersten nach zuvor 15 monatlichen Anstiegen hintereinander. Die deutsche Industrie musste ihre Produktion zuletzt trotz voller Auftragsbücher stark drosseln, da wichtige Vorprodukte wie Halbleiter fehlen. Die Importe wuchsen dagegen im September den zweiten Monat in Folge, wenn auch nur um 0,1 Prozent.

„Die stotternde Industrieproduktion färbt jetzt auch negativ auf die Exporte ab“, erklärte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Der gegenwärtige Ausstoß in der Industrie reiche nicht aus, um die Ausfuhren wachsen zu lassen. „Der Materialmangel zeigt nun also auch Bremsspuren bei den Exporten“, ergänzte Gitzel. Solange nicht genügend Materialien für die Produktion verfügbar seien, werde es auch keine Höhenflüge beim Export geben. „Ein Wachstumsschub wird sich erst einstellen, wenn Lieferketten störungsfreier funktionieren“, prognostizierte auch der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. „Das wird aber noch dauern.“

Hinzu kommt, dass die Nachfrage aus China zuletzt nachgelassen hat. Der wichtigste deutsche Handelspartner geht rigoros gegen neue Corona-Infektionen vor, was immer wieder zu Werkschließungen oder Unterbrechungen an großen Handelshäfen führt. Außerdem wird der Aufschwung in der Volksrepublik regelmäßig von Stromausfällen gebremst.

Insgesamt verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von 117,8 Milliarden Euro ins Ausland. Verglichen mit September 2020 ist das eine Zunahme von 7,1 Prozent. Dabei wuchsen die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um 16,2 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro, während die nach China um 0,2 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro schrumpften. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern nahm um 9,2 Prozent auf 64,6 Milliarden Euro zu.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum der deutschen Ausfuhren von 7,5 Prozent. 2022 soll es zu einem ähnlich starken Plus von 7,0 Prozent kommen. Im Corona-Jahr 2020 hatte es einen deutlichen Rückgang gegeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...