Tesla-Chef Elon Musk hat in der abgelaufenen Woche Aktien des Elektroauto-Herstellers im Wert von insgesamt 6,9 Milliarden Dollar verkauft. Nach Angaben der US-Börsenaufsicht trennte sich Musk allein am Freitag von 1,2 Millionen Tesla-Anteilsscheinen. In der gesamten Woche waren es 6,36 Millionen. Musk, der als reichster Mensch der Welt gilt, ist der größte Aktionär des Konzerns. Am 6. November hatte er via Twitter die Veräußerung von zehn Prozent seiner Anteile in Aussicht gestellt und dies an den Ausgang einer Twitter-Abstimmung über diese Frage geknüpft. Da er diese Bedingung für erfüllt sah, begann er vergangene Woche mit den Verkäufen. Berechnungen zufolge müsste Musk noch rund zehn Millionen Papiere losschlagen, um sein Versprechen zu erfüllen.
Die Tesla-Aktien sind dieses Jahr massiv nach oben gegangen, besonders im Oktober. Der Börsenwert des Autobauers stieg im Zuge der Kursrally auf mehr als eine Billion Dollar. In der vergangenen Woche büßten die Papiere allerdings mehr als 15 Prozent - oder rund 187 Milliarden Dollar - an Wert ein, nachdem sie zuvor elf Wochen hintereinander Kursgewinne erzielt hatten. Das Kursplus im Vergleich zum Jahresstart beläuft sich immer noch auf mehr als 46 Prozent. Damit ist Tesla weiterhin der wertvollste Autobauer der Welt. Zum Handelsschluss am Freitag lag der Kurs bei über 1.033 Dollar.
Tatsache ist jedoch: Elon Musk ist und bleibt ein Spieler. Kann sich jemand vorstellen, dass ein Jeff Bezos oder ein Bill Gates Ähnliches tun würden - Aktien verkaufen, wenn die Twitter-Gemeinde dazu rät? Die Tesla-Aktie eignet sich hervorragend zum kurzfristigen Spekulations-Objekt. Wer auf langfristige Wertsteigerung á la Kostolany setzt ("Kaufen Sie Aktien und nehmen Sie Schlaftabletten"), sollte besser die Finger von ihr lassen. Auch wenn der E-Auto-Pionier inzwischen häufig mit punktuellen Erfolgen Duftmarken setzen kann, sind Zweifel an der Dauerhaftigkeit des Geschäftsmodells gestattet. Tatsache ist: Die Produktionsprobleme sind noch lange nicht behoben, wie Elon Musk vor noch gar nicht langer Zeit selber zugegeben hat. Auffällig ist auch, dass Tesla im wieder im Zusammenhang mit spektakulären Vorhaben genannt wird, die dann aber doch nicht realisiert werden. Jüngstes Beispiel: Der US-Autoverleiher "Hertz" hatte Ende Oktober angekündigt, 100.000 Model 3 zu kaufen - ein Auftrag im Wert von mehreren Milliarden Dollar und der größte Einzeldeal der Tesla-Geschichte. Hertz schaltete sogar schon Anzeigen mit dem Football-Superstar Tom Brady (was in etwa so wäre, als wenn ein europäischer Autovermieter mit Messi oder Ronaldo werben würde) - doch dann kam Musk und verkündete, der Deal sei noch lange nicht in trockenen Tüchern, die Produktionskapazitäten reichten nicht aus!
Noch ist Tesla den etablierten Autobauern in Sachen Elektro-Technik um Einiges voraus - doch wenn diese aufgeholt haben, werden sie ihre hoch überlegene Produktionstechnik in die Waagschale werfen können. Noch ein Vergleich: Analysten erwarten, dass der E-Autobauer dieses Jahr einen Umsatz von knapp 45 Milliarden Euro erzielen wird. Die Erwartungen für VW betragen etwas mehr als 248 Milliarden Euro - das Fünfeinhalbfache.