Unternehmen

Westfälischer Mittelständler überrascht mit "revolutionärem" Schaltbausystem

Lesezeit: 2 min
25.11.2021 18:18  Aktualisiert: 25.11.2021 18:18
Ein wichtiger Akteur am milliardenschweren Markt für Industriekommunikation ist Beckhoff Automation aus Westfalen. Jetzt hat sich der Mittelständler etwas Besonderes einfallen lassen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Hersteller von Automatisierungssystemen Beckhoff Automation (BA) aus der westfälischen Stadt Verl hat eine neue Lösung für den Schaltbau an den Markt gebracht - und zeigt dabei ein enormes Selbstbewusstsein. „Unser MX-System hat das Potenzial, um den gesamten Schaltschrank- und Maschinenbau zu revolutionieren", sagt Hans Beckhoff, der Geschäftsführer und Gründer in einem Interview auf der Website des Unternehmens.

"Der Schaltschrankbau ist heute meist ein komplizierter Vorgang mit sehr vielen Komponenten und Prozessabläufen", erklärt Daniel Siegenbrink, Produktmanager von BA. "Hinzu kommen eine gewisse Fehleranfälligkeit und der hohe Platzbedarf. Hier hilft, dass mit unserer steckbaren Technologie nicht nur der Schaltplan, sondern auch der Verdrahtungsaufwand geringer wird. Analysen haben außerdem gezeigt, dass teilweise weniger als zehn Prozent der Bauteile erforderlich sind. Es entfällt also viel Aufwand im Bereich Schaltschrankbau", nennt Siegenbrink die Vorteile des neuen Produktes, die Fachleute mit Sicherheit richtig einschätzen können.

Diese neue Lösung aus dem Schaltbau gehört zu den insgesamt fünf Produktgruppen des Mittelständlers. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 1.900 Ingenieure. Es unterhält 39 Repräsentanzen und Firmenvertretungen, die über den gesamten Erdball verstreut sind. Hans Beckhoff hat den Hersteller 1980 aus der Taufe gehoben, womit er zu den traditionsreichen deutschen Produzenten zählt.

Wichtig: BA bedient Kunden, die aus nahezu zwei Dutzende Branchen stammen - beispielsweise aus der Autoindustrie, der Mess- und Gebäudetechnik sowie der Gebäudeautomation. Damit hat der Mittelständler im vergangenen Jahr seine Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 923 Millionen Euro vergrößert – der Pandemie zum Trotz.

BA zählt in der Industriekommunikation zu den wichtigsten Herstellern, wie die Fachleute des internationalen Analysehauses „Valuates Reports“ betonen. Dabei handelt es sich um einen gewaltigen Wachstumsmarkt, der ihren Schätzungen zufolge in den kommenden sieben Jahren ein Gesamtvolumen von umgerechnet 125 Milliarden Euro aufweisen wird. Die jährliche Steigerung soll zwischen 2021 und 2027 bei 8,4 Prozent liegen.

Beckhoff, Siemens und Infineon wichtige Akteure am Markt

Neben BA befinden sich mit Siemens und Infineon noch zwei weitere deutsche Unternehmen auf der Liste der wichtigsten Anbieter – neben den US-Giganten Cisco und General Electric. „Die steigende Nachfrage nach skalierbaren, schnelleren und zuverlässigeren Kommunikationsprotokollen sind die wichtigsten Treiber für den Markt für Industriekommunikation“, analysieren die Experten von „Valuates Reports“. Dabei steige auch der Bedarf nach Lösungen, die zwischen den Maschinen funktionieren. „Da die Industrien immer mehr digital vernetzt werden, wird die Notwendigkeit von effizienten Kommunikationstechnologien immer größer“, schreiben die Fachleute in der Studie.

Von den einzelnen Segmenten sei besonders der Verkauf von Ethernet-Lösungen wichtig, berichten sie. Dabei handelt es sich um eine Technik, die Software und Hardware für kabelgebundene Datennetze verbindet. Auch in diesem Segment bietet BA seine Lösungen an. Deswegen könnte der Produzent wohl auch von der besonderen Steigerung dieses Teilbereiches profitieren.

"Wir knacken 2021 eine Milliarde Euro Umsatz"

Insgesamt stehen bei dem mittelständischen Unternehmen die Zeichen weiter auf Wachstum - genauso wie beim Gesamtmarkt. So warf der Firmengründer in einem Interview mit der Fachpublikation "Produktion" einen optimistischen Blick nach vorne: „Beckhoff wächst in diesem Jahr kräftig, wir werden die Milliarde knacken."

Das würde ein Plus beim Erlös um 8,3 Prozent bedeuten, das fast dem Wachstum des Gesamtmarktes entspricht, das die Experten von „Valuates Reports“ errechnet haben. Ob allerdings die neue Technologie, die BA erst Ende November vorgestellt hat, dabei schon eine spürbare Rolle spielt, ist wenig wahrscheinlich. Denn bis Jahresende sind es nur ein paar Wochen, so dass sich in dieser Zeit wohl kaum größere Erlöse erzielen lassen. Der Verkauf des neuen Produktes dürfte wahrscheinlich eher im kommenden Jahr seinen Abdruck in der Bilanz hinterlassen.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...