Deutschland

Wer wird Weidmanns Nachfolger? Das sind die 8 Kandidaten

Nach dem vorzeitigen Rücktritt von Bundesbankchef Jens Weidmann wird über die Nachfolge diskutiert. Wir stellen die acht Kandidaten und ihre Ansichten vor.
26.11.2021 09:46
Lesezeit: 2 min

Der vorzeitige Rücktritt von Bundesbankchef Jens Weidmann zum Jahresende hat eine Diskussion über die Nachfolge in Gang gesetzt. Hier eine Auswahl von Namen, die in der Finanzwelt als geeignete Anwärter für den Chefposten der deutschen Notenbank gehandelt werden, der auch mit einem Sitz im EZB-Rat einhergeht.

1. ISABEL SCHNABEL (50)

Die EZB-Direktorin aus Dortmund hat sich den Ruf erworben, den Bürgern die in Deutschland oft kritisch gesehene Linie der Europäischen Zentralbank verständlich zu erläutern. Sie hat dabei im Führungskreis der EZB eine weniger starr auf straffe Geldpolitik ausgelegte Position vertreten als deutsche Währungshüter vor ihr. Zuletzt hatte sie jedoch gewarnt, auch nächstes Jahr könne der Preisdruck hoch bleiben.

2. JÖRG KUKIES (53)

Der Finanzstaatsekretär und Vertraute des wahrscheinlich nächsten Kanzlers Olaf Scholz (SPD) war 17 Jahre lang als Investmentbanker für Goldman Sachs in verschiedenen Positionen in London und in Frankfurt beschäftigt. In der deutschen Finanzwirtschaft ist Kukies, der an der Universität Chicago in Finanzwesen promovierte, bestens verdrahtet. 2018 erreichte ihn der Ruf nach Berlin in das von Scholz geleitete Finanzministerium. Ihm zugute kommen könnte der Umstand, dass das Vorschlagsrecht für die Weidmann-Nachfolge im Kreis der Ampelkoalitionäre offensichtlich bei der SPD liegt.

3. JOACHIM NAGEL (55)

Der promovierte Volkswirt war 17 Jahre lang bei der Bundesbank tätig - davon sechs Jahre im Vorstand. Dort war er unter anderem zuletzt für das wichtige Ressort Märkte zuständig, das die konkrete Umsetzung der Geldpolitik steuert. Nagel wechselte 2017 zur Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dann im Jahr 2020 zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), wo er Deputy Head of Banking ist.

4. MARKUS BRUNNERMAIER (52)

Der an der US-Eliteuniversität Princeton lehrende Ökonomieprofessor gilt als Experte der Euro-Architektur. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem Geldwertstabilität, Blasenbildung und Liquiditätskrisen an den Finanzmärkten sowie Digitalgeld. Sein hierzulande zuletzt erschienenes Buch "Die resiliente Gesellschaft" gewann vor kurzem den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis.

5. MARCEL FRATZSCHER (50)

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin gilt als Verfechter einer eher lockeren geldpolitischen Linie. Fratzscher, der auch Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität Berlin ist, studierte in Kiel, Oxford und Harvard und promovierte am European University Institute in Florenz. Er war vor seinem Wechsel nach Berlin Abteilungsleiter für internationale wirtschaftspolitische Analysen bei der EZB.

6. JAKOB VON WEIZSÄCKER (51)

Von Weizsäcker ist Chefökonom des von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz geleiteten Finanzministeriums. Zuvor war der Sozialdemokrat von 2014 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments. Dort saß er unter anderem im wichtigen Wirtschafts- und Währungsausschuss. Von Weizsäcker hatte zuvor unter anderem im Thüringer Wirtschaftsministerium gearbeitet und auch bei der Weltbank in Washington. In seiner Zeit bei der Brüsseler Denkfabrik Bruegel hatte er mit dem Franzosen Jacques Delpla ein Modell für europäische Gemeinschaftsanleihen entwickelt. Von Weizsäcker ist Großneffe des Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

7. VERONIKA GRIMM (50)

Die Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg hat ihre Forschungsschwerpunkte unter anderem in den Gebieten Energiemärkte und Verhaltensökonomie. Damit könnte sie für eine Neuausrichtung der Geldpolitik im Zeichen des Klimawandels wichtige Expertise liefern. Grimm ist außerdem seit April 2020 Mitglied im Sachverständigenrat.

8. CLAUDIA BUCH (55)

Buch ist seit 2014 Vize-Präsidentin der Bundesbank. Die Wirtschaftsprofessorin war vor ihrem Wechsel zur deutschen Notenbank von 2012 bis 2014 im Rat der Wirtschaftsweisen. In der Bundesbank ist sie unter anderem für die Themenfelder Finanzstabilität und Statistik zuständig. Zu geldpolitischen Fragen hat sich die Volkswirtin, die in Kiel promovierte, nur selten geäußert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...