Mit Blick auf die Währungskrise in der Türkei und den damit verbundenen starken Preisanstiegen ruft ein Abgeordneter der regierenden AKP die Türken auf, weniger zu essen.
„Nehmen wir mal an, dass wir unter normalen Umständen ein bis zwei Kilogramm Fleisch pro Monat essen. Lasst uns ein halbes Kilo essen“, zitiert die Financial Times einen Parlamentsabgeordneten. „Wenn wir normalerweise zwei Kilo Tomaten kaufen, dann lasst uns einfach zwei Tomaten kaufen.“
Inzwischen regt sich erstmals öffentlicher Protest gegen die ausufernden Preisanstiege und Lebenshaltungskosten im Land. Am Donnerstag waren Menschen in mehreren Städten auf die Straße gegangen. In Istanbul seien in dem Zusammenhang 68 Menschen festgenommen worden, sagte Anwältin Yagmur Kavak von der Anwaltsvereinigung CHD am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Fast alle seien wieder freigelassen worden, gegen sie werde aber ermittelt.
Verschiedene Organisationen - darunter auch die Kommunistische Partei der Türkei - hatten unter Mottos wie etwa „Böyle Gitmez“ (So geht es nicht weiter) zu Protesten aufgerufen. In den sozialen Medien wurden Videos mit teilweise brutalen Szenen von Festnahmen verbreitet. Auf Twitter trendeten zwischendurch Hashtags wie „Erdoganistifa“ (Erdogan Rücktritt) - gleichzeitig jedoch auch Hashtags von Unterstützern der Regierung. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuletzt deutlich an Zustimmung eingebüßt, will man Umfragen glauben.
„Es gibt eine Kerngruppe, die für die Partei und Erdogan stimmen wird - egal was passiert“, zitiert die FT einen Analysten des Zentrums für angewandte Türkeistudien in Berlin. „Aber die Wählerschaft insgesamt wird zunehmend kritischer bezogen auf die Politik (der AKP) und die Regierung. In jeder mehr oder weniger vertrauenswürdigen Umfrage zeichnet sich seit September ein Rückgang der Zustimmung ab.“