Virus-Frust statt Shopping-Lust: Eine neu entdeckte Coronavirus-Variante hat die Anleger das Fürchten gelehrt und die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. „Bloomberg“ wörtlich: „Es handelt sich um eine neue und besser übertragbare Variante von COVID-19, die in Südafrika identifiziert wurde und auch in Hongkong und jetzt in Belgien nachgewiesen wurde.“
Zum Auftakt der Weihnachtseinkaufssaison am „Black Friday“ brachen die Aktienkurse an der Wall Street ein. Vor allem der Reise- und der Unterhaltungssektor musste Federn lassen, während sich die Investoren Papiere von Impfstoffherstellern in die Depots packten. Die Angst vor einem Ende der Konjunkturerholung ließ die Rohstoffpreise purzeln und brockte Öl einen Preisverfall von mehr als zehn Prozent ein.
Ein renommierter Analyst teilt Anlegern mit, dass es in den nächsten Monaten zu einem Börsen-Crash von 80 Prozent kommen wird. Denn die Fed muss aufgrund der grassierenden Inflation früher oder später ihre Geldpolitik noch schneller straffen.
Für die US-Anleger endete der verkürzte Handelstag nach Thanksgiving alles andere als erfreulich: Der Dow-Jones-Index fiel um 2,5 Prozent auf 34.899 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab 2,3 Prozent auf 4594 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sackte 2,2 Prozent auf 15.491 Punkte ab. Auch in Europa brachen die Kurse so stark ein wie seit Juni 2020 nicht mehr, berichtet „Barron’s“.
Finanzexperten empfehlen Klein- und Großanlegern, dass sie ihre Anlagestrategien überdenken, bevor es zu spät ist. Denn auf die Welt komme der „größte Crash der Geschichte“ zu. Eine große Korrektur an den Börsen sei unaufhaltbar. Die in Südafrika entdeckte Mutation des Coronavirus könnte Experten zufolge ansteckender als der bereits grassierende Delta-Typ und resistenter gegen die bisherigen Impfstoffe sein. Bislang wisse man noch sehr wenig, dennoch könne die Sache noch weiter an Dynamik gewinnen, sagte Portfoliomanager Keith Buchanan vom Vermögensverwalter Global Investments in Atlanta. „Wenn es mehr schlechte als gute Nachrichten gibt, dürfte es am Montag eine Menge Leute geben, die keine Risikoanlagen mehr im Depot haben wollen.“ Der als Angstbarometer bekannte Volatilitätsindex markierte seinen höchsten Stand seit September 2020.
Reise- und Tourismuswerte traf es am härtesten. Die Kreuzfahrtunternehmen Carnival, Royal Caribbean Cruises und Norwegian Cruise Line brachen mehr als zwölf Prozent ein. Die Aktien der Fluggesellschaften United, Delta und American Airlines verloren bis zu neun Prozent. Sollte sich die neue Variante als sehr aggressiv herausstellen, könnte dies wie bei der ersten Corona-Welle mit der Schließung des internationalen Flugverkehrs einhergehen", warnte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Einige Staaten schränken die Reisefreiheit bereits ein oder standen kurz davor.
Die Papiere von Freizeitwerten flogen ebenfalls in hohem Bogen aus den Depots. Titel der Kinokette AMC gaben 3,2 Prozent nach. Drohende Schließungen von Freizeitparks drückten den Unterhaltungskonzern Walt Disney mehr als zwei Prozent ins Minus.
Bei Anbietern von Coronavirus-Impfstoffen griffen Investoren dagegen zu. Aktien von BioNTech schossen um mehr als vierzehn Prozent nach oben, die Titel des BioNTech-Partners Pfizer um rund sechs Prozent. Die Werte der Konkurrenten Moderna und Novavax stiegen um bis zu 20 Prozent.
Ebenfalls zulegen konnten Unternehmen, die vom Trend öfters zuhause zu bleiben statt auszugehen profitieren. Dazu zählten Streaming-Konzern Netflix, Heimtrainer-Anbieter Peloton Interactive und Online-Videokonferenzanbieter Zoom.
Die Aktien des US-Pharmakonzerns Merck & Co fielen hingegen um 3,7 Prozent. Das Medikament zur Behandlung von Corona-Patienten zeigte in einer neuen Studie eine geringere Effizienz zur Vermeidung einer Hospitalisierung und von Todesfällen als erwartet.
Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage bei gleichzeitigem Überangebot drückten den Preis für die Öl-Sorte Brent aus der Nordsee um mehr als elf Prozent auf 73,20 Dollar je Barrel (159 Liter). Das war der größte Tagesverlust seit April 2020. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um mehr als drei Prozent auf 9467 Dollar je Tonne.
Auf der Suche nach sicheren Häfen griffen Investoren zu Bundesanleihen, was die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,337 Prozent drückte. US-Staatsanleihen rentierten ebenfalls niedriger bei plus 1,500 Prozent. „Wenn die neue Variante sich in den USA ausbreitet, würde es das dortige Wachstum dämpfen“, sagte Stephen Innes, Partner beim Vermögensverwalter SPI. In einem solchen Umfeld werde eine Zinserhöhung der Notenbank Fed unwahrscheinlicher. Gleiches gilt für die Euro-Zone. Während die Kurse an den Terminmärkten bislang klar eine EZB-Zinserhöhung von 0,1 Prozentpunkten im Dezember 2022 signalisiert hatten, ist die Wahrscheinlichkeit inzwischen auf 50 Prozent gesunken.
IWF gesteht erstmals Spekulations-Blase an Börsen ein
Dem IWF zufolge haben die Corona-Hilfen der Notenbanken und der Finanzministerien die Welt anfällig gemacht für die nächste Finanzkrise, berichtet der „Guardian“. Die politischen Entscheidungsträger sahen sich (zu Beginn der Corona-Krise) mit einem „herausfordernden“ Kompromiss zwischen der fortgesetzten Unterstützung der Wirtschaftstätigkeit bei gleichzeitiger Vermeidung unbeabsichtigter Folgen und mittelfristigen Risiken für die Finanzstabilität konfrontiert, teilte der IWF in seinem halbjährlichen Global Financial Stability Review (GFSR) mit.
Angesichts der Tatsache, dass die Aktienkurse in vielen Ländern überbewertet zu sein scheinen und die Immobilienpreise drastisch ansteigen, befinden sich die Anleger in einem Umfeld der Unsicherheit, weil die Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung getrübt sind, so der IWF.
Der IWF wörtlich: „Warnzeichen – zum Beispiel eine erhöhte finanzielle Risikobereitschaft und zunehmende Fragilitäten im Sektor der Nichtbanken-Finanzinstitute – deuten auf eine Verschlechterung der zugrunde liegenden Finanzstabilitätsgrundlagen hin. Wenn sie nicht kontrolliert werden, können sich diese Schwachstellen zu strukturellen Altlasten entwickeln, die das mittelfristige Wachstum gefährden und die Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems auf die Probe stellen.“
„Investing.com“ berichtet: „Ob der Jahrhundert-Crash kommt, spielt weniger eine Rolle, wenn (…) Ob ein neuer Jahrhundert-Crash bevorsteht, weiß natürlich niemand. Fakt ist aber, dass an der Börse regelmäßig Crashs geschehen. Den letzten hatten wir im Frühjahr 2020 mit dem Corona-Ausverkauf gesehen. Denkbar ist aber auch, dass der nächste Crash durch einen Anstieg von Inflation und Zinsen entstehen kann. Hier haben sich in den letzten Jahren extrem hohe Bewertungsniveau an den Märkten etabliert, die dann rein rechnerisch korrigiert werden müssen. Die Lage an den Finanzmärkten bleibt daher spannend. Mit einer hohen Cashquote kann man aber zumindest entspannter in die Zukunft schauen und bei Bedarf flexibel agieren.“