Finanzen

Furcht vor Omikron-Virus versetzt Europas Anleger in apokalyptische Stimmung

Die Furcht vor einem Rückschlag für die Weltwirtschaft durch die Corona-Variante Omikron hat den europäischen Aktienmärkten erneut zugesetzt.
01.12.2021 10:16
Aktualisiert: 01.12.2021 10:16
Lesezeit: 2 min
Furcht vor Omikron-Virus versetzt Europas Anleger in apokalyptische Stimmung
Eine Hand hält vor der Aufschrift «Omicron (B.1.1.529): SARS-CoV-2» eine Spritze hoch. Die Omikron-Variante(B.1.1.529) war zuerst im südlichen Afrika nachgewiesen worden. (Foto: dpa) Foto: Pavlo Gonchar

Die Furcht vor einem Rückschlag für die Weltwirtschaft durch die Corona-Variante Omikron hat den europäischen Aktienmärkten erneut zugesetzt. Nach einer leichten Erholung zum Wochenstart gab der Dax am Dienstag erneut nach und ging mit 15.100 Punkten 1,2 Prozent schwächer aus dem Handel. Der EuroStoxx50 büßte 0,7 Prozent auf 4081 Punkte ein. An der Wall Street rutschten die Indizes knapp zwei Prozent ab. Nach dem Ausverkauf am Freitag hatten Anleger zum Wochenanfang zunächst wieder Mut gefasst und Kursrücksetzer zum Einstieg bei Aktien genutzt.

Für Unruhe sorgte vor allem eine Warnung des Impfstoff-Herstellers Moderna. Nach Ansicht von Moderna-Chef Stephane Bancel sind die aktuellen Vakzine gegen die Omikron-Variante des Coronavirus weniger wirksam. Dagegen sagte Biontech-Chef Ugur Sahin in einem Reuters-Interview, er gehe davon aus, dass der bestehende Covid-19-Impfstoff des Mainzer Herstellers auch bei der neuen Omikron-Variante Schutz vor schweren Erkrankungen biete. Sicherheit über die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen die neue Variante gebe es aber erst nach der Auswertung von Labordaten und nach Infektionsdaten aus der realen Welt. Mit mehr Klarheit rechnete Sahin in etwa zwei Wochen.

Angesichts der neuen Virus-Variante und der hohen Corona-Fallzahlen wollen Bund und Länder am Donnerstag auf einer vorgezogenen Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) Entscheidungen über zusätzliche Corona-Maßnahmen fällen. Darauf verständigten sich die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel, ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz und die 16 Ministerpräsidenten. Auf alle Fälle werde es für Ungeimpfte Kontaktbeschränkungen geben, sagte Scholz. Scholz sowie die unions- und grün-geführten Länder setzten sich zudem für eine allgemeine Impfpflicht ein.

Die Furcht vor erneuten Einschränkungen setzte Reise- und Touristikwerte unter Druck. Der europäische Branchenindex gab 2,5 Prozent nach. Mit einem Minus von rund 20 Prozent im November verbucht der Index damit den höchsten Einbruch seit dem Höhepunkt der Pandemie im März 2020.

Die große Unsicherheit rund um die Wirksamkeit der Impfungen gegen die Omikron-Variante machte auch den Rohstoffmärkten zu schaffen. Der Preis für Kupfer gab mehr als ein Prozent auf 9457 Dollar pro Tonne nach. Auch der Ölpreis nahm seine Talfahrt wieder auf. Öl der Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich rund vier Prozent auf 70,65 Dollar pro Barrel. Der Preis für US-Leichtöl WTI brach mehr als fünf Prozent auf 66,35 Dollar je Barrel ein.

„Die Bedrohung für die Ölnachfrage ist real“, sagte Louise Dickson, Analystin bei Rystad Energy. „Eine weitere Welle von Schließungen könnte dazu führen, dass die Ölnachfrage im ersten Quartal 2022 um bis zu drei Millionen Barrel pro Tag sinkt, da die Regierungen der Sicherheit der Gesundheit Vorrang vor Wiedereröffnungsplänen einräumen.“ Darauf deuteten bereits die verzögerten Wiedereröffnungspläne in Australien sowie das Verbot ausländischer Besucher in Japan hin.

Neben den Virus-Sorgen rückte erneut auch die Furcht vor den steigenden Preisen in den Fokus der Investoren. US-Notenbankchef Jerome Powell erklärte vor dem US-Kongress, das Inflationsrisiko sei gestiegen. Der Begriff „vorübergehen“ könne für die Inflation wohl gestrichen werden. Diese unerwartete Wendung ließ Börsianern zufolge den US-Dollar steigen. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zog nach Powells Äußerungen 0,1 Prozent an.

Angesichts der hohen Inflation fasse die Fed einen schnelleren Abbau ihrer Anleihenkäufe auf dem Weg zu einer Zinserhöhung ins Auge, sagte Powell. Es sei angemessen, darüber nachzudenken, den als Tapering bekannten Prozess einige Monate früher abzuschließen. Zugleich sicherte Powell zu, die zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, um sicherzustellen, dass sich die höhere Inflation nicht verfestige.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....