"Der Mensch ist, was er immer war; aber er sollte und könnte und müsste mehr sein ..."
Robert Schuhmann
Die neue Bundesregierung möchte die Digitalisierung energisch voranbringen. Doch welche Denkungsart verbindet sich mit dem gängigen Stichwort und Leitbegriff der „Digitalisierung“ eigentlich? Ist es eine allgemeine, technikbasierte Wachstumsideologie – die als solche allerdings den Klimazielen der Koalition weithin zuwiderliefe? Ist es ein taffer Kapitalismus, der sich zunehmend als „Überwachungskapitalismus“ (Shoshana Zuboff) darstellt und insofern im Gegensatz zu allen politischen Beteuerungen stünde, man baue an einer liberalen Gesellschaft? Oder ist es konkreter eine bestimmte technikaffine Philosophie – nämlich der sognannte Transhumanismus? Dann sollte man jedenfalls genauer hinsehen, welch eine Philosophie, welch ein Leitkonzept man sich mit der Digitalisierung für die Zukunft einkauft. Denn längst beraten Vertreter dieser neuen Denkrichtung Regierungen, Firmen und Entscheidungsträger.
Tatsächlich ist die Philosophie des Transhumanismus in sich weder völlig einheitlich noch unumstritten: Manche Denker unserer Zeit halten sie für hochinteressant, manche für hochgefährlich. Insofern sie das innere Rückgrat der Digitalisierung bildet, ist es jedenfalls keineswegs selbstverständlich, dass die heutige Politik so energisch auf „digitale Transformation“ setzt, als wäre das problem- und alternativlos. Um aber die Problematik genauer zu verstehen, gilt es zunächst zu fragen, was der Begriff Transhumanismus als solcher eigentlich beinhaltet. Die Antwort: Er besagt ein „Aufgehoben-Sein“ des Humanen, des Menschlichen – und zwar im dreifachen Sinn des Wortes, wie ihn der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel unterschieden hat: 1. Aufgehoben als „bewahrt“, 2. aufgehoben als „hinaufgehoben“, und 3. aufgehoben als „durchgestrichen“. Von daher schillert das Fremdwort „Transhumanismus“ in dreifacher Hinsicht, wie im Folgenden näher zu erläutern ist.
1. Weiterentwicklung, aber Bewahrung des Menschen
Im Unterschied zur verwandten Philosophie des Posthumanismus möchte der Transhumanismus den Humanismus als menschenzentrierte Weltsicht nicht völlig überwinden, sondern im Zuge der technischen Weiterentwicklung doch auch ein Stück weit bewahren. Der Mensch wird nicht als schlechthin Vorläufiges betrachtet, das dank des Fortschritts schließlich hinter sich zu lassen wäre, sondern durchaus als werthaltiger Grundstock. Transhumanisten sehen sich insofern in der Tradition des Renaissance-Humanismus und der Aufklärung: Sie fördern alle Wissenschaften,
die den Menschen als solchen stärker, intelligenter, gesünder und glücklicher zu machen versprechen, also etwa Neurowissenschaften, Genomik, Robotik, Nanotechnologie und die sogenannte Künstliche Intelligenz. Der Mensch steht also im Mittelpunkt – und doch auch wieder nicht, weil es bei diesem Aspekt nicht bleibt. Ist nicht der Transhumanismus die zur Weltanschauung erhobene Scham des Menschen angesichts der immer überragenderen Leistungsfähigkeit der Maschinen (Konrad Lehmann)? Es geht hier nicht nur um einen technisch aktualisierten Humanismus, nicht nur um eine Höherentwicklung des Menschen als solchen, sondern bei allem Anknüpfen an humanistische Traditionen um ihr erfolgreiches Übersteigen, eben um Trans‑humanismus. Und das selbstverständlich in globalpolitischem Ausmaß: Unter Einfluss weltweit vernetzter „transhumanistischer“ Parteien und Organisationen soll eine durchdigitalisierte Weltzivilisation entstehen – mit einer sie dereinst beherrschenden „Superintelligenz“, die manche ersehnen, andere aber, wie zum Beispiel Elon Musk, das Schlimmste befürchten lässt.
Eine „Transhumanisierung der Kultur“ hat bereits begonnen, wie Michael Hauskeller vermerkt. Ihm zufolge bedeutet der transhumanistische Wunsch, von vielem immer mehr haben zu wollen, insbesondere mehr Wissen, mehr Kontrolle, mehr Leben, „dass man das bereits existierende Gute entwertet und gar nicht mehr als solches wahrnimmt“. Ziele des transhumanistischen Kontrollstrebens seien die Erweiterung menschlicher Autonomie, die Beendigung allen Leidens und die vollständige Überwindung der menschlichen Natur, insofern diese eine Grenze bedeute. Im Kern sei die transhumanistische Vernunft entmenschlichende, vom Menschsein entfremdende Unvernunft. Solche Unvernunft zeigt sich exemplarisch in dem im DWN-Artikel "Der perfektionierte Mensch: Ein Plädoyer für den Transhumanismus" transportierten Diktum, bislang habe sich „der technische Fortschritt immer positiv auf die Menschheit und ihren Wohlstand ausgewirkt". Solcher naive, undifferenzierte Fortschrittsglaube verkennt, dass der aus dem 19. Jahrhundert stammende Vorsatz „Den Fortschritt wagen“ mit der Zunahme des Einflusses von Industrie und Technik auch zu immer mehr katastrophalen Entwicklungen (zum Beispiel Atombomben-Tests und –Abwürfe; bedenkliche Überwachungstechnologien; Klimawandel; Artensterben), sowie zu einem fast stetigen Auseinanderdriften von Arm und Reich geführt hat.
2. Verwandlung in den High-Tech-Übermenschen
Der neuzeitliche Fortschrittsgedanke visiert kein Ende des Fortschreitens an, sondern betrachtet das Fortschreiten als „unendlich“, so wie keine Zahl in der Mathematik als „letzte“ infrage kommt. Freilich stellt der Begriff der Unendlichkeit ein eigenes philosophisches und theologisches Problem dar, über das die Vertreter des Transhumanismus – sie finden sich vorwiegend im angelsächsischen Raum – kaum vertieft nachgedacht haben. Sie träumen daher von einem technikbasierten Übermenschen. Und selbst den wollen sie in ihrem Fortschrittswahn noch transzendiert wissen.
Der Traum vom Übermenschen ist bekanntlich alt. Im Zusammenhang mit dem modernen Maschinen-Denken begegnet er 1748 bei Julien-Offray de Lamettrie, dessen materialistisches Konzept „l’Homme machine“ als ein Vorbote des Transhumanismus anzusehen ist. Der Mensch als Maschine – da ist im Ansatz bereits der Cyborg angepeilt. Bei der technikbasierten Übermenschen-Ideologie steht zumindest indirekt auch Friedrich Nietzsches „Übermenschen“-Philosophie Pate. Nietzsche betrachtete den Gottesgedanken als „eine viel zu extreme Hypothese“, die abzulösen sei durch eine andere, nämlich umgekehrte: „die Umschaffung des Teufels in Gott“. Im Kontext dieser Gedanken erklingt sein Appell: „So schweigt mir doch von allen Göttern! Wohl aber könntet ihr den Übermenschen schaffen…“. Der digitale „Homo Deus“-Gedanke (Yuval Noah Harari) keimt da in gewisser Hinsicht schon. Der Transhumanismus erstrebt letztendlich die Apotheose, also die Vergöttlichung des Menschen, in Gestalt des Übermenschen. Er geht davon aus, „dass Technik Gott ablösen“ und mit Human Enhancement eine ganz neue Phase körperbezogener Spiritualität auslösen werde. Dabei hat die derart angepeilte Vergöttlichung nichts mit echter Religiosität zu tun; das „trans“ des Transhumanismus meint ein rein innerweltliches Jenseits, ein gänzlich säkulares „Hinaus übers bisherige Menschsein“.
Der Jenseits-Ersatz aber besteht dann notgedrungen in einer digital verheißenen Unsterblichkeit. Transhumanisten peilen schon für die Zeit um die Mitte dieses Jahrhunderts eine praktische Umsetzung dieser Utopie an. Allerdings fragt sich doch, wie realistisch beziehungsweise unrealistisch eine derartige anmaßende Verheißung ist. Denn selbst wenn der Tod auf digitale Weise vorübergehend (!) ausgetrickst würde, wäre mitnichten so etwas wie eine echte Unsterblichkeit oder Auferstehung erreicht. Jakob Schmidt beschreibt die Fiktion: „Der Wunsch nach der Unsterblichkeit ist ganz zentral im Transhumanismus verankert.“ Der „menschliche Geist, befreit von den Zwängen seines Körpers, wird als Teil einer intelligenten Maschine in den Augen der Transhumanisten zu so etwas wie einem transzendenten Wesen.“ Doch rein technisch gesehen, wird der menschliche Geist nie ein wirklich transzendentes Wesen sein können – das ist nur spirituell beziehungsweise theologisch denkbar! Denn unser Planet ist nun einmal vergänglich - und damit auch alle auf ihm produzierte Technik; dasselbe gilt für unsere riesige Galaxie, ja für das gesamte Weltall, wie Bibel und Naturwissenschaft gleichermaßen wissen: "Himmel und Erde werden vergehen." Mit dem Philosophen Wilhelm Schmid bleibt festzuhalten: „Das Diesseits weigert sich hartnäckig, zum Paradies zu werden. Das Ausmaß der Hoffnungen, die Menschen in ihr Glück setzen, definiert die Fallhöhe, die erfahrbar wird, wenn alle Anstrengungen vergeblich sind, individuell und gesellschaftlich.“ Zurecht kritisiert Philipp von Becker in seinem Buch „Der neue Glaube an die Unsterblichkeit“ (2015) die digitalen Erlösungsphantasien des Transhumanismus: Es sei höchste Zeit für eine Entzauberung der neuen techno-utopischen Heilsversprechen. Allerdings greift von Beckers philosophische Kritik zu kurz, wenn sie zugleich die Frage nach Gott, der doch allein Unsterblichkeit und Auferstehung schenken kann, für erledigt hält. Stellt sich diese Frage nicht vielmehr mit neuer Wucht, wenn die transhumanistischen Perspektiven als bedenkliche Illusion durchschaut werden?
Bedenklich sind diese Perspektiven bereits im Hier und Heute, denn schon jetzt sind die Menschen durch die transhumanistische Philosophie zur Orientierung am Digitalen, zum technokratischen Denken aufgefordert – mit allen bitteren Konsequenzen. Beispielsweise besagt der neue Lagebericht des deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): „Die Gefährdungslage im Cyber-Raum ist hoch. Wir müssen davon ausgehen, dass dies dauerhaft so bleibt oder sogar zunehmen wird.“ Ungeachtet dessen wird allenthalben weiterhin rigoros und geradezu blindwütig auf die Digitalisierung unserer Kultur, insbesondere auch der Infrastrukturen gesetzt. Der Transhumanismus erweist darin seine ideologische Macht; er ist kaum mehr zu bremsen, obwohl seine Widersprüchlichkeit immer offensichtlicher werden. So erklärt Shoshanna Zuboff: „Was das Worst-Case-Szenario betrifft, so müssen wir es uns nicht vorstellen, weil es bereits da ist und sich weiter entfaltet.“
Der Mensch selbst, seine Freiheit und Privatsphäre, werden transhumanistisch konsequent ruiniert, indem die Person reduziert wird auf das Gebilde einer mind machine, bei der das Gehirn mit invasiver Technologie verschmilzt. Drahtlos anwendbare Brain-Machine-Interfaces (BMI´s / zu Deutsch: Gehirn-Computer-Schnittstellen) dienen der Direktverschaltungen des Gehirns mit Maschinen. Wenn aber der Mensch sich selber im Grunde als Computer verstehen soll, wer schreibt dann die Programme? Wer definiert seine Probleme? Wer beantwortet glaubwürdig seine metaphysischen Fragen? Was bedeutet es, wenn er im Kontext des gerade emporwachsenden „Internets der Dinge“ quantifiziert und per 5G- und bald 6G-Mobilfunk in Echtzeit kontrolliert, ja permanentem Nudging, also Gestupst-Werden ausgesetzt sein wird? Gertrud Höhler hat Recht: „Aus der klug geplanten Herrschaft über die Dinge, hinter der die souveräne Beherrschung des Glücks aufleuchtete, wurde unversehens die Knechtschaft unter die Dinge, weil wir ohne anderswo abgeleitete Selbstdefinition in den Umgang mit den Dingen eingetreten sind…“.
Quasi-intelligente Strukturen verändern das Individuum und die Gesellschaft grundlegend. Was philosophisch gut gemeint und technisch gekonnt umgesetzt sein mag, muss für den Menschen und die Menschheit nicht immer vorteilhaft sein. Selbst Klaus Schwab, der Gründer und Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums (WEF), gibt zu bedenken: „Technologien werden bei der Lösung vieler unserer heutigen Probleme unweigerlich eine Rolle spielen, doch sie tragen auch zu diesen Problemen bei und schaffen neue.“ Quantencomputer könnten erhebliche Risiken für Datenschutz und Sicherheit schaffen, virtuelle Realitäten Probleme des Online-Mobbings weiter verschärfen und neue Technologien vorhandene Systeme womöglich verschlechtern – und so fort. Laut Schwab gilt es gründlich darüber nachzudenken, „wie uns Technologien unbemerkt den Boden unter den Füßen wegziehen können“! Droht nicht am Ende – und zwar gerade auch in militärischer und ökologischer Hinsicht – tatsächlich eine digitale „Fortschrittsfalle“? Der Transhumanismus führt weltweit zu einer fragwürdigen Politik, die viel Glauben an die Technik und eher wenig Glauben an die Menschheit, ja ein Nicht‑Glauben an Gott voraussetzt, wie Jakob Schmidt deutlich macht: „Der Transhumanismus speist sich stark aus dem Atheismus und strebt in gewisser Weise die Gottwerdung des Menschen an. Transhumanisten brauchen keinen Gott, sondern schaffen sich den ‚perfekten Menschen‘ einfach selbst.“ Ach, wie einfach, ja wie einfältig – und dabei: wie gefährlich!
3. Der überflüssige Mensch
Das bisherige Menschsein betrachtet der Transhumanismus als defizitär. Seine Gegner bezeichnet er abwertend als „Biokonservative“, weil sie das Leben so erhalten wollen, wie es ist. Er möchte den Menschen in den Nach-Menschen transformieren. Immer sei noch eine Steigerung möglich. Folglich bliebe auch das Menschsein von morgen und übermorgen defizitär! Welche Vollkommenheit wird da ideologisch und technizistisch angestrebt? Weil Technik letztlich die Vergänglichkeit dieser Welt doch nicht wirklich überwinden kann, wird nie eine echte Perfektion zu erreichen sein; immer wird manches defizitär bleiben müssen. Insofern erweist sich der Transhumanismus in seinem Streben paradoxerweise als trostlos. Er ist durchschaubar illusionär – und demgemäß eine nicht ungefährliche Ideologie. Er geht an der Menschenwürde, nämlich an der Würde des gegenwärtigen, zweifellos unvollkommenen Menschen und nicht zuletzt an der Wirklichkeit der Seele vorbei. Diese problematische Weltanschauung lässt im Grunde offen, was überhaupt das erstrebte Bessere sein werde – vielleicht ein neuer Mensch, vielleicht auch etwas anderes, das nicht mehr Mensch ist? Christiane Haid hinterfragt deshalb den Transhumanismus scharf: Wie kam und kommt es dazu, „dass der Mensch eine Bewegung entwickelt, die das erklärte Ziel verfolgt, ihn selbst, seine Existenz und Anwesenheit auf der Erde überflüssig zu machen?“ Wo das Humane überstiegen werden soll, muss es am Ende ja doch zurückgelassen, überwunden, beseitigt, „aufgehoben“ werden. Es droht insofern eine digitale „Ent-Menschlichung“ (Ulrike Guérot). Diese hochproblematische Tendenz schwingt in der transhumanistischen Philosophie stets mit, wie auch Armin Grunwald befürchtet: „Danach bliebe dem Menschen der Zukunft entweder ein Schlaraffenland, in dem er selbst weder noch etwas tun muss noch tun darf, sondern einfach zum Genießen auf der Welt wäre, oder aber seine Abdankung, die Anerkennung, dass auch Menschen nur eine vorübergehende Erscheinung der Evolution seien.“
Dass mit dem Transhumanismus eine zunehmende Erosion verbindlicher Ethik droht, weil bewährte humanistische Grundwerte aufweichen, liegt auf der Hand: „Das Ethische ist in die Technik hinein verschwunden. Die Ethik ist nicht mehr da“, diagnostizierte Günter Rohrmoser schon vor Jahren. Zwar meinen Transhumanisten, eine eigene Ethik zu besitzen und sogar einer ethischen Verpflichtung zu unterliegen, den Fortschritt voranzutreiben. Doch welche Ethik dann im Einzelnen Algorithmen in welchen Bereichen beherrschen soll, wo und wie wäre das international und regional einvernehmlich festzulegen? Ist nicht um solche Fragen längst ein „unsichtbarer Krieg“ (Yvonne Hofstetter) im Gange? Bezeichnenderweise stellt etwa die Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union lediglich die "Basis" für eine gesellschaftliche Diskussion dar – und bleibt insofern schlicht unverbindlich! Die Wiener Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann, deren Karriere einst in Unternehmen des Silicon Valley begann, warnt entschieden vor dem Transhumanismus: Sie hält ihn für eine Ideologie der Lieblosigkeit – und das Fortschrittsdenken für einen Irrweg. Auch der katholische Theologe Johannes Hoff warnt: „Der Diskurs des Transhumanismus bündelt den ideologischen Überbau einer von Megakonzernen getriebenen ökonomischen Agenda, die die sozialen, politischen und kulturellen Errungenschaften unserer Zivilisation untergräbt.“
Die im Abendland bislang maßgebliche Religion des Christentums weiß indes um das wesenhafte Ausgerichtetsein des Menschen auf Gott, der in Jesus Christus selbst Mensch geworden ist. Von daher kann das Menschsein unmöglich etwas zu Überwindendes darstellen. Die Zukunft des Menschen wird sich von Gott her ergeben, der sein Reich zum Ende dieser Weltzeit selbst herbeiführen wird. Diese bedeutet dann eben nicht eine Negation des Menschseins, sondern seine Erfüllung und geschenkweise Vervollkommnung: Sie kann dem Menschen in der Bindung seiner Natur an die Gottesnatur – unvermischt und doch ungetrennt – zuteil werden. Christliche Theologie spricht diesbezüglich von der zu erhoffenden Vergottung (theosis), die als Gnade alles andere sein wird als eine Selbstvergöttlichung.
Aus dieser Perspektive stellt der Transhumanismus in all seinen Varianten eine Fiktion des Unglaubens und der Ungeduld dar. Eine Art Paradies auf Erden wollten schon viele ambitionierte Ideologien errichten, der Transhumanismus ist gewiss nicht die erste. Aber er könnte wegen seiner ausgreifenden, disruptiven Machtmittel für den Planeten die letzte werden – gemäß dem Diktum Ulrike Guérots: „Die modernisierte Hölle ist uns sicher; sie ersetzt den Silberstreifen am Horizont, der einst den Himmel bedeutete.“